Bücherei

So lieb wie er war, versuchte er gleich sie aufzumuntern, doch sie war gerade sehr verletzt darüber, was ihre Mutter geschrieben hatte.

Hana weinte richtig und irgendwann hob sie ihren Kopf von ihm weg. Sie musste schrecklich verweint aussehen und das war ihr etwas peinlich. Es war das erste Mal, dass sie vor ihm weinte und sie konnte es nicht einmal unterdrücken.





Unter Tränen versuchte sie zu erklären, was los war.

„Sie bat ... mich ... um Geld ... für den Flug... aber...“, schluchzte sie und fuhr fort. „Mein ganzes .... Geld“, sagte sie und weinte noch mehr. Dann schob sie ihm einfach ihr Handy hin, weil sie nicht reden konnte.

Nach einer Weile sah sie zu ihm hoch und sie brachte nur ein paar Wortfetzen heraus. Das sie so weinte, tat ihm im Herzen sehr weh. Wenn er ehrlich war hatte er sogar ein Stechen dabei, als er ihr verweintes Gesicht sah. Sonst war sie immer so fröhlich und gut gelaunt, jetzt war davon nichts mehr zu sehen.

Da sie ihm das Handy hinhielt nahm er es entgegen und las sich die Nachricht durch. Obwohl es nicht seine Mutter war, fühlte auch er sich richtig enttäuscht. Er konnte verstehen warum sie so wütend und traurig war. Sie hatte ihm ja erzählt das sie so viel arbeiten ging, damit sie sich das alles leisten konnte und jetzt wo sie ihr noch Geld geliehen hatte, war alles einfach weg. Traurig atmete Suho aus und legte das Handy beiseite.

"Mach dir keine Gedanken um das Geld. Ich kümmere mich darum und gebe dir so viel du benötigst. Ich habe genug davon", versicherte er ihr.

Gefühlvoll wischte er ihr die Tränen aus dem Gesicht.

"Wir beide feiern zusammen Silvester und das wird bestimmt schön", meinte er und lächelte sie an.



"Denkst du sie hat das geplant?"

Suho meinte, er würde ihr das Geld geben wollten, da sah sie ihn sofort an.



Weil er so lieb war, wischte er ihr die Tränen weg.




Was? Aber ich will nicht, dass er mir Geld gibt... ich will nicht, dass er denkt, ich nutze ihn aus!, schoss es ihr in den Kopf, aber sie konnte es gerade nicht sagen, weil sie Luft holen und sich beruhigen musste.

Zuerst sagte sie mal nichts, sondern holte ein Taschentuch aus ihrer Hosentasche, putzte sich die Nase und gab sich alle Mühe, dass sich ihre Stimme nicht überschlug, wenn sie anfing zu reden. Jetzt ging es auf jeden Fall schon wieder besser. Der Moment, als sie es gelesen hatte, war sie einfach überfordert gewesen von verschiedenen Emotionen, sicher würde sie wieder weinen, sobald sie alleine Zuhause war.

"Du brauchst mir das Geld wirklich nicht geben... es war mein Fehler, dass ich es... ihr geliehen habe. Zumindest dachte ich, dass es geliehen ist", meinte sie und sah ihn an.



"Von Anfang an war das merkwürdig, aber ich wollte es nicht sehen... sie meldet sich so selten bei mir. Ich habe einfach gehofft, dass ich ihr doch viel bedeute", sagte sie und unterdrückte sich weitere Tränen.

Bisher hatte sie ihm nie erzählt, was damals genau gewesen war, weshalb sie bei ihrer Großmutter gelebt hatte und auch nicht, dass sie alleine dort war. Gerade ging es ihr schlecht und sie wollte es ihm erzählen, weil sie so enttäuscht von ihrer Mutter war.

"Als ich 14 war, haben meine Eltern mir gesagt, dass ich mich um meine Großmutter kümmern muss. Deshalb habe ich am Land gewohnt. Es war sehr oft sehr einsam. Da haben sie uns nur alle paar Monate einmal besucht... Durch den Schulwechsel habe ich keine Freunde gefunden, zumindest keine richtigen. Als meine Oma gestorben ist, war ich traurig, weil die einzige Person, zu der ich eine richtige Beziehung hatte nicht mehr da war. Aber ich habe mich gefreut, dass ich wieder zu meinen Eltern zurück kann. Doch da haben sie sich schon scheiden lassen. Kurz darauf ist meine Mutter nach Amerika ausgewandert. Sie hat es mir nicht persönlich gesagt... als ich zu ihr wollte, stand ich vor einer verlassenen Wohnung und mir hat der Vermieter gesagt, dass sie weg wollte."

Hana lehnte ihren Kopf zurück und schluckte dann, währenddessen liefen ihr ein paar Tränen, die sie bisher unterdrücken wollte, die Wangen hinunter. Sie holte Luft und sah ihn wieder an.

"Seit ich 18 war, habe ich sie einmal im Jahr gesehen. Aber es war immer eine gute Zeit. Ich verstehe das nicht... ich... Was habe ich gemacht?", fragte sie sich selbst, weil sie nicht verstand, wieso ihre Mutter ihr gegenüber so war.

Ich werde ihr das Geld geben auch wenn sie es nicht annehmen will. Sie braucht es.

Aufmerksam hörte er ihr zu. Die Geschichte die sie ihm erzählte hatte es in sich. Er wusste nicht das sie immer so einsam war und ihre Eltern sie so alleine gelassen hatten.

„Das tut mir echt Leid. Du hast mich und du bist nicht mehr alleine. Du kannst mich als deine Familie zählen“, meinte er und zog sie fester zu sich in seine Arme.

Suho sah seine Eltern nicht oft, aber er wusste das er immer auf sie zählen konnte und für sie musste das sehr schwer sein, vor allem jetzt wo sie so ausgenutzt wurde.

„Mach dir keine Vorwürfe du hast nichts falsch gemacht. Es liegt an ihr“, erklärte er und strich ihr über den Rücken.



„Wollen wir in mein Zimmer gehen? Dort ist es gemütlicher“, bot er ihr an.

In seinem Zimmer konnte er sich besser an sie kuscheln.

Hana durfte nicht daran denken, was passierte, das war zu viel. Immer wieder hatte sie versucht es sich gut zu reden, dass ihre Mutter sie liebte und ihre Gründe dafür gehabt hatte, sie alleine zu lassen. Doch, dass sie ihre eigene Tochter finanziell ausnutzte und nicht nur das, sondern auch ihre Liebe zu ihr und ihr Vertrauen missbrauchte, das führte dazu, dass Hana eine bittere Enttäuschung empfand und ihr mehr und mehr klar wurde, dass sie sich wahnsinnig in ihrer eigenen Mutter getäuscht hatte.



Ihn... als Familie zählen?, wiederholte sie in ihren Gedanken und sah ihn nun an.



Dann zog er sie noch näher zu sich.





So langsam glaube ich, habe ich ihn gar nicht verdient. Wieso ist er so lieb zu mir?

Zwar sagte er, dass sie sich keine Vorwürfe machen sollte, aber das war gar nicht so leicht. Jahrelang hatte sie immer das Gefühl gehabt, dass sie irgendetwas falsch gemacht haben musste, aber, dass es nicht an ihr lag, sondern lediglich an ihrer Mutter, konnte sie nicht von jetzt auf gleich komplett annehmen. Er fragte sie, ob sie in sein Zimmer gehen wollten und sie nickte daraufhin. Ihr war es eigentlich egal, wo sie gerade waren, Hauptsache sie war bei ihm.

Nachdem sie sich geeinigt hatten in sein Zimmer zu gehen, machten sie das.

Vorsichtig öffnete Hana die Tür und ging rein.

Was, wenn ich ihm gar nicht folgen sollte und er nicht hier ist? Dann hoffe ich, fragt er mich nicht, wo ich war.

"Suho?", fragte sie in den Raum hinein, während sie die Tür hinter sich schloss. Hana stand nun so, dass sie den ganzen Raum sah und da stand Suho.

Puh, Glück gehabt!



Sofort fing sie an zu lächeln und ging zu ihm.

"Ich war mir nicht sicher, ob ich dir folgen sollte, oder nicht", sagte sie und setzte sich auf die Sofa Lehne. Sie sah zu ihm hoch und war gerade sehr zufrieden und glücklich, dass sie ein paar ruhige Minuten mit ihm haben konnte.

"Hey. Du hast es bemerkt? Ich wollte es nicht zu auffällig machen", erklärte er ihr und lächelte sie an.



Hana setzte sich auf die Sofalehne und Suho ging zur Tür um kurz abzuschließen. Immerhin wollte er nicht schon wieder von jemanden erwischt werden. Nachdem er sich in das Sofa gesetzt hatte, zog er sie auf seinen Schoß.

"D.O weiß hundertprozentig von uns Bescheid. Er hat sogar gefragt wie lange wir schon zusammen sind. Den anderen hat er nichts erzählt. Normal dürften sie keine Ahnung von uns haben", erzählte er ihr gleich.

Für ihn war es wichtig mit ihr zu reden, denn das machte ja eine Beziehung aus.

„Es war so unauffällig, dass ich mir nicht sicher gewesen bin. Habe schon gedacht, dass du mich vielleicht einfach nur so angeschaut hast. Aber ich habe recht gehabt“, meinte sie.

Suho saß nun auf der Couch und zog sie auf seinen Schoß, dabei kam ein überraschendes „Huch“ aus ihrem Mund, denn damit hatte sie gerade nicht gerechnet. Wie es aussah, hatte Kyungsoo mit Suho geredet, was er bisher noch nicht gemacht hat. Hana sah ihren Freund an.



„Hm. Das war mir schon etwas klar, nachdem was er das letzte Mal gesehen hat, musste er es wissen. Ich schätze es sehr, dass er mit niemandem sonst darüber redet!“

Weil es mit dem Kleid gerade eine etwas ungünstige Position zum Sitzen war, rutschte sie mit ihrem Hintern noch ein Stück nach vorne, so dass sie auf der Couch saß.

„So ist es gerade gemütlicher“, erklärte sie ihm und nahm dann seine Hand in ihre. Auch wenn sie nicht lange Zeit hatten, wollte sie so viel von ihm haben wie es ging. Ihr Herz fing an schneller zu schlagen und dann küsste sie ihn.

Den Kuss von Hana genoss er sehr und er löste sich von ihr. Sie war einer der wundervollsten Menschen die er kannte und das würde sich sicher nicht mehr ändern.



Jetzt sah er ihr in tief die Augen "Ich liebe dich, Hana", gestand er und schenkte ihr ein kleines lächeln.



Wenn sie hier nicht bei ihnen angefangen hätte, dann wären sie sich nie so nahe gekommen. Je mehr er von ihr wusste desto mehr verliebte er sich von Tag zu Tag in sie. Den Altersunterschied merkte er überhaupt nicht, weil sie für ihr Alter richtig reif war.

Nachdem sie ihren Kuss gelöst hatten, sahen sie sich an und dann sagte er etwas, mit dem sie jetzt nicht gerechnet hatte. Sofort durchzog es ihren Körper wie ein Blitz, als diese Worte aus seinem Mund kamen. Ihr war ganz warm auf einmal.

Er liebt mich?

Noch nie hatte ein Mann so etwas zu ihr gesagt, selbst ihre Eltern hatten es nur ganz selten zu ihr gesagt. Für sie war das etwas ganz besonderes. Die Art wie er sie dabei ansah und auch noch lächelte, war nahezu perfekt. Obwohl sie wusste, was sie sagen wollte, kam nichts aus ihrem Mund heraus. Doch als sie ihn öffnete, bekam sie einen Schluckauf. Sofort hielt sie sich ihre Hand davor und entschuldigte sich.



"Tut mir wahnsinnig leid", sagte sie und dann musste sie wieder hicksen. Es war ihr peinlich, dass sie genau jetzt einen Schluckauf bekam, das lag sicher an der Aufregung.

Hoffentlich ist er jetzt nicht enttäuscht, dass ich es nicht gesagt habe. Wieso bin ich deshalb so aufgeregt?

Das sie wegen ihrer Nervosität Schluckauf bekam, fand er richtig niedlich. Er wusste das sie ihn auch sicher sehr gern mochte und er erwartete auch nicht, dass sie ihm das auch sagte. Irgendwann würde sie ihm das hoffentlich auch sagen, aber jetzt im Moment machte ihm das nichts aus. Die Gefühle die sie zu ihm hatte konnte er auch so spüren.

"Du bist echt süß", sagte er und kam mit seiner Stirn zu ihrer, bis sich ihrer Nasenspitzen berührten.



Seine Augen waren geschossen und er genoss gerade sehr ihre Zweisamkeit. Er freute sich schon an dem Tag wo er es allen bekannt geben konnte. Am Anfang war es toll sich heimlich zu treffen doch nach der Zeit wollte er es doch den anderen sagen, dass sie ihm gehörte. Wer will schon immer seine Liebe verheimlichen? Sie sollte auch teil haben an seinem Leben und er wollte sie nicht mehr verstecken und so tun als wäre sie ihm nicht so wichtig.

Dann lehnte er sich wieder zurück und sah sie an. Eines bedrückte ihn doch noch und das war Jin, der ihr seine Karte überreicht hatte.

"Sag mal.. Warum hat dir Jin seine Nummer gegeben?", wollte er wissen.

Alles was er sagte wiederholte sie in ihrem Kopf und es kribbelte jedes Mal so stark in ihrem Bauch, wenn er solche Sachen sagte. Er kam ihr so nahe, dass sich ihre Nasenspitzen berührten und wieder fühlte es sich an, als würden Schmetterlinge in ihrem Bauch herumfliegen. Auch Hana schloss ihre Augen währenddessen, sie dachte, dass er sie vielleicht jeden Moment küssen könnte, irgendwie wünschte sie sich das auch.

Doch das war nicht der Fall, sondern Suho setzte sich wieder normal hin und stellte ihr dann eine Frage.



„Ah, das hast du mitbekommen? Wir haben so darüber geredet, ob ich es mir vorstellen kann, woanders auch noch zu arbeiten. Da es momentan wegen der Sache mit meiner Mutter bei mir finanziell nicht so gut aussieht, wäre es eine Option. Du weißt ja, dass ich mir das Geld nicht von dir borgen möchte! Da hat er vorgeschlagen, dass ich bei ihnen arbeiten könnte und mich melden soll“, erklärte sie ihm.

„Ich werde in Ruhe darüber nachdenken.“

Hana lehnte nun ihren Kopf an seiner Brust an und schloss ihre Augen für einen Moment.

„Wir sollten wieder zurück gehen. Vielleicht haben wir ja später noch mal Zeit für uns alleine.“

Sie hob ihren Kopf wieder etwas und sah zu ihm hoch. Wieso hatte sie einfach jedes Mal so starke Bauchschmerzen, wenn sie ihn ansah? Und warum stieg in ihr immer mehr das Verlangen danach, dass mehr war? Nachdem er sie einmal so intensiv am Hals geküsst hatte, schlichen sich immer öfter solche Gedanken ein und sie versuchte dagegen anzukämpfen.

Ich habe kein gutes Gefühl dabei, wenn sie bei anderen putzen geht. Schon gar nicht bei ihnen. Soll ich ihr das Geld einfach heimlich überweisen? Ich muss mir was einfallen lassen.

„Meinst du sie suchen uns schon?“, fragte er nach und setzte sich gerade hin.



„Du siehst übrigens heute richtig schön aus. Das tust du sonst auch, aber heute gefällst du mir richtig gut“, sagte er ihr nochmal und gab ihr ein Küsschen auf die Wange.

"Es gefällt dir?", fragte sie noch einmal nach und lächelte verlegen vor sich hin.

Er sagt, dass ich schön aussehe.



Hana sah ihm in die Augen und dann kurz auf den Mund. Weil sie die ganze Zeit so nahe bei ihm war, konnte sie ihn auch riechen. Was auch immer es war, was er benutzte, es roch unglaublich gut für sie.

"Vielleicht haben wir ja auch noch ein paar Minuten, bis wir jemandem fehlen...", sagte sie und küsste ihn wieder. Bei ihr drehten einfach alle Sicherungen durch, wenn sie ihm so nahe war. Ihre Hände legte sie nun um seinen Hals herum.

Eigentlich war es ganz gut, dass sie heute nicht viel Zeit hatten den er musste sich wirklich zusammenreißen sie nicht da anzufassen wo er nicht sollte. Ihre Küsse schmeckten einfach unglaublich gut und er fühlte sich sehr angezogen von ihr. Weil er sich beherrschen wollte, hörte er auf.

„Gehen wir zu den anderen zurück“, meinte er und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht.

Vorsicht stand er auf und nahm ihre Hand und zog sie zu sich. Noch einmal küsste er sie leidenschaftlich und löste sich von ihr.

„Geh du zuerst. Sonst fällt es zu sehr auf“, forderte er sie auf.

Ich will nicht. Ich will hier bei dir bleiben... das kann ich aber nicht sagen. Außerdem habe ich Hiromi gesagt, dass ich zurückkomme.

Bevor er ihr sagte, dass sie zuerst gehen sollte, zog er sie zu sich und gab ihr noch einen leidenschaftlichen Kuss, der sie wirklich schwach werden ließ. Außerdem war ihr gerade sehr heiß. Sie lösten sich voneinander und Hana ging einen Schritt zurück.

"Okay. Ich will Hiromi nicht warten lassen!"



Sie ließ ihre Hand aus seiner gleiten und ging dann vorsichtig aus der Bücherei raus, nicht, dass irgendwer gerade zufällig dort entlang ging. Doch sie hatte Glück und ging nun zurück in den Partyraum.

Seine Freundin verließ den Raum und er war nun alleine. Es fiel ihm immer schwerer sich so zurückzuhalten. Was war nur mit ihm los? Sonst war er doch auch nie so gewesen. Nach 7 Minuten ging auch er wieder zu den anderen.