Schlafzimmer von V und Karina

Samstag, 27.02.2021

Weinend lief sie in das Zimmer rein und realisierte nur langsam, dass es das Schlafzimmer war.

Ich will nicht heiraten. Ich will das einfach nicht. Wieso machen meine Eltern sowas? Denkt niemand daran, wie es mir damit geht???

Das Problem war ja nicht einmal er, sondern, dass sie dachte durch eine Ehe noch mehr in ein kleines trostloses Leben gezwängt zu werden. Ein kleines bisschen lag es auch an ihm. Karina konnte es nicht glauben, dass sie das eben vor ihm und seinen Eltern gesagt hatte.

Sie setzte vor dem Bett auf den Boden. Jetzt wollte sie am liebsten ihre Beine anziehen, aber ihr Bauch ließ es nicht zu, wie sie es wollte.

Ich weiß nicht, wie und was ich denken soll. Es ist einfach alles so extrem durcheinander, dass ich es nicht ordnen kann. Mit Taehyung alleine hier wohnen? Aber ich versuche doch ihn zu meiden. Das ist genau das Gegenteil. Verdammt, verdammt, verdammt. Wieso passiert mir sowas?

Dass er nicht der Einzige war, der Schuld an ihrer Misere hatte, war ihr bewusst. Sie hatte sich ja damals auf ihn eingelassen und auch nicht darauf bestanden, dass sie trotz ihrer Pille anders verhüteten. Dass sie schwanger war, war die Schuld der beiden. Aber was sollte sie schon darüber denken, dass ihre Eltern sie mit ihm verheiraten wollten? Klar hatte sie ihn auch irgendwie anders kennen gelernt, aber sie hatte Angst. Angst davor, dass er sie und das Kind irgendwann doch verließ.

Unsere Familien sind dafür und sogar er findet es gut... Bin ich denn die Einzige, die das nicht will? Wenn wir zusammenziehen, dann sehe ich ihn jeden Tag. Jeden Tag... wie soll ich ihm da aus dem Weg gehen? Wie sage ich sowas meinen Freunden? Seine Fans werden mich steinigen!! Das ist doch alles nur eine große Scheiße. Und ich habe ihm eben auch noch gesagt, was mich schon so lange beschäftigt. Was mag er überhaupt an mir? Wenn das Baby da ist, haben wir nicht einmal Zeit für irgendwas. Ich werde nur hässlich aussehen und fertig sein. Da gibt es nichts an mir, was ihn dazu bringen sollte, treu zu sein. Oh Gosh, wenn er dann andere Frauen hat, nein das verkrafte ich nicht.

Langsam kam sie in das Zimmer und konnte Karina heulend auf dem Boden finden. Sofort eilte sie zu ihr und fing auch an zu weinen, weil sie das genauso wenig wollte. Wie sollte sie so schnell ihre Schwester loslassen können?



Traurig umarmte sie ihre Schwester und weinte einfach mit.

„Ich wünschte ich könnte dir etwas tröstendes sagen“, schluchzte sie. „Aber ich weiß selbst gerade nichts was dich aufmuntern könnte“

Was sollte sie ihr schon noch sagen nach de tragischen Entscheidung.

„Egal was passiert ich unterstütze dich bei allem“, versprach sie ihrer Schwester.

Ihre liebste Schwester kam zu ihr in das Zimmer. Sie war gerade froh, dass es sonst niemand anderes war. Katie durfte immer zu ihr, egal wie es ihr ging.



"Wieso machen sie das? Ich meine, als würde es sonst keine anderen Wege geben. Er kann doch einfach Geld zahlen für das Kind. Und und irgendwann ist sie dann einfach am Wochenende bei ihm. Vielleicht kann ich abends auch arbeiten gehen, wenn jemand auf sie aufpasst. Das wäre anstrengend, aber ich hätte mein Leben selbst im Griff. Warum soll ich heiraten?"



Karina fand sich für eine Heirat einfach noch viel zu jung. Genauso wie sie nie vorhatte so jung Mutter zu werden.

"Das überfordert mich gerade so. Er sagt wirklich vor seinen und unseren Eltern, dass er das gerne möchte, er will mich heiraten, und auch hat er gesagt, dass er mich mag. Katie was soll ich machen?", fragte sie ihre Schwester emotional und weinte los.



Sicher konnte sie irgendwie froh sein, dass sie sie nicht mit irgendeinem alten Knacker verheirateten. V hatte tolle Seiten, doch auf die hatte sie sich in letzter Zeit absichtlich nicht konzentriert, weil sie genau das Gegenteil wollte. Bisher hatte sie sich vorgestellt, dass sie mit ihm alles relativ oberflächlich beließ. Möglicherweise, dachte sie, wäre es auch irgendwann soweit, dass sie ganz normal in seiner Gegenwart sein könnte. Die letzte Nacht miteinander hatte ihr da schon den ersten Strich durch ihre Rechnung gemacht und jetzt war es endgültig vorbei. Wie sollte das mit den beiden klappen? Machte sie sich zu viele Gedanken? Nein, er hatte sie verletzt und es war ganz normal, dass man so etwas nicht schnell vergaß. Das war ihr gutes Recht.



"Heiraten. So habe ich mir das nicht vorgestellt. Das läuft alles einfach nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe. Ich wollte zuerst jemanden kennen lernen, dann heiraten und dann Kinder kriegen... Oh man, Katie, was ist, wenn ich mich schon wieder in ihn verliebe und er andere Frauen hat?", klagte sie weinend.

Ihre Schwester nahm sie fest in ihren Arm und tröstete sie wortlos. Dann wischte sich Karina ihre Tränen vorsichtig weg.



Plötzlich klopfte es an der Tür und sie erschrak. Ihre Vater öffnete sie.

"Es wird Zeit, dass ihr wieder reinkommt, es ist unhöflich, die anderen so sitzen zu lassen."

Karina wusste das auch, sie wusste auch, dass es ihr Vater nicht böse meinte. Da sie gut erzogen wurden, wollte sie nicht, dass ihre Eltern in einem schlechten Licht dastanden.

"Wir kommen. Aber erwartet nicht von mir, dass ich mit einem Lächeln am Tisch sitze, denn das werde ich nicht", meinte sie, stand mit Katie auf, nahm sie an der Hand und ging mit ihr kalt an ihrem Vater vorbei.

Mit ihr kam er dann in sein Schlafzimmer. Karina schloss hinter sich die Tür und er sah dann zu ihr.

„Ich wusste davon auch nichts“, sagte er erstmal dazu.



So genau wusste er gar nicht was er ihr sagen sollte. Wollte sie überhaupt mit ihm reden? Auf jeden Fall wollte er klarstellen wie es von seiner Seite aussah. Besser war, wenn sie wusste woran sie bei ihm war. Aus konnte sie ja eh nicht mehr, weil es beschlossene Sache war. Das spielte ihm richtig in die Karten.

„Hör mal. Vielleicht mag das jetzt für dich der Weltuntergang sein, aber ich werde dich nicht einsperren. So schlimm wird das nicht wie du dir denkst. Ich werde dich unterstützen und hinter dir stehen“, stellte er klar.



„Das ist genauso überraschend für mich“

Jetzt muss sie mich noch öfter sehen.. hoffentlich wird alles besser.

„Und wegen den Frauen musst du dir keine Sorgen machen. Ich hatte keine andere mehr seit der letzten Party wo das alles passiert ist. Dann wollte ich keine andere mehr weil ich dich mag und jetzt sowieso nicht mehr, wenn du meine Frau wirst“

Während ihre Eltern sich so verhielten, als wäre es die normalste Sache der Welt ihre Kinder, die nicht gerade die besten Erfahrungen miteinander gemacht hatten, miteinander zu verheiraten, da wollte er mit ihr sprechen. War sie nervös? Definitiv war sie das. Er machte sogar deutlich, dass es nur die beiden betraf, weshalb ihre Schwester nicht dabei sein durfte. In gewissen Situationen fühlte sie sich ohne Katie richtig hilflos.

Da sie sowieso nicht auskam und es früher oder später zu einem Gespräch zwischen ihnen käme, hob sie ihren Hintern auf und folgte ihm ins Schlafzimmer.

Die Tür schloss sie, da sie nach ihm ins Zimmer reinkam. Schon erklärte er zuerst einmal, dass er von der ganzen Aktion auch keine Ahnung gehabt hatte. Das glaubte sie ihm auch, denn er hatte ebenfalls sehr überrascht ausgesehen.

Das bringt mir leider gar nichts, dass er davon auch nichts gewusst hat. Macht die Sache auch nicht besser.

Doch dann sprach er weiter und stellte zudem noch klar, dass er sie nie einsperren würde, dass er sie sogar unterstützen wolle. Karina wusste nicht, was sie darüber denken sollte. Es war ihr auch klar, dass er sie nicht wortwörtlich einsperren würde. Aber eine aufgezwungene Ehe war eben so, oder nicht? Vielleicht wollte sie ja irgendwann einmal einfach einen ehrlichen Mann auf normalem Wege kennen lernen. Einen Mann, den sie sich selbst als Ehemann aussuchte.

"Meine Welt geht nicht unter... Aber es fühlt sich so an, als würde sie auseinander brechen, Stück für Stück", kommentierte sie ehrlich dazu. Karina verschränkte ihre Arme und sah so gut sie konnte zu ihm. Für die Hochzeit konnte er ja auch nicht wirklich was, da es ihre Eltern so geplant hatten. An dem Baby waren sie beide Schuld.

Weil sie nicht stehen wollte wegen ihrem Rücken, setzte sie sich einfach auf einen der schwarzen Sitzflächen vor seinem Bett. Je näher sie dem Ende der Schwangerschaft kam, desto öfter brauchte sie Sitzpausen.

Bei dem, was er noch zu sagen hatte, wusste sie erst recht nicht, was sie darüber denken sollte.



Dass er das überhaupt ansprach war komisch für sie zu hören und ehrlich dachte sie auch, dass er eher etwas anderes sagen würde. Aber statt zu jammern, dass es ihr egal sein könnte, versicherte er ihr, dass sie sich keine Sorgen machen musste, da er seit dem einen Abend keine Frau mehr gehabt hatte. Überrascht sah sie ihn an.



Log er sie jetzt an, damit sie sich besser fühlte, oder sagte er die Wahrheit? Ihre Gedanken waren noch mehr durcheinander.



"Das ist jetzt ein halbes Jahr her. Ich soll dir also einfach so glauben, dass du seit 6 Monaten mit keiner Frau geschlafen hast, nachdem es dir an diesem Abend nicht mal gereicht hat mit nur einer zu schlafen?", fragte sie ihn. Die Enttäuschung und Skepsis konnte man deutlich hören.

Die Frage zu stellen tat ihr selbst weh, es tat ihr auch irgendwie leid, dass sie es wieder ansprach. Doch es war die Wahrheit. Es war ihr gutes Recht so skeptisch zu sein, immerhin sollte sie ihn heiraten und sie wollte nicht mehr alles so einfach glauben, wie sie es damals getan hatte.

"Aber das spielt jetzt sowieso keine Rolle mehr. Unsere Eltern haben das beschlossen, dass wir heiraten werden. Offenbar habe ich sowieso kein Mitspracherecht an der Sache. Also ist es völlig irrelevant, wer wie mit wem wie oft in der Vergangenheit was getan hat", äußerte sie sich dazu. Am liebsten würde sie weinen, aber sie wollte nicht. Deshalb sah sie weg von ihm.



In zwei Monaten kommt das Baby. Und ich kann selbst die Zeit nicht voll ausnutzen, weil mich mein Rücken umbringt und ich ständig irgendwo Schmerzen habe. Kein Freizeitpark, ich kann nicht trinken gehen, ich kann nicht viel gehen, außerdem bin ich ständig so früh müde...

"Mir geht eine Menge durch den Kopf. Ich... ich weiß einfach nicht, wie ich das verarbeiten soll. Es sind zu viele Fragen."

Karina konnte das was er sagte einfach nicht glauben. Er wusste ja selbst nicht mal wie er das so lange geschafft hatte.

„Du musst mir nicht glauben, aber es ist die Wahrheit“, gab er zurück.



Obwohl Taehyung von allem nichts gewusst hatte, tat er sich leicht der Heirat zuzustimmen. Bestimmt lag es auch daran, dass er einfach in sie verliebt war und gerne ihre Nähe suchte.

„Wenn du Hilfe brauchst oder etwas anderes kannst du dich ja melden“



Er nahm kurz neben ihr Platz und umarmte sie.

Dann seufzte er. „Ich weiß echt nicht wie ich mit dir umgehen soll. Weil egal was ich mache es kommt falsch bei dir rüber. Vielleicht reden wir einfach ein anderes Mal über alles“, meinte er.

Dann stand er auf und verließ das Zimmer ohne sie.

Die Wahrheit? Keine andere Frau seitdem?, dachte sie nach und irgendwie wurde ihr dabei heiß. Wenn das stimmt, was er sagt, dann war die Nacht letztens... nicht nur meine erste seitdem, sondern auch seine? Das ist doch absurd, bestimmt will er mich wieder nur mit seinen Worten einwickeln... oder will er das nicht? Boah wieso bringt mich das nur noch mehr durcheinander??? Hatte er wegen mir wirklich keinen Sex mit einer anderen Frau mehr?

In ihrem Kopf arbeitete es gerade so richtig, sie war verwirrt, irritiert und kämpfte gegen ihre eigenen Gedanken an. Ein Teil von ihr redete sich ein, dass er das nur sagte, um sie rumzukriegen. Der andere Teil glaubte ihm. Es wäre so viel einfacher, wenn sie ihm glauben würde.

Da er sich bewegte, sah sie zu ihm und folgte ihm mit ihrem Blick bis er sich zu ihr setzte. Innerlich brach kurz mal Panik aus, weil er sie unerwartet in seinen Arm nahm. Karinas Herz schlug wild und das Baby machte sich ebenfalls bemerkbar.



Sie würde lügen, wenn sie behaupten würde, ihr machte seine Nähe nichts aus. Auch wenn es gerade nervige und komplizierte Umstände waren, sein Duft den sie vernahm, weil er ihr so nahe war, ließ sie an so manche Dinge denken, an die sie jetzt gerade nicht denken sollte. Wie konnte man so viele verschiedene Emotionen zur gleichen Zeit haben? Sie war wütend, enttäuscht, verwirrt, erregt, traurig. Doch er erklärte ihr, dass er nicht wusste mit ihr umzugehen, da sie sowieso alles anders aufnahm, was er sagte. Da hatte er Recht, sie wollte einfach nicht wieder so leicht zu haben sein, sie schützte sich selbst. Das war nicht verkehrt.



V schlug vor, sie sprachen besser ein anderes Mal darüber. Das war sicher sinnvoller. Heute konnte sie das nicht mehr richtig, dazu musste sie sich erst einmal wieder sammeln.

Als er aus dem Zimmer ging, da atmete sie erst einmal tief aus und wieder ein. Karina öffnete ihre Hand und sah sich den Ring an, den sie die ganze Zeit in ihrer Hand gehalten hatte.



"Es tut mir leid", murmelte sie vor sich hin, wohlwissend, dass sie mit sich selbst sprach, da er nicht mehr da war.

Ich wünschte, es würde einfach alles anders laufen.

Ihre Hand schloss sie wieder, dann stand sie auf und ging zurück zu den anderen. So langsam fragte sie sich, ob er das alles 100% ernst meinte. Wieso sollte er sie sonst heiraten wollen? Das war keine kleine Sache. Eine Heirat war etwas ernstes. Viel passierte nicht mehr. Ihre Eltern wollten sich vor der Hochzeit noch einmal treffen und beschlossen in Kontakt zu bleiben, wegen den Vorbereitungen. Karina sprach kaum ein Wort mehr, in ihrem Kopf war zu viel los und das Baby war so aufgedreht gerade, dass sie sich auf nichts mehr konzentrieren konnte.

Als sie zurück in der Villa waren, sagte sie ihren Eltern gute Nacht, aber ging mit ihrer Schwester noch etwas spazieren. Mit vielen Pausen. Sie gingen zu einem Spielplatz, der in der Nähe war und setzten sich dort hin. Dann schrieb sie ihren Freundinnen von dem heutigen Abend. Danach gingen sie heim und schliefen.