Offener Wohnbereich mit Küche und Essraum

Immer, wenn sie zu ihm rüberschaute, konnte sie erkennen, dass sein Hemd hochrutschte. Von seinem Bauch konnte sie in den Sekunden nicht viel erkennen, aber das wäre ihr sowieso zu unangenehm gewesen.

Er bewegte sich ziemlich gut, das war sicher die jahrelange Übung beim Tanzen. Nun war das Lied zu Ende und Irene hatte knapp gegen ihn gewonnen.



„Ja, ich habe gewonnen!“

Voller Freude drehte sie sich zu ihm um, doch er öffnete gerade ein paar Knöpfe seines Hemdes.

Vielleicht ist Tanzen doch keine so gute Idee? Ob er lieber etwas anderes tragen möchte?

Als er dann wieder Soju trank, sah sie ihn überrascht an.

„Ich werde uns Wasser holen!“ meinte sie zu ihm und ging kurz in die Küche. Dort schnappte sie sich eine Flasche mit Wasser und zwei Gläser, mit denen sie zurück zu ihm kam.

„Wenn du Durst hast, solltest du lieber Wasser trinken.“

Wenigstens hatte er gut gegessen, somit würde der Alkohol langsamer anschlagen. Irene schüttete ihm Wasser ein und reichte es ihm. Um ehrlich zu sein, war es gar nicht so einfach in dem Kleid zu tanzen, aber sie gab sich alle Mühe. Von irgendwoher holte sie sich ein Haargummi und band ihre Haare zu einem Zopf zusammen, da die andauernd im Weg waren.



Irene sah zu ihm und jetzt fiel ihr auf, dass er seine Brille runtergemacht hatte.

„Kannst du ohne Brille was sehen? Oder musst du die gar nicht tragen?“, wollte sie wissen und trank aus ihrem Glas Wasser.

„Ist auch kein Wunder wie gut du dich bewegst“, meinte er und zwinkerte ihr zu.



Da kann man sich auch nicht konzentrieren bei so einer heißen Brezel.

Weil Irene ihn beobachtete, wie er Soju trank, fiel ihr ein das sie Wasser trinken konnten. Er jedoch würde bei seinem Alkohol bleiben.

Nachdem sie wieder zurück kam mit den Sachen, meinte sie er sollte lieber Wasser trinken. Das würde er sicher nicht machen. Doch Irene hielt ihm schon ein Glas Wasser entgegen. Aus Freundlichkeit trank er es leer und stellte das Glas ab.

„Das was ich sehen will, sehe ich..“



Und schön bald sehe ich dich unter mir..

„Normalerweise trage ich Kontaktlinsen“, antwortete er ihr.

Sie konnte er gut erkennen, aber sie anzufassen wäre ihm noch viel lieber. Bestimmt fühlte sie sich richtig gut an.

„Dir macht es sicher nichts aus, wenn ich auf deiner Couch schlafe oder? Ich hab den anderen schon Bescheid gegeben“, log er wie gedruckt.



Wenn sie schon alleine waren musste er jede Minute mit ihr ausnutzen. Sie würde ihn ja wohl nicht nach Hause schicken oder? Wenn sie immer das machte was die anderen sagten, war er gut im Rennen wenn er Sachen bestimmte.

Er flirtete wieder mit ihr, jetzt fiel ihr das viel eher auf, als vorher. Ob es eine gute Idee gewesen war, ihm Alkohol zu geben?

Zum Glück trank er das Wasser, was sie ihm gegeben hatte. Das war bestimmt besser, als nur Soju zu trinken.

"Ah, ja. Ich auch. Meine Brille trage ich meistens nur, wenn ich keinen Besuch habe."



Ihr Mund fiel überrascht etwas auf, als er meinte, er wollte bei ihr auf der Couch schlafen. War das jetzt sein Ernst? Irene dachte, er würde sich ein Taxi rufen oder so.



"Ehm", stammelte sie unsicher.

Ich weiß nicht, wann meine Eltern zurückkommen. Er kann nicht bei mir übernachten, nicht, wenn wir nur zu zweit sind...

"Ich kann dich nachher fahren, oder wir rufen dir ein Taxi", wäre genau da gewesen, was sie jetzt am liebsten gesagt hätte, doch es kam nicht aus ihrem Mund. Irene sah ihn an.

"Klar... kein Problem...", sagte sie mit einem leichten Lächeln, um nicht unfreundlich zu wirken und kratzte sich wieder am Hals. das war eine doofe Angewohnheit von ihr, wenn sie aufgeregt war.



Jetzt könnte ich auch ein Glas Soju vertragen, aber das wäre ein Fehler. Ich sollte nüchtern bleiben! Was, wenn er wieder etwas versucht?

Irene wusste, dass er Interesse an einigen Frauen hatte, weshalb ihr das noch unangenehmer war.

"Du kannst aber auch gerne hier unten übernachten, die Couch ist viel gemütlicher und größer, wenn sie erst einmal ausgezogen ist", erklärte sie ihm und wählte jetzt einfach ein neues Lied, auf das sie tanzen konnten, damit es ihr nicht mehr so unangenehm war.



Weil es anfing, begann auch sie mit dem Controller in der Hand an zu tanzen. Sie konzentrierte sich so auf den Tanz, dass sie gar nicht mitbekam, ob er mittanzte. Ihre Gedanken waren durcheinander und sie lenkte sich gezwungenermaßen dazu, an etwas anderes zu denken.

Einfach auf das Tanzen konzentrieren, ihn gar nicht beachten. Er wird nur hier übernachten, mehr nicht. Das muss mir ja nicht unangenehm sein... Ich wünschte aber es wäre jemand hier!

Sie sagt echt nichts. Einfacher gehts ja nicht mehr... woww sie hat ja gesagt. Wird ja immer besser. Vielleicht schaffe ich es ja heute sie zu verführen.

Er bemerkte das ihr nicht ganz wohl war bei der Sache. Wenn sie wirklich nicht so mit Männern konnte, wie Ava ihm das erzählte dann konnte es deswegen sein. Schnell bot sie ihm an, das er unten schlafen sollte. Würde er sicher nicht machen. Warum auch wenn er bei ihr oben schlafen konnte? Für sie war das Thema schon gegessen und spielte gleich weiter. Ihm gab sie auch einen Controller. Das Lied fing an und er sah ihr einfach dabei zu, wie sie sich bewegte.



Ist sie im Tanzfieber oder will sie vor mir flüchten? Ich glaube eher das zweite.



„Deine ist mir viel lieber. Außerdem sieht mich da nicht gleich jeder“, äußerte er sich als der Song vorbei war.

Irene war eindeutig die Gewinnerin. Jin hatte genau Null Punkte was auch nicht verwunderlich war. Er legte den Controller beiseite und schenkte sich noch ein Glas Soju ein. Wieder trank er sein Glas leer. Mittlerweile konnte er nicht mehr mit dem Auto fahren was sein Ziel war und sie würde denken, dass er schon besoffen war. Er würde ihr so einiges jetzt vorspielen.

„Wir können ja schon mal nach oben gehen. Mir ist ziemlich schwindelig. Du hilfst mir doch oder?“, fragte er nach.

Das stimmt. Oben hätte er sicher mehr seine Ruhe.

Gar nicht anders möglich, gewann sie wieder. Dass er absolut keine Punkte bekommen hatte, war ihr peinlich, weil sie jetzt daran dachte, dass er sie möglicherweise einfach nur beim Tanzen beobachtet hatte. Das war nicht so geplant gewesen.



"Dann werde ich einfach hier unten übernachten. Oben stört dich dann niemand", überspielte sie ihre Nervosität, atmete durch und trank etwas. Auch er trank schon wieder etwas.

Die Flasche ist ja leer! Hat er die ganze Flasche getrunken???

Irene war einfach komplett aufgeschmissen, weil niemand anderes da war, aber sie versuchte so stark zu sein, wie es nur ging. Für sie war das alles nur so schlimm, da er eigentlich ihr Typ war. Sein Aussehen sagte ihr total zu, doch nicht der Aspekt, dass er viele Frauen hatte. So wie es aussah, schlug der Alkohol bei ihm schon an und er fühlte sich nicht so gut. Wenn sie ihm jetzt half, sich hinzulegen, dann hätte sie ihre Ruhe und konnte danach unten alles gemütlich fertig machen.

Sie nickte selbstverständlich und hielt ihm ihren Arm hin, damit er sich da einhalten konnte. Eigentlich wollte sie ihn nicht mit zu viel Körperkontakt stützen.

"Du hättest mehr Wasser trinken sollen!", meinte sie, als sie neben ihm stand. Von dort, drehte sie ihren Kopf zur Seite und sah zu ihm hoch, dann aber schnell wieder weg.



"Halt dich einfach ein, ich helfe dir dann."

Eigentlich war es viel sinnvoller für ihn, unten zu bleiben. Jetzt musste er so viele Treppenstufen gehen und sie würde ihm dabei helfen müssen.

Sie konnte sagen was sie wollte, er würde schon dafür sorgen das sie nicht weit weg von ihm war. Unten ließ er sie sicher nicht schlafen. Irene konnte flüchten wohin sie wollte, er würde bei ihr sein.

Brav wie sie war, hielt sie ihm den Arm hin. Natürlich hing er sich nicht bei ihr ein, sondern er legte seinen Arm um sie. Die Situation musste er einfach ausnutzen. Gleich ermahnte sie ihn, wieso er so viel getrunken hatte und nicht das Wasser genommen hatte. Das fand er ganz amüsant. Für ihn war das eindeutig, aber für Irene nicht. In dem Moment wo sie zu ihm hochsah, sah er genau zu ihr. Sie sah richtig gut aus und gerne hätte er sie jetzt schon geküsst, aber das würde er sich für oben sparen.



Als sie meinte sie würde ihm dann helfen musste er sein Grinsen verkneifen. Von ihr ließ er sich gerne helfen. Irene half ihm dann beim nach oben gehen.

Sonntag, 01.05.2020

Irene bereitete Frühstück vor und ließ es vor sich hin köcheln. Sie machte einmal normales Frühstück und dann eine Katersuppe, da sie ja davon ausging, dass Jin betrunken gewesen war am Vorabend. Ob er sich überhaupt noch erinnerte?

Ihre Mutter hatte ihr gesagt, es wäre gut, wenn sie so eine kochen würde. Die Eltern waren in ihrem Arbeitszimmer und bekamen also gar nichts mit. Ava hatte sie heute morgen auch noch nicht gesehen. Da sie ihren Geburtstag gefeiert hatte, übernachtete sie bestimmt bei Freunden.

Nun kam Jin nach unten und konnte Irene vor dem Herd sehen. Heute hatte sie nichts schickes an sonder war eher gemütlicher angezogen. Das stand ihr auch richtig gut.

"Guten Morgen", begrüßte er sie gleich superfreundlich und warf ihr einen Kuss zu.



Jetzt war er wieder selbstbewusst wie immer und strahlte pure Energie aus. Der Schlaf hat ihm gut getan und ihr hoffentlich auch. Seine Brille hatte er wieder auf, weil Irene ihm die nachgetragen hatte.

"Machst du extra frühstück für mich?", wollte er gleich wissen und setzte sich auf den Barhocker.



Er überlegte was sie ihr jetzt auftischen würde. Würde sie ihn darauf ansprechen was vor einigen Stunden noch passiert war?

Da das Essen am Herd war, hörte sie seine Schritte nicht, sondern sah ihn erst, als er in der Küche stand.



Jin warf ihr einen Kuss zu, so wie er es so oft machte, das hatte sie auch schon im Fernsehen gesehen, dass das eine Angewohnheit von ihm war.

"Guten Morgen", wünschte sie ihm ebenfalls freundlich. Zwar war es ihr noch immer etwas unangenehm, doch sie wollte nicht so rüberkommen. Auf jeden Fall ging es schon besser, als gestern Abend.



Sie sah zu, wie er sich auf den Hocker setzte.

Erinnert er sich noch an gestern? Eigentlich wäre es ja gut, wenn er sich nicht erinnert, dann kann ich versuchen ganz normal zu sein.

Irene stellte den Topf und die Pfanne vom Herd und sah ihn an, da er ihr gegenüber war. Seine Kleidung von gestern trug er wieder und auch seine Brille war auf seiner Nase. Als er sie fragte, ob sie das Frühstück extra für ihn zubereitete, setzte er sich so hin, dass seine Schultern richtig breit aussahen.

Sie entschloss sich dazu, lieber auf das Essen zu sehen, als auf ihn, da sie das durcheinander brachte.

"Nein. Ich habe es sowieso gemacht, aber die Suppe ist extra für dich. Meine Mutter hat gesagt, ich sollte eine kochen, da du gestern getrunken hast", erklärte sie ihm ruhig und schöpfte die Suppe in eine Schale, das andere Essen machte sie in andere Schälchen hinein und stellte es zu ihm. Da er schon saß, konnten sie auch dort bleiben. Den Rest stellte sie ebenfalls dorthin, holte Stäbchen für beide und setzte sich dann neben ihn hin.

Einfach nichts anmerken lassen. Ganz normal reagieren.

Es war ja nicht so, als wäre gar nichts gewesen, er hatte sie am Hals geküsst und darüber durfte sie nicht nachdenken, weil dann ihr Herz wieder schneller schlug.

Etwas zu trinken hatte sie zuvor auch noch hingestellt und nahm sich etwas davon. Dann fing sie an zu essen.



Ich bin älter als er, ich darf nicht so nervös sein. Wieso vergesse ich das ständig, dass er jünger ist? Am besten einfach reden.



"Hast du gut geschlafen?", wollte sie wissen und warf einen ganz kurzen Blick zu ihm rüber. Dann schob sie ihre Brille hoch und nahm wieder etwas vom Essen.

Woahh das war schon wieder eine Abfuhr. Sie hat nur für mich eine gekocht, weil ihre Mutter das gesagt hat?

"Und was haben sie gesagt, dass ich hier übernachtet habe?", fragte er unschuldig nach.



Dann stellte Irene ihm alles hin und erkundigte sich ob er gut geschlafen hatte. Ehrlich gesagt wollte er sagen, dass er besser mir ihr geschlafen hätte, aber dann würde sie völlig durchdrehen und ihn gar nicht mehr ansehen. Lieber behielt er mal seine Gedanken für sich.

"Ja, danke und du?", wollte er wissen und sah zu ihr, weil sie jetzt neben ihr saß.

Da die Suppe vor ihm stand, nahm er einen Löffel davon und schob ihn gleich in seinen Mund.



"Boahh... die ist richtig heiß", pustete er wie verrückt die heiße Luft raus.

Als er alles hinunter geschluckt hatte, warf er wieder einen Blick zu ihr.



"Also wegen gestern... das tut mir echt Leid. Ist alles okay bei dir?"

Vorsichtig strich er mit seinem Daumen bei ihren Hals entlang um zu sehen ob etwas zu erkennen war. Natürlich machte er das wieder mit voller Absicht. Ihm tat es nicht Leid, wenn er die Chance wieder hätte würde er es genauso machen. Nun ließ er sie wieder los.



"Man kann zum Glück nichts erkennen", äußerte er sich.

Jetzt widmete er sich wieder seinem Essen und aß weiter.

Dann versuche ich sie eben durch solche Berührungen sie weich zu bekommen.

Damit er die Stimmung ein wenig lockerte, nahm er einen Löffel und hielt ihn ihr entgegen.

"War nur Spaß der ist für mich", sagte er frech und schob ihn in den Mund.



Ich habe noch nie so einen verkrampften Menschen kennengelernt.

Wieso will er wissen, was sie dazu gesagt hat?

In Gedanken dachte sie an die Unterhaltung mit ihrer Mutter, als sie in der Früh hinunter gekommen war.

"Du bist aber schon früh wach. Das Auto draußen, ist es das von Seokjin?", wollte sie wissen und Irene nickte daraufhin.
"Ja, er hat gestern zu viel getrunken und deshalb auf meiner Couch übernachtet", stellte sie gleich klar.
"Omo, tatsächlich?", erstaunte sie mit einem anschließenden Lächeln. "Dann solltest du ihm unbedingt eine Katersuppe kochen, damit er wieder ganz fit wird. Und er hat auf deinem Sofa geschlafen, das ist aber nicht sehr bequem. Du hättest ihm dein Bett anbieten und bei deiner Schwester im Zimmer schlafen können."
"Er hat kaum gehen können und es ging nicht weiter, als bis zur Couch."
"Ah so ist das. Dann solltest du ihm ein gutes Frühstück kochen, damit er zufrieden ist. Falls er nicht gut geschlafen hat."

Also war das nicht ganz wahr gewesen, was sie gesagt hatte. Zwar kam der Vorschlag von ihrer Mutter, aber sie stimmte dem zu und kochte dann für ihn. Es war ihr aber zu unangenehm es zuzugeben. Wenn sie das tat, bildete er sich vielleicht etwas falsches darauf ein, darum war es besser, es so zu belassen.

"Sie... hat gesagt, dass es besser gewesen wäre, wenn du in einem Bett und nicht auf der Couch geschlafen hättest."

Auch er erkundigte sich bei ihr, ob sie ebenfalls gut geschlafen hatte. Sie war froh, dass es ihm in der Nacht gut ergangen war. Irene nickte und schenkte ihm ein Lächeln.

"Hm, ja. Ich schlafe immer gut, wenn ich Zuhause bin."



Wieder nahm sie sich etwas vom Essen. So wie es aussah, war die Suppe etwas zu heiß. Überrascht sah sie rüber zu ihm, weil er so pusten musste.

"Oh, das tut mir leid, dass sie so heiß ist. Einen Moment", meinte sie, schob die Schale zu sich rüber und fing an sanft zu pusten, damit sie etwas runter kühlte. Während sie pustete, kam eine Entschuldigung aus seinem Mund und sie hörte auf damit. Ihr Blick traf genau seinen, als sie zu ihm rüber sah.



"Ehm. Okay... du hast ja viel getrunken. Bei mir ist alles okay", antwortete sie ihm, doch da griff er an ihren Hals, genau dahin, wo er sie geküsst hatte. Sobald sein Finger ihre Haut berührte, zuckte sie etwas zurück.

Ich muss ihm sagen, dass ich das nicht noch einmal möchte.



"Es war mir ziemlich unangenehm und ich hoffe, dass so etwas nicht mehr vorkommt. Das würde mir die Arbeit sehr erschweren", gab sie ehrlich zu. Langsam schob sie ihm die Suppe wieder entgegen. Er hielt ihr auf einmal einen Löffel entgegen, den er sich aber selbst in den Mund schob.

Versucht er die Situation etwas lockerer zu machen?, fragte sie sich und musste dann sogar etwas lachen. Sie dachte echt, er wollte sie füttern.



Irene sah wieder zu ihm und er wurde gerade von dem Sonnenlicht angeleuchtet, das von draußen durch das große Fenster in den Raum hinein schien. Er aß und sie sah ein bisschen zu ihm. Von der Seite hatte er ein gutes Profil und seine Augenfarbe war gerade richtig schön. Doch sie wollte nicht daran denken, deshalb aß sie jetzt auch weiter.

"Müsst ihr auch sonntags viel arbeiten?", fragte sie nun, damit sie sich nicht anschwiegen. Heute war Sonntag und als Idol hatte man bestimmt viel zu tun.

Also hat es ihre Eltern nicht gestört? Wow.. dann könnte ich das vielleicht öfters machen. Sie wollten sogar, dass ich in ihrem Bett schlafe? Dann haben sie wirklich keinen blasen Schimmer von mir, wie ich bin.



Wieder lehnte sie ihn ab und meinte das ihr das alles unangenehm war mit ihm. Innerlich frustrierte ihn das schon, wenn er ehrlich war, aber das würde er niemals jemanden sagen. So etwas würde er sofort abstreiten und nie zugeben.

Findet sie mich so abstoßend? Aber was passt ihr nicht an mir? Und wieso soll das ihre Arbeit erschweren, wenn wir nur rummachen? Ist ja nicht so als hätten wir miteinander geschlafen.

Ihre Einstellung gegenüber ihm, konnte er einfach nicht nachvollziehen. So etwas war einfach ganz neu für ihn.

Die Suppe, die sie ihm zuvor genommen hatte, schob sie ihm wieder zu und er fand die Geste echt lieb. Sowas war ihm noch nie passiert, dass ihm jemand sie Suppe kühlte. Kein Wunder den er hatte nur Frauen im Bett und nicht in seinem Alltag integriert so wie Irene.

Hat sie das nur gemacht, weil sie eine gute Gastgeberin sein wollte?

Das Irene über seinen Spaß lachte, erleichterte ihn auch. Dann hasste sie ihn noch nicht. Und wieder sah er zu ihr, weil er sie einfach so hübsch fand, wenn sie lächelte.



Die beiden widmeten sich wieder ihrem Essen. Um die Stille zu brechen, fragte Irene ihn ob er arbeiten musste.

"Ja, leider. Ich muss bald mal los, weil wir noch proben müssen"



Sie kann so gut kochen. Wahnsinn! Später würde ich mal so eine Frau wollen, aber das dauert. Zuerst will ich mein Leben richtig auskosten.

"Dein Essen schmeckt richtig lecker", lobte er sie noch einmal.

Ich frage mich, ob er so etwas bei jeder Frau macht. Irgendwie total schade, er wäre eigentlich echt lieb...

Irene fand es wirklich schade, dass er so jemand war, wie es ihr Ava beschrieben hatte. Das stellte sie sich stressig vor, wenn man so viele Frauen hatte. Darüber wollte sie auch gar nicht nachdenken, doch immer wieder kam es ihr in den Sinn.

Vielleicht war es aber auch besser so, ja es musste so besser sein. Seit Jahren schützte sie sich schon selbst davor, auf Männer reinzufallen. Bisher schaffte sie es immer sehr gut, da niemand dabei gewesen war, bei dem sie das Bedürfnis danach hatte, nachzugeben. Bis auf ihn. Woran das lag, wusste sie nicht. Irene war kein Mensch, der nur auf das Äußerliche sah, sie legte viel Wert auf den Menschen selbst.

Jin antwortete ihr, dass er bald schon wieder los musste, weil er noch proben musste.

„Das ist sicher nicht einfach, so viel zu trainieren und zu proben“, äußerte sie sich dazu und schob ihre Brille hoch, da sie etwas runter gerutscht war.



„Danke“, bedankte sie sich, als er ihr Essen lobte.



„Ich habe gehört, dass du auch gut kochen sollst?“

Es scheint ihm wirklich gut zu schmecken. Und er ist ein echt guter Esser. Das ist mir gestern auch schon aufgefallen... Ob er schon einmal eine Beziehung hatte? Ah, wieso denke ich bitte darüber nach? Das ist ja seine Sache und geht mich nichts an, wieso frage ich mich so etwas überhaupt!

Irene war jetzt total vertieft in ihren Gedanken.

Hätte er das auch gemacht, wenn er nicht getrunken hätte? Er hat mich vorhin auch einfach am Hals berührt, als wäre es nichts. Ist das wirklich seine Art? Ich muss echt vorsichtig sein, damit so etwas wie damals nicht noch einmal passiert. Hoffentlich macht er das nicht mehr bei mir! Ob ich jedes Mal stark sein werde?

Jetzt rüttelte sie sich aus ihren Gedanken heraus und bewegte sich mal wieder, da sie vorher wie versteinert gewesen war.

„Dann gebe ich morgen gleich die Möbel in Auftrag“, kam es schlagartig aus ihrem Mund. Dass sie gerade total den Sprung machte mit dem Thema, realisierte nicht einmal richtig.

„Es wird dann noch ein paar Wochen dauern, bis alles ganz fertig ist.“

Komischerweise bin ich gerne mit ihm zusammen. Aber nur, wenn er nicht mit mir flirtet. So hart das auch ist, ich muss ihm das tatsächlich vermitteln, dass er absolut nicht mein Typ ist. Auch wenn das nicht stimmt.

"Ach echt? Von wem weißt du das, dass ich gut koche?", fragte er gespannt.



Hat sie etwa was über mich gelesen? Oder weiß sie das von Ava. Würde mich zu gerne interessieren.

Eine Zeit lang sagte sie nichts. Plötzlich fing sie gleich an von den Möbel zu sprechen. Sie würde alles in Auftrag geben und in den nächsten Wochen würde alles fertig sein. Jin nickte und dachte nach.



In ein paar Wochen? Das heißt, sie besucht mich bald. Bin ich gespannt wie es dann fertig aussieht. Das Bett könnte ich mit Ava testen, die freut sich bestimmt. Ich hoffe sie kommt wieder vorbei.

"Okay, ich freue mich schon. Sieht sicher gut aus. Du hast auch großartige Arbeit geleistet",, lobet er sie wieder.



"Das heißt du meldest dich dann bei mir, wenn alles fertig ist?"

Wieso wollte er das wissen, woher sie das wusste? Damit rechnete sie nicht. Konnte sie ihm einfach sagen, dass sie es im Internet gelesen hatte? aber dann würde er vielleicht denken, dass sie nach ihm gesucht hatte.

Das war auch der Fall gewesen, aber das musste ja er nicht wissen!



Woher ich das weiß? Was sage ich ihm.



Unruhig strich sie sich die Haare hinter ihr Ohr.

"Habe ich zufällig gelesen. Aber ich erinnere mich nicht mehr wo", redete sie sich raus. Irgendwie konnte sie jetzt nichts mehr essen, weil ihr Magen nervös war. Jin lobte sie für ihre gute Arbeit, was sie freute. Sie selbst war schon so gespannt, wie es aussehen würde, wenn alles fertig war. Da hatte sie noch einiges an Arbeit vor sich, weil sie immer wieder nachsehen musste, ob alles passte bei den Möbeln.

"Danke. Hm, ja das werde ich machen."



Sie wartete noch, bis er aufgegessen hatte und da musste er auch schon wieder fahren. Erleichtert darüber, dass er weg war, räumte sie alles auf und schrieb sich schon mal alles für den Auftrag zusammen, was sie brauchte, damit sie morgen weniger Stress hatte. Zwischendurch kam ihr immer wieder in den Kopf, wie er an ihrem Hals gewesen war. Seine Lippen hatten sich ja schon weich angefühlt, wenn sie so darüber nachdachte, aber jedes Mal stoppte sie sich selbst, an das zu denken.

Samstag, 09.05.2020

Nach ihrem Tête-à-Tête mit Jin, fuhr sie nach Hause und schmiss ihr Zeug auf die Couch. Da ihre Eltern sowieso nicht da waren, wie so oft, würde sie das auch nicht stören. Als sie nichtsahnend in die Küche kam, weil sie sich etwas zu Trinken holen wollte, stand ihre Schwester dort, die sie ansah.



Ava ignorierte ihren Blick einfach und ging schnurstracks auf den Kühlschrank zu, öffnete ihn und überlegte, was sie trinken wollte. Da ihr gerade nach einem Smoothie zumute war und sie Vitamine nach dem "Sport" brauchte, nahm sie sich eine der Flaschen und schloss die Kühlschranktür wieder. Dann öffnete sie die Flasche und trank daraus.

Ihr ging einiges durch den Kopf und es waren viele Fragen da, sie sie sich stellte.

Sollte ich Jin noch einmal darauf ansprechen, dass mir das so unangenehm war? Ob das zu hart war, dass ich vor allen gesagt habe, dass er nicht mein Typ ist? Nein, das ist besser so. Wenn er davon überzeugt ist, dann bin ich in Sicherheit... Aber was hatte Ava da verloren? Ich verstehe das nicht und wieso hat sie sich so aufgeregt? Was ist nur los mit ihr?

Irene verbrannte ihr Essen in der Pfanne beinahe, wenn sie nicht von dem Einrasten der Tür aus ihren Gedanken gerissen wurde. Gleich rührte sie herum und sah ihre Schwester an, nachdem sie die Pfanne vom Herd zog. Ava sagte einfach gar nichts, sondern holte sich nur etwas aus dem Kühlschrank heraus.

Ich spreche sie einfach darauf an.



"Was war das vorhin?", wollte sie von ihr wissen und drehte sich zu ihr.

Genervt verdrehte sie ihre Augen, aber das konnte Irene nicht sehen, auch drehte sie sich nicht um, damit sie sie ansehen könnte.

Ugh. Ich habs gewusst. Die kann es echt nicht lassen!

"Was soll gewesen sein? Du tust so, als hätte ich den Präsidenten erschossen", jammerte sie und stellte die nun leere Flasche auf der Theke ab.

Auf ein Gespräch mit ihr hatte sie gar keine Lust.



"Ich werde ja wohl meine Gedanken noch äußern dürfen", meinte sie schnippisch und drehte sich nun um.

Das war doch nur eine normale Frage. Sie wird immer mehr anders. Egal was ich sage, sie zickt rum.

Dass sie sich nicht einmal umdrehte, war extrem unhöflich, doch irgendwann tat sie es, nachdem sie ihre blöden Kommentare wieder los wurde.



"Das war mir extrem unangenehm. Schon, dass du mit Ahri angefangen hast zu streiten. Und dann... das andere eben. Wem gehört eigentlich das Shirt?"

"Dir war das unangenehm? Was meinst du, wie es mir ging? Als du mit Jin in die Küche gekommen bist und seine Kleidung getragen hast. Das sah halt so aus, als hättet ihr miteinander geschlafen. Ich hatte nicht einmal eine Ahnung davon, dass du überhaupt da warst."

Ava lehnte sich jetzt gegen die Ablage und verschränkte ihre Arme.



"Ist dir das nicht peinlich in deinem Alter einfach bei jüngeren zu übernachten?", fragte sie gleich. "Sonst bist du auch immer nur Zuhause und machst alte Leute Dinge", fügte sie noch hinzu.

Bei dem, was Ava da sagte, stand Irene der Mund offen.



"Was redest du da eigentlich? Ob es mir nicht.... Ava!"



"Was ist eigentlich los mit dir? Ob es mir nicht peinlich ist? Was hattest du eigentlich dort zu suchen? Und wieso hast du so einen Aufstand gemacht?", wollte sie wissen. Irene wurde auch etwas lauter, weil sie das nicht glauben konnte, was ihre Schwester sagte.

So wie sie ihrer Schwester einfach keine Antworten gab, antwortete diese auch nie, sondern stellte nur noch mehr Fragen.

"Meine Güte. Hör doch mal auf mit dem Kreuzverhör! Du bist nicht meine Mutter, also lass es gut sein so zu tun, als würde es dich interessieren, was ich mache."

Ihre Müdigkeit trug einiges dazu bei, dass sie jetzt richtig gereizt war. Ava stellte sich wieder normal hin, ließ aber ihre Arme dabei verschränkt.

"Ich habe keinen Aufstand gemacht, es war alles gut, bis dir alles einfach mal wieder zu peinlich geworden ist. Das ist mir peinlich, dich kann man nicht Mal in die Welt lassen, weil du permanent im Erdboden versinkst. Dein Kopf sah schon so dunkelrot aus, Wahnsinn!"

Ava warf die Flasche jetzt in den Müll, nachdem sie wieder nach ihr gegriffen hatte. Mit Wucht schmiss sie sie hinein.



"Ach weißt du was. Es ist ja sowieso egal, ich brauche mich für nichts rechtfertigen. Du willst wissen, wem das Shirt gehört? Das hat mir der super heiße Typ gegeben, der keins getragen hat. Wenigstens zieht das Leben an mir nicht vorbei wie an dir. Ich weiß eben, wie ich Spaß habe."

Als Ava meinte, Irene sei nicht ihre Mutter, spürte sie einen Stich in ihrem Herzen. Innerlich könnte sie jetzt einfach nur weinen. Jahrelang war sie für ihre Schwester da gewesen, wenn es ihre Eltern nicht waren. Irene hatte ihre Abende geopfert, hatte gerne Zeit mit ihr verbracht. Aber so wie das aussah, war es Ava komplett egal.

Doch sie wollte nicht weinen, sie war gerade sehr wütend auf ihre Schwester, dass sie all die Dinge sagte.



"Ich tu nicht so, als würde ich mich für dich interessieren. Ich mache mir Sorgen um dich!", gab sie zu und schluckte. Ihre Worte trafen Irene, wie ein Schwert, dass ihren Körper immer wieder durchbohrte. War in ihrem Herzen nur Hass für Irene da? Das verstand sie einfach nicht. Wieso veränderte sich Ava nur so sehr.

Das Leben zieht an mir vorbei?

"..."

Irene wusste nicht, ob sie diese Frage stellen sollte, tat es dann aber.



"Hast du... habt ihr miteinander geschlafen?", fragte sie besorgt nach.

Sorgen? Dass ich nicht lache!

Dann fragte Irene total schockiert nach, ob Ava mit dem Mann geschlafen hatte, da fing sie an zu lachen.

"Meine Güte, ich bin doch kein Kind mehr. Willst du mir etwa verbieten mit Männern zu schlafen?", stellte sie gleich als Gegenfrage.



"Ich will nicht als alte Jungfer enden, wie du. Du kennst dich ja nicht einmal aus, wie das ist, also bitte versuch erst gar nicht, mir irgendwas ausreden zu wollen. Ich kenne dich ja, das versuchst du immer, sobald ich irgendeinen "Blödsinn" in deinen Augen anstelle."

Sie war richtig genervt und hielt sich jetzt sicher nicht mehr zurück. Was hatte sie zu verlieren? Sie war alt genug, um selbst zu entscheiden, was sie tat. Und nur, weil Irene keusch als Nonne lebte, musste sie das ja nicht auch tun.

Ihr Herz pochte wie wild und sie war echt fassungslos, von ihr zu hören, dass sie mit diesem Typen geschlafen hatte. Kannte sie ihn überhaupt? Es hörte sich nicht danach an. Das machte sie traurig. Und noch mehr, alles andere, was Ava ihr an den Kopf warf. Hatte sie so ein schlechtes Bild von ihr?

Nun schossen ihr Tränen in die Augen und ihre Lippe zitterte, weil sie sich zurückhielt.

"Ich will dich doch nur beschützen, eben weil ich weiß, wie das ist!", wurde sie lauter.

Dass sie keine Jungfrau mehr war, hatte sie nie gesagt, aber sie hatte ihre Geschichte auch nie erzählt. Doch die würde sie jetzt auch nicht sagen.

Irene hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen, weil sie so durcheinander war.

"Jeden Tag wirst du mir fremder. Du veränderst dich so sehr. Und immer wieder zeigst du mir, dass du mich hasst. Aber ich verstehe es nicht", fuhr sie aufgebracht fort und begann dabei zu weinen, was sie so gut wie möglich versuchte zu unterdrücken.



"Egal, was ich mache, egal was ich sage. Es kommt immer nur Ablehnung von dir. Ich gebe mir doch so viel Mühe, dir eine gute Schwester zu sein. Schon immer. Das tut wahnsinnig weh, von dir so abgelehnt zu werden."

"Ich brauche keinen Schutz! Kann ich nicht einfach selbst mein Leben leben? Eigene Fehler machen und Erfahrungen sammeln? Ständig will mir jeder vorschreiben, wie ich dies oder jenes zu machen habe. Das nervt gewaltig!", warf sie gleich zurück.

"Eine gute Schwester", meinte sie höhnisch und lachte vor genervt sein.





"Wenn du eine gute Schwester wärst, dann würdest du damit aufhören, alles an dich zu reißen. Hör auf mir ständig alles wegzunehmen! Hör auf damit dich in mein Leben einzumischen. Hör auf mich wie ein kleines Kind zu behandeln! Und hör auf eine Schwester zu sein, für die man sich nur schämen muss! Andere erleben die tollsten Geschichten mit ihren Schwestern und ich? Wir beide leben einfach aneinander vorbei. Wir sind uns kein bisschen ähnlich und werden es auch nie sein. Fertig. Schwester hin oder her, wir müssen uns weder leiden, noch verstehen. Bin ich froh, wenn ich Geld verdiene und dann hier raus bin!", wurde sie los und sah Irene zu, wie sie versuchte ihr Weinen zu unterdrücken. Ava war zu wütend um zu weinen.

Dass ihre Worte ziemlich hart waren, war ihr bewusst, aber sie war gerade so in Fahrt, dass es nicht anders ging. Sonst würde es Irene nie verstehen.

"Lass dir dein Essen schmecken...", meinte sie, drehte ihr den Rücken zu, holte ihre Tasche vom Sofa wieder und fuhr fort. Sie fuhr zu einer Freundin, bei der sie sich gleich über alles ausließ.

Irene schluchzte schon, weil sie nicht anders konnte als zu weinen. Doch die Worte von Ava wurden immer härter.



Wer war eigentlich die Ältere? Wieder einmal merkte sie selbst nicht, dass sie älter war, als ihre Schwester. Das dachte sie also wirklich? Dass Irene ihr alles wegnahm und sich ständig nur einmischte... Nie hatte Irene irgendetwas von ihr genommen, nicht mit Absicht. Wieso machte sie sie für die Fehler ihrer Eltern verantwortlich?

Eine Schwester, für die sie sich schämt?... Was habe ich getan!, fragte sie sich weinend und sank auf den Boden.



Ich wollte ihr doch nie etwas Böses. Sie hasst mich einfach so. Mein Herz tut so weh, ich halte das nicht aus.

Es machte sie echt fertig, dass Ava ihr all diese Sachen gesagt hatte. Irene war nun einmal so, wie sie war, doch war sie wirklich eine Person, für die man sich schämte? Ihre Eltern waren immer stolz auf sie gewesen. Bestimmt rührte ihre Eifersucht daher. Mit einem hatte Ava aber Recht; sie war kein Kind mehr! Und das spürte Irene gerade richtig, sie hatte es ihr ja förmlich rein gedrückt. Dass sie genau zu so einem Menschen wurde, vor dem sie ihre Schwester immer schützen wollte, bedrückte sie unglaublich. Wieso schlief sie mit einem fremden Mann? Jetzt da sie es wusste, fragte sie sich, ob es ihr erster war und wie es weitergehen würde.

Total fertig weinte sie sich am Boden aus. Nachdem sie sich wieder etwas beruhigt hatte, stand sie auf, wusch sich ihr Gesicht und räumte das Essen, das inzwischen schon mehr ausgekühlt war, in Dosen und kühlte es ein. Sie konnte jetzt nichts mehr essen, dazu war ihr Magen zu aufgeregt.

Das beschäftigte sie nicht nur den ganzen Tag, sondern auch noch die nächsten Tage, an denen ihre Schwester zwar ab und zu mit ihr redete, aber auch deutlich ihre Abneigung zeigte. Wenn ihre Eltern da waren, gab sie sich netter. Irene verbrachte sehr viel Zeit damit, an ihren Projekten zu arbeiten und reichte einen Bauauftrag ein. Normalerweise vertrugen sich die beiden immer irgendwie nach einem Streit, doch so einen hatten sie noch nie gehabt und dieses Mal hatte sie die Befürchtung, dass es nicht so einfach war. Abstand würde ihnen sicher gut tun.

Dienstag, 26.05.2020

Ava schloss die Haustür hinter sich und ging mit Jin ins Wohnzimmer. Irgendwie war sie schon etwas aufgeregt, ob er vielleicht auch mehr wollte, als nur zu reden?

"Setz dich doch, ich bringe dir etwas zu trinken", informierte sie ihn und holte aus der Küche eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank. Sie wusste ehrlich gesagt auch nicht so recht, wie sie sich verhalten sollte, da sie sich schon länger nicht gesehen hatten. Auch wusste sie nicht, wieso er da war, denn ihre Frage hatte er nicht beantwortete, sondern stattdessen selbst eine Frage gestellt. Wollte er wissen, ob sie alleine war, weil er mehr wollte? Aber wieso hatte er nicht geschrieben oder angerufen?

Mit der Flasche in der Hand kam sie zum Sofa, stellte sie am Tisch ab und setzte sich neben ihn hin. Dann sah sie zu ihm.



"Hat es einen Grund, wieso du so spät spontan vorbeikommst?"

Ich kann gar nicht glauben, dass er hier ist. Und wir sind alleine. Die Frage ist nur, wie lange. Ich habe keine Ahnung, wo Irene ist und wie lange sie wegbleibt. Aber eigentlich ist es auch egal, das geht sie ja nichts an, ob er bei mir ist.