Bibliothek

"Ist schon okay, sie ist immerhin ihre Mutter", sagte sie verständnisvoll und sah ihn an.

Andrew wollte ihr irgendwas sagen, doch Jennifer wollte unbedingt Emma wieder sehen.

"Mein Liebster, wichtige Nachrichten müssen noch ein bisschen warten, ich möchte Emma so gerne wiedersehen. Sie hat mir doch auch gefehlt."

"Ja, du hast recht. Du solltest zuerst Emma aufsuchen. Sie freut sich bestimmt dich wiederzusehen."

Andrew stand auf und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Er liebte seine Frau, doch Grace war die Frau die er niemals aufgeben würde. Nicht noch einmal.

"Du bleibst doch länger hier oder?"

Sie genoss seinen Kuss auf ihrer Wange. So nahe waren sie sich seit Monaten nicht mehr gewesen.

"Dieses Mal bleibe ich länger ja. Und ich habe großartige Neuigkeiten für uns. Doch auch das muss wohl noch etwas warten! Ich freue mich schon auf einen ruhigen Abend mit dir", sagte sie und gab ihm einen richtigen Kuss auf den Mund.

"Das habe ich auch vermisst."

Mit diesen Worten verließ die den Raum wieder.

Andrew sagte gar nichts mehr und sah ihr zu wie sie den Raum verließ.

Ich brauche unbedingt etwas hochprozentiges.

Schnell packte er ein paar Bücher weg und holte ein Flasche hervor. Diese hatte er sich für schlechte Zeiten gespart. Welche Neuigkeiten waren das nur? Er nahm einen großen Schluck und versteckte die Flasche wieder und schob die Bücher davor.

Ich kann es kaum erwarten. Mit diesen Gedanken ging er.

Jedesmal wenn Andrew richtig wütend war. Ging er in die Bibliothek um sich dort zu beruhigen. Er hoffte nur dort würde ihn keiner stören.

Grace war gerade den Korridor entlang gegangen, da hatte sie seine Wachen gesehen. Natürlich wollte sie wissen, was los gewesen war, doch die hielten sehr dicht. Also bekam sie nichts aus ihnen heraus. Dann sollte sie mit Andrew selbst reden.

Das Getuschel davon, dass der König wütend in die Bibliothek verschwunden war, hatte sie mitbekommen. Sie ging einfach hinein, obwohl seine Türwachen sie nicht reinlassen wollten. Als sie drinnen stand, warteten die Wachen ab, was Andrew sagte, ob sie Grace einfach lassen sollten, oder nicht.

"Was war da draußen los?", fragte sie ihn sofort.

"Lasst uns allein!", befahl er den Wachen streng.

Die Wachen gingen und er war nun allein mit Grace.

"Ich habe ihr erzählt, dass es bald eine Hochzeit geben wird und ich bin mir nicht sicher ob es Elizabeth oder Emma sein wird.", erzählte er ihr.

Je mehr er darüber nachdachte desto weniger wusste er ob es eine gute Entscheidung gewesen war.

Nun war sie fassungslos.

"Ist das dein ernst? Was ist denn los mit dir? Du kannst Emma doch nicht so an der Nase herumführen! Und auch Elizabeth nicht. Wieso verbringt sie heute den Tag mit Lucas? Sind denn auf einmal alle total verrückt geworden?"

Grace war sehr aufgebracht darüber.

"Ich habe endlich eine Beziehung zu Emma und habe die Chance es ebenfalls mit Elizabeth zu haben doch es kommt mir so vor, als wäre das alles total nebensächlich. Andrew, du bist nicht nur König, du bist auch Vater, das sind deine Töchter, mit denen du so redest!"

Es fiel ihr schwer sich zu beruhigen, jetzt war sie zu sehr aufgewühlt.

"Ich weiß das Emma sehr angetan von Lucas ist, aber so habe ich mich nunmal entschieden. In zwei Wochen werde ich eine Heirat bekannt geben, welche steht noch offen."

Im wahr klar, dass er Emma verlieren würde, wenn sie ihn nicht heiraten konnte.

"Das ich ein Vater bin weiß ich danke. Meine Töchter sind mir nicht gleichgültig, aber ich muss auch auf das Königreich sehen."

Nun stand Andrew auf. "Ich werde Elizabeth morgen nach Hause schicken, aber nur für ein paar Tage."

"Dann lass doch Emma Lucas heiraten! Nimm ihr doch nicht dieses Glück! Die Heirat mit dem Piraten war nur eine List, Emma ist ledig."

Sie wollte, dass ihre Töchter glücklich wurden, doch das was Andrew da vor hatte, würde nach hinten losgehen.

"Ihr Zuhause ist nicht hier, Andrew. Sie kennt uns nicht einmal. Sie hat Eltern, die sie lieben, die sie großgezogen haben. Wenn du das tust, bist du nicht besser als die Frau, die sie uns genommen hat!"

Gerne wollte er auch Elizabeth glücklich sehen, aber nun da er wusste dass sie eine Prinzessin war durfte sie nicht mehr zurück. Er gab ihr sogar eine Gnadenfrist damit sie ihre Eltern sehen konnte.

"Sie ist unsere Tochter und auch sie muss ihren Verpflichtungen als Prinzessin nachgehen. Du weißt wie das läuft. Natürlich wünschte ich ihr ein besseres Leben."



"Ich werde mir deine Worte zu Herzen nehmen. Ich verspreche es dir."

"Ich kann das einfach nicht glauben! Seitdem Jennifer wieder zurück ist, bist du wie ausgewechselt. Wessen Idee war das, dass du nicht nachgibst? Hat sie dir eingeredet, dass du nicht von deinem Standpunkt runtergehen sollst?"

Grace war gerade so extrem aufgebracht deshalb, dass einfach alles aus ihr raus sprudelte.

"Sie vergiftet dich und dein Herz! Und du merkst es nicht einmal. Ihre Schwangerschaft blendet dich vor allem, was momentan hier los ist. Du entscheidest dich gegen deine Töchter... und gegen mich! Es geht hier nur darum, dass du ein toller und großer König sein willst und dass jeder dich als Herrscher sieht, der seine Familie unter Kontrolle hat, dabei vergisst du, dass du ein viel größerer Mann und König bist, wenn du deiner Familie mit Liebe entgegnest und deine Entscheidungen auf Weisheit baust und nicht auf Zorn und irgendeiner Laune raus!"

Jetzt holte sie Luft und sah ihn an.

Er gab ihr keine Antworten, denn er brauchte sich nicht vor ihr zu rechtfertigen. Was bildete sie sich überhaupt ein? Er konnte es nicht fassen. Warum dachte sie so schlecht über ihn? War sie etwa eifersüchtig auf Jennifer? Oder auf das Baby?

Andrew war kurz davor ihr eine Ohrfeige zu geben, doch er konnte es nicht. "Du solltest mich als deinen König unterstützen!"



Dann ging er ein paar Schritte zurück und verließ den Raum. Die Worte hatten ihn richtig getroffen und er wollte nicht mehr mit ihr darüber sprechen.

Grace zuckte etwas zusammen, als Andrew mit der Hand ausholte. Er war sehr sauer, genauso wie sie auch. Dann ging er einfach. Diesen Blick würde sie so schnell nicht vergessen.

Sie lehnte sich erschöpft gegen das Regal und atmete ganz tief durch. Das war etwas viel gewesen für den Morgen. Andrew war sichtlich wütend auf sie und sie auch auf ihn. Bevor sie anfing zu weinen, ging sie raus und eilte dann irgendwo anders hin.