Vor Noras Schlafzimmer

OKTOBER

Es war nun schon einiges an Zeit vergangen und Kris hatte schon vor einigen Wochen herausgefunden, dass er von seinem Badezimmer einen Ausblick auf Noras Schlafzimmer hatte. Weil er keine Freunde hatte, verbrachte er viel Zeit damit auf das Nachbargrundstück zu schauen. Vor allem abends ersetzte es ihm oft das Fernsehprogramm.

Kris wusste Bescheid, dass sie ab und zu männlichen Besuch hatte und so wie er das beurteilte, handelte es sich dabei um etwas heimliches. Die ein oder anderen Sachen hatte er auch mitbekommen, die bei ihr im Zimmer abgingen. Was ihn bisher am meisten schockiert hatte war, dass ihr Freund auch immer wieder dort auftauchte, wenn sie gar nicht da war. Es kam ihm ein wenig merkwürdig vor, doch es ging ihn nichts an. Er war glücklich mit seinem Wohnort, nur leider hatte er von den anderen Räumen aus keine bessere Aussicht.

Ohne Licht stand er dieses Mal auch wieder am Fenster, schob es hoch und schaute in ihr Zimmer hinein. Da bemerkte er auf einmal einen Schatten auf der Straße und sah sich um. Da kam ein Mann, ganz schwarz gekleidet in Richtung von ihrem Haus, er stand im Garten und sah auch in ihr Zimmer rein. Kris sah genauer hin und konnte erkennen, dass dieser Mann eine Kamera in der Hand hielt.

"Hey!", rief er aus seinem Fenster. "Was soll der Scheiß?"

Jimin hatte seit mehreren Wochen bereits Kameras in ihrem Haus angebracht, weil er immer wissen wollte, was sie machte. Er mochte sie echt gerne, aber er wollte eben auch mehr von ihr sehen. Wie so oft, kam er am Abend her und stellte sich vor ihr Fenster. Sie lag gerade am Bett und war am Handy, er mochte es, wenn sie keine Hose trug.

Mit seiner Kamera filmte er in das Zimmer rein. Kurz darauf wurde er angesprochen, eher angefahren, was er da machte.

Das war das erste Mal, dass ihn jemand dabei erwischt hatte. In ihm machte sich ein ungutes Gefühl breit und er blieb einfach stehen, während er die Kamera runter ließ. Jimin drehte sich um und sah Kris am Fenster stehen. Er selbst trug eine Kappe und einen Mundschutz, also war er unerkennbar. Schon seit Anfang an war er ihm ein Dorn im Auge gewesen. Sein Fenster war genau so, dass er von dort aus einen guten Ausblick in ihr Zimmer hatte, das störte ihn noch mehr. Und wie es aussah bestätigte sich sein Verdacht, dass Kris sie bespannte.

Er sah Kris direkt an.



Das musste ja so kommen. Er hat es nicht anders gewollt, er wird nie wieder dazu kommen sie zu beobachten.

Weil er ohnehin immer vorbereitet war, trug er praktischerweise schon Handschuhe. Jimin sprang schnell über den Zaun drüber und ging zur Tür von Kris, dort rüttelte er wie irre dran.

Der Typ drehte sich um, aber er konnte ihn nicht erkennen. Was war mit dem los? Auf einmal sprang er über den Zaun und ehe sich Kris versah, hörte er es wie wild an der Tür rütteln. Sofort ging er hin und verriegelte sie.



"Verpiss dich, sonst rufe ich die Polizei!", schrie er an der Tür. Es hörte auf und er ging zurück zum Bad. Dort schloss er das Fenster und ging in sein Wohnzimmer.

Jimin stand schon lange nicht mehr vor der Tür. Er nutzte die Gelegenheit, als Kris vorne war und kletterte zum Badezimmerfenster hinein. Dann versteckte er sich in der Dusche und beobachtete Kris, wie er das Fenster schloss und aus dem Raum ging.

Dieser kranke Mensch, hatte es nicht verdient zu leben. Und vor allem durfte er Nora nicht beobachten oder begehren, sie war seine Freundin, die er um alles in der Welt beschützen wollte.

Jimin folgte ihm leise ins Wohnzimmer und stand hinter ihm, als sich Kris zu ihm umdrehte.



Er lächelte leicht und dann schlug er ihm eine Vase gegen den Kopf.

Weil er ein Geräusch gehört hatte drehte er sich um und erschrak, weil dort jemand stand. Noch immer erkannte er nicht, wer es war, doch dazu hatte er auch keine Zeit, denn der Mann rammte ihm mit voller Wucht eine Vase gegen den Schädel. Kris stolperte zur Seite und hatte Schmerzen, doch er wollte sich wehren, also richtete er sich schnell wieder ordentlich auf.

Was war nur mit diesem Mann nicht in Ordnung? Kris holte aus und wollte dem eine verpassen, doch sein Schlag wurde abgeblockt. Der nächste Schlag allerdings saß und er verteidigte sich etwas. Sie tauschten ein paar Schläge aus und auch Kris griff nach etwas, mit dem er diesen Psycho vertreiben oder besiegen konnte.

Das ganze war sehr kräftezehrend, doch er war voller Adrenalin und gab sein bestes. So eine Situation hatte er noch nie gehabt, er hatte sogar Angst und pinkelte sich während er mit ihm kämpfte in die Hose. Der nächste Gegenstand, den er erwischte war seine Gitarre. Er schlug mit ganzer Kraft die Gitarre auf Jimins Rücken und sie zersprang in viele Einzelteile. Aber der Mann stand noch immer.

Natürlich versuchte sich Kris zu wehren, doch Jimin war stärker als er. Das hatte er sich auch schon gedacht, dass er nicht stark sein würde. Nachdem sie sich gegenseitig geschlagen hatten und Kris sich einnässte, bekam Jimin die Gitarre gegen seinen Rücken. Es schmerzte, aber er war so voller Adrenalin, dass er von den Schmerzen nicht viel spürte.

Die Gitarre war kaputt und Jimin griff nach ihr, nachdem Kris fassungslos dort stand. Dann nahm er die Gitarrensaite, an der noch Teile von der Gitarre hingen, wickelte sie um Kris seinen Hals und zog zu. Dieser versuchte sich zu wehren, er zappelte mit Armen und Beinen, versuchte am Boden zu bleiben und mit den Händen die Saiten zu stoppen, doch es war zwecklos.

Der Edelstahl bohrte sich langsam in sein Fleisch, das Blut fing an zu laufen und Jimin zog immer fester zu. Er zog so fest, dass sich die Saite so weit in den Hals reinbohrte, dass es ihn beinahe abtrennte. Nun merkte er, dass er fertig war und ließ los. Das Stück von der Gitarre fiel mit dem Körper von Kris wie ein Sandsack zu Boden. Nun lag er dort in seinem Urin, der Kopf war nur noch halb am Körper und Jimin holte tief Luft, denn das war sehr anstrengend gewesen.



Er ging in die Küche, holte sich Müllbeutel, die er über seine blutverschmierten Schuhe zog, machte sich auf zur Tür, entsperrte sie und verschwand dann.

Zwei Tage später kamen sie an einen neuen Tatort. Wie immer hatte er keine Lust auf seine Arbeit mit seinem Kollegen, aber es musste gemacht werden. Außerdem mussten sie unbedingt den Mörder finden der hier sein Unwesen trieb. Bevor zum Tatort ging aß er noch seine Hühnerkeulen auf und rülpste ein paar mal. Danach gönnte er sich genüsslich noch ein Eis.



Nachdem er fertig war, zog er seine Handschuhe an und fing an den Tatort zu inspizieren. Es lag ein Mann ermordet auf den Boden der von einer Gitarrenseite erwürgt wurde. Es sah extrem grausam aus.

Kang Joon traf ein paar Minuten später ein und sah, wie N ein Eis aß. Er unterhielt sich gerade mit einem Kollegen von der Tatortabsicherung und da fiel sein Blick auf seinen Kollegen. Er schüttelte nur leicht den Kopf und holte sich ein paar Informationen. Dann ging er ebenfalls hinein, selbstverständlich trug er auch Handschuhe.

Im Wohnraum angekommen sah er sofort den Leichnam. So etwas widerliches hatte er noch nicht gesehen. Die Morde, die sie in letzter Zeit bearbeiteten waren alle so grausam und unvorstellbar gewesen. Doch das war sein Job, er musste und er wollte es lösen. Leider waren sie bei dem Fall mit der toten Frau in der Sonnenbank nicht weitergekommen. Der Mörder hatte absolut keine Spuren hinterlassen. Er hoffte, dass sie dieses Mal etwas finden würden. Bei so einem brutalen Mord, ging er davon aus, dass es der selbe war. Doch das wussten sie nicht sicher.

Kang zog N ein wenig zur Seite.



"Kannst du aufpassen, dass du nicht in das Blut reintrittst?", mahnte er seinen Kollegen, der mit seinem Schuh beinahe in der Blutlache stand. Er sah sich um und erkannte eine Blutspur, die in die Küche führte, doch die war komplett verschmiert, als hätte sie jemand weggewischt, um seine Schuhabdrücke zu verbergen. Nun ging er in die Küche und sah die Beutel dort liegen, überall war Blut.

Der Mörder kennt sich gut aus mit solchen Dingen, das hat er sicher nicht zum ersten Mal gemacht. Er verwischte seine Spuren, ging in hierher und zog sich die Müllbeutel über die Schuhe, denn hier endet die Spur.

Zurück im Wohnraum, ging er in die Hocke und sah sich die Leiche genauer an.

Prellungen im Gesicht und an den Armen, eine offene Wunde am Kopf. Es sieht so aus, als hätten sie gekämpft, also hat er sich gewehrt... Der Mörder hat ihn brutal mit der Saite erdrosselt und dann fast geköpft. Das muss jemand sein, der keine Skrupel kennt.

Ohne mit N viel zu reden, sah er sich genauer um, dann kam er zurück.

"Ich denke, es ist könnte der selbe Mörder sein, der auch für den Fall im Sonnenstudio verantwortlich ist. Es gibt keine Spuren von ihm. Die Forensiker sollen alles genauer untersuchen, ob sie etwas finden, aber es ist auf jeden Fall jemand, der sich auskennt und das schon öfter getan hat", informierte er seinen Kollegen.

Wie immer versuchte er mit Kang Joon nicht viel zu reden. Weil er versuchte nicht mit ihm zu reden, stieg er fast in das Blut. Zum Glück hielt ihn Kang zurück, damit nichts passierte. Denn immer wenn er seinen Senf dazugab oder er eine Bemerkung von sich gab, stresste es ihn und sie fingen an zu streiten. Weil er heute keinen Streit wollte, sah er sich nachdenklich um.



Der Mörder muss ein Profi sein. Er hinterlässt keine Spuren. Hat er das alles geplant? Die Leiche erinnert mich an die Frau von damals.

„Könnte leicht möglich sein. Einen Hinweis habe ich noch nicht gefunden, aber es sieht so aus als hätten die beiden gekämpft. Der Mörder bekam auch sicher etwas ab. Bestimmt war er schnell mit dem Mord fertig. So wie es aussieht hat sich das Opfer vor Furcht angepinkelt. Richtig ekelhaft.“

Dann ging er eine Runde im Zimmer herum.

„Das Opfer hat hier nicht lange gewohnt, das steht fest. Wir sollten uns in den nächsten Tagen in der Nachbarschaft umhören. Vielleicht werden wir schlauer.“



Ich brauche dringend etwas zu trinken. Hoffentlich sind wir bald fertig.

Es wunderte ihn direkt, dass sein Kollege auch mal etwas sinnvolles dazu beitragen konnte.

"Die unmittelbaren Nachbarn können wir direkt befragen, vielleicht haben die ja irgendetwas mitbekommen."

Kang ging von dem Wohnzimmer ins Badezimmer und sah sich um. Das einzige, das er sehen konnte, war, dass das Nachbarhaus ziemlich nahe gebaut war. Er ging zurück und sah sich noch im Rest des Hauses um. Es gab sonst nirgends irgendwelche Anzeichen oder Hinweise wegen des Mordes.

"Also wir können die Nachbarn befragen", meinte er und ging dann einfach rüber. Ob N ihm folgte oder nicht, war ihm egal. Er machte sich selten nützlich, wenn es um solche Dinge ging.

Ist er jetzt komplett gestört? Warum geht er einfach ohne mich los?

Innerlich kochte er schon wieder vor Wut. Was hatte er nur für ein Problem? Am liebsten wollte er viel lieber alleine arbeiten. Weil er wusste, dass es ihn nerven würde wenn er ihm nachlief, machte er das auch.