Korridor

Mit ihren Hofdamen setzte sie sich ans Fenster und sie redeten über die Männer am Schloss. Einige hübsche waren noch nicht verlobt, aber für Emma kamen diese gar nicht in Frage, da sie einen Prinzen oder einen Thronfolger heiraten musste. Irgendwie beneidete sie ihre Hofdamen, aber es war nun einmal so. Nachdem die Hofdamen sich um andere Dinge kümmern mussten, saß sie alleine am Fenster. Ihre Leibwächter waren  wie immer auch bei ihr.

Mich macht das noch kaputt, ständig die Wachen die auf mich aufpassen müssen. Wenn ich Königin bin, dann wird es bestimmt noch schlimmer. Hook kann seine Freiheit genießen und ich bin hier am Schloss. Es wird die Zeit kommen, da muss ich ein Königreich regieren. Ich muss ihn einfach vergessen.

Als sie aus dem Fenster sah, sah sie ein paar Kinder die gerade miteinander spielten.

Der König war gerade auf der Suche nach Emma. Es dauerte, bis er das Schloss abgegangen war, aber er war sehr zuversichtlich sie hier zu finden, weil es nicht mehr viele Möglichkeiten gab. Irgendwo musste Emma ja sein. Und da war die Prinzessin auch schon, sie saß beim Fenster und sah hinaus. Mit seinen Wachen ging er zu ihr und blieb stehen.

"Lasst uns bitte einen Augenblick allein.", befahl er allen Wachen.

Die Wachen nickten und gingen. Jetzt drehte sich auch Emma um, die mitbekommen hatte, dass Henry die Wachen wegschickte und sah ihn an.

"Ich habe Euch überall gesucht. Ich habe über die Belohnung von gestern nachgedacht. So gesehen steht mir der Kuss ja noch zu, weil ich Euch geküsst habe. Es hieß ja, man bekommt einen Kuss von der Prinzessin.", meinte er freundlich und grinste sie an.

Wenn es um Zwickmühlen oder sonstiges ging war er sehr raffiniert, er wusste immer einen Ausweg und hatte sehr gute Pläne, wenn er etwas haben wollte.

Sie ahnte nichts gutes, als Henry den Wachen befahl das diese verschwinden sollten. Trotzdem drehte sie sich um und sah zu ihm hoch. Er meinte die Belohnung von gestern hätte nicht gezahlt, da sie ihm ja den Kuss geben musste. Emma stand auf und richtete sich ihr Kleid zurecht.

"Da habt Ihr wahrlich recht, aber es ist keinem aufgefallen, deshalb denke ich das es in Ordnung war.", redete sie sich raus.

Sie wusste was er meinte und auch das er recht hatte, aber sie konnte ihn nicht küssen. Was war wenn die beiden jemanden sehen würde? Und was dachten sich die anderen? Außerdem waren sie nicht einmal einander versprochen.

"Nun gut, da ihr um mich gekämpft habt, steht Euch diese Belohnung zu.", sagte sie.

Es ist ja nur ein Kuss für einen König, der mich gerne zu seiner Frau hätte mehr nicht. Das schaff ich schon, danach gehe ich ihm aus den Weg.

Ihr Herz fing an schneller zu schlagen und sie blieb nun genau vor ihm stehen. Sie musste zu ihm hochsehen und schluckte.

Er dachte sich schon sie würde sich rausreden, doch dann entschied sie sich doch dafür, ihm den Kuss zu geben. Was ihn sehr verwunderte, er war der Meinung er müsste sie mehrmals darum bitten, doch es war nicht so.

"Wenn Ihr dazu noch nicht bereit seid, kann ich auch warten.", sagte er und konnte ihre Nervosität spüren.

Emma machte ihn auch ein wenig nervös und nun stand sie vor ihm und sah zu ihm hoch. Henry konnte ihren Atem spüren und musste auch schlucken. Er hoffte nur, dass die beiden jetzt keiner stören würde.

Die beiden kamen sich immer näher, ihre Lippen berührten sich und sie küsste ihn. Sie hörten kurz auf und atmeten durch. Es blieb nicht nur bei einem Kuss. Sondern sie küssten sich mehrmals.



Sie wusste nicht warum sie einfach nicht mehr aufhören konnte. Emma wusste es war nicht richtig weil noch vieles nicht geklärt war, aber ihr Leben wollte sie auf keinen Fall mit jemanden verbringen, der ihre Liebe nicht erwidern konnte.

Emma hörte auf ihn zu küssen und drückte ihn weg. Es war schön gewesen, doch es war der König und sie nur eine Prinzessin. Sie wusste das Henry sie sehr wollte, aber die beiden waren nicht einmal verlobt oder hatten über so etwas gesprochen.

"Verzeiht ich habe meine Selbstbeherrschung verloren.", entschuldigte sie sich bei ihm.

Ihr Körper war voller Adrenalin und sie konnte kaum reden, weil sie so außer sich war.

"Wenn ich ehrlich bin, bereue ich gar nichts. Überlegt Euch doch ob ihr nicht meine Frau werden möchtet. Ihr würdet von mir alles bekommen. Nicht nur ein paar leidenschaftliche Küsse, sondern auch ein Königreich."



Er konnte sich Emma gut als Königin vorstellen und für ihr Königreich war es ja auch im Vorteil. Zwar hatte er sie noch nicht gefragt, aber wenn sie wirklich nicht seine Frau werden wollte, musste er sich eine andere suchen. Henry wollte sie zu nichts zwingen.

"Wir sollten zu den anderen.", meinte er dann.

"Ihr habt mich doch gar nicht um meine Hand angehalten.", meinte sie freundlich.

Was mach ich da überhaupt? Ich bin schon so verzweifelt, warum sonst würde ich mich einem König hingeben?

"Ich brauche unbedingt frische Luft.", erklärte sie ihm.

Erstens weil sie kaum noch Luft in ihrem Korsett bekam, zweitens weil sie einfach nicht mehr wusste was sie ihm sagen sollte und drittens weil sie das alles erst einordnen musste. Sie hatte das mit Hook noch nicht einmal verdaut.

Die Wachen kamen wieder zurück und stellten sich einige Meter weiter weg.

Nachdem Grace bei Andrew gewesen war, ging sie kurz in ihr Schlafgemach und hob ihr Kleid hoch. Dabei fühlte sie sich über den Bauch und drückte ein wenig dagegen. Er war ein wenig fester geworden, also stimmte es. Sie ließ das Kleid wieder hinunter und betrachtete es vor einem Spiegel. Zum Glück konnte man es dort nicht richtig sehen, da das Kleid nicht zu eng anlag. Grace wusste nicht, ob sie sich freuen sollte oder nicht, also liefen ihr ein paar Tränen hinunter. Ihr Traum war es immer gewesen mit ihrer Tochter vereint zu sein, mehr hatte sie sich nie gewünscht.



Jetzt allerdings hatte sie schon mehr als sie wollte. Sie hatte ihre Tochter, irgendwie auch wieder ihren Mann und nun noch ein weiteres Baby, von ihrem Mann. Doch es war eine nicht leichte Lage. Er hatte eine andere Frau und sie wusste nicht, was mit ihr passieren würde, wenn Andrew das herausfinden würde. Doch jetzt wollte sie sich ein bisschen ablenken und Emma die Neuigkeiten verkünden. Also wischte sie sich die Tränen weg und ging runter.

Dort sah sie Emma und Henry im Korridor stehen und reden, aber sie wollten gerade gehen. Da kam sie herbei und hielt die beiden auf.

"Henry, würdet Ihr meine Tochter und mich für einen Augenblick entschuldigen?", fragte sie ihn sehr liebevoll.

"Ich weiß, aber ich wollte Euch nicht unter Druck setzen.", gab er ihr als Antwort.

"Selbstverständlich.", meinte er und nickte noch einmal Emma zu und verschwand.

Nun standen nur noch mehr Grace, Emma und die Wachen dort.

Emma sah Henry nach und fixierte sich jetzt auf Grace.

"Ist etwas passiert?", fragte sie ihre Mutter.

Ich muss bald mit jemanden darüber sprechen. Ich kann keinen heiraten, wenn ich doch verheiratet bin. Was soll ich nur machen?

"Das trifft sich gut. Ich habe nämlich auch eine Frage an dich."

"Weißt du was? Meines kann noch einige Minuten warten, was möchtest du mich denn fragen?", fragte sie ihre Tochter.

Sie kam ihr etwas aufgewühlt vor, was wahrscheinlich an Henry's offener Art lag und daran, dass sie ihn gestern küssen musste.

"Ahm, nein du zuerst. Bitte. Ich muss mir so oder so erst überlegen wie ich diese Frage formuliere. Denk dir aber nicht dabei, ich frage nur weil es mich interessiert."

Je mehr sie es ihr erzählen wollte, desto weniger konnte sie ihr es sagen.

"Geht es um Henry? Wenn ja, dann weiß ich schon bescheid."

"Na gut, dann fange ich an... mehr oder weniger. Also die Idee, dass du Henry heiraten sollst, die kommt von deinem Vater. Er hat es sich ziemlich in den Kopf gesetzt, dass du bald heiraten sollst", fing sie an und wollte auch gar nicht lange damit warten ihr zu erzählen, dass sie trotzdem eine Wahl hat.

"Du musst ihn allerdings nicht heiraten. Ich weiß, er ist ein sehr attraktiver Mann mittleren Alters, der ein erfolgreicher und ehrfurcht erbietender König ist. Doch bin ich nicht der Meinung, dass er der Mann ist, mit dem du dein Leben lang glücklich bist. Deshalb habe ich mit Andrew geredet und er ist einverstanden, dass ich dir auch jemanden für eine mögliche Hochzeit vorstellen darf. Und ich denke da an jemand weitaus jüngeren! Du hast zwar nicht die größte Auswahl, doch du hast wenigstens eine. Mehr kann ich leider nicht für dich tun. Aber ich möchte, dass du es dir aussuchen kannst, wen du nimmst."

Grace schenkte ihr ein Lächeln und sah sie sehr mütterlich an.

"Und was wolltest du mich fragen?"

Jeder meinte es gut mir ihr, doch sie wusste nicht wie lange sie noch jeden etwas vorspielen sollte und vor allem wollte. Ihr schlechtes gewissen plagte sie.

"Wenn ich diesen Prinzen in einer anderen Welt heiraten würde, wäre ich hier dann auch verheiratet? Es heißt doch bis der Tod euch scheidet oder? Das heißt ich wäre auch hier mit ihm verheiratet. Das ist mir letztens eingefallen. Was denkst du darüber?", fragte sie Grace.

Ein anderer Prinz kommt auch noch? Hätte ich jedem doch die Wahrheit erzählt.

"Das sind ja gute Neuigkeiten.", meinte sie und lächelte.

Grace wunderte sich über diese seltsame Frage, antwortete ihr aber.

"Natürlich zählt das, eine Heirat ist eine Heirat, ob sie in dieser Welt oder in einer anderen geschlossen wird. Sonst wäre ein Ehepaar, das in eine andere Welt reist plötzlich nicht mehr verheiratet."

Irgendwie beschäftige Emma etwas, das konnte Grace ihr ansehen.

"Liebling, gibt es vielleicht etwas, was du mir erzählen möchtest?", fragte sie nach und hoffte stark, dass sie ihr nichts erzählen wollte, oder nichts zu erzählen hatte, doch irgendwas war da.

"Ich würde es dir so gerne erzählen, aber ich kann nicht.", meinte sie nur.

Sie werden mich verachten und mich hassen.

"Ich kann niemanden heiraten.", sagte sie und Tränen kullerten über ihre Wangen.

Wie soll ich es ihr nur sagen?

Grace sah ihre Tochter ernst an.

"Weil du schon verheiratet bist... Deshalb die Frage? Bitte, sag mir, dass das nicht stimmt mein Schatz. Nicht mit ihm!"

Zwar war das nur ein Gedanke von ihr, aber sie hatte versucht es sich zusammen zu reimen.

Natürlich sprach sie in einer Lautstärke, die die Wachen nicht verstehen konnten.

Emma gab ihr keine Antwort, denn ihre Mutter konnte es sich schon denken.



"Was soll ich nur machen? Ich kann mit so eine Lüge nicht leben?", fragte sie verzweifelt und kämpfte gegen ihre Tränen an.

"Was hast du dir nur dabei gedacht?"

Es war klar, dass Grace keine Luftsprünge machte, es war ein sehr ernstes Thema.

"Dir ist klar, dass wir das deinem Vater sagen... naja, nicht unbedingt. Ich kenne jemanden, der weiß solche Dinge wieder zu richten. Das kommt wieder in Ordnung."

Darüber, ob sie mit Hook geschlafen hatte, wollte sie gar nicht nachdenken, wahrscheinlich war das so. Sie wusste ja nur zu gut, zu welchen Dingen man bereit war, wenn man in dieser Welt gefangen ist, in der die beiden waren. Doch irgendwie konnte sie nicht richtig wütend sein, weil sie wusste, dass sie ihrer Tochter auch etwas verheimlichte.

"Um ehrlich zu sein, gibt es bei mir auch etwas, das ich dir...", fing sie an zu reden, doch weiter kam sie nicht, da ihr Gespräch unterbrochen wurden. Grace hätte sich gewünscht, dass es nicht Jennifer war, doch sie war es, in Fleisch und Blut.

"Jennifer, du bist wieder zurück...!

"Endlich habe ich dich gefunden Emma", begrüßte sie ihre "Tochter" und umarmte sie ganz herzlich.

Dass sie gerade das Gespräch der beiden unterbrochen hatte, störte sie nicht im geringsten, denn sie mochte Grace nicht.

"Ich bin ja so froh, dass du wieder da bist und, dass es dir gut geht. Dir geht es doch gut oder?", fragte sie und wischte Emma eine Träne weg, die unter ihren Augen hinunter kullerte.

Sie konnte es nicht einmal ihrer Mutter erklären, warum sie überhaupt in diese Lage gekommen war.

Emma fing an zu lächeln, als sie Jennifer sah. "Ja, mir geht es sehr gut. Ich habe mich nur so darüber gefreut, dass mir die Tränen gekommen sind. Ich werde endlich heiraten.", sagte sie voller Freude.

Sie konnte gut alles überspielen und vor allem klappte das bei Jennifer sehr gut. Noch nie zweifelte sie an ihrem verhalten.

"Es gibt zwei Kandidaten für mich. Wie wäre es, wenn wir alle zusammen essen? Wir haben viel zu bereden. Macht es dir etwas aus, wenn ich kurz Grace noch etwas zeige? Wir danach sofort."

"Was? Du wirst heiraten? Das ist ja wunderbar, das freut mich so Emma", sagte sie und umarmte sie leicht. Wie sollte es auch sonst sein, Jennifer glaubte ihr, dass sie aus Freude weinte.

"Wir könnten gerne alle zum Essen zusammenkommen. Ich sage dem Personal Bescheid, sie sollen zum Essen aufdecken. Und es wird nicht gespart", sagte sie voller Freude und ließ die beiden alleine.

"Ich freu mich schon.", meinte sie und wartete bis sie weg war.

Erleichtert sah sie zu ihrer Mutter. Das alles war einfach einen große Katastrophe.

"Hook und ich haben so viel getrunken und waren in einem Casino und da gab es auch so eine Art Kirche. Ich weiß auch nicht genau. Zuvor haben wir viel gewonnen und dann haben wir einfach geheiratet wir konnten uns daran nicht mehr erinnern. Die Beweise habe ich versteckt. Was soll ich nur machen?"

In ihrem Leben war sie noch nie so verzweifelt gewesen.

"Das schlimmste ist, ich liebe ihn wirklich.", sagte sie traurig. Es schmerzte das zu sagen, aber es war die Wahrheit.

"Ja, das sind gemeine Fallen, in die man dort reintreten kann. Aber ihr habt also nur in einer kleinen Kapelle geheiratet? Das heißt, es gibt nur die Person als Zeuge, die euch getraut hat und euch zwei?"

Grace dachte nach und kam zu dem Entschluss, das man es vielleicht doch für ungültig erklären konnte.

"Mein Schatz, du weißt genauso, wie ich, dass das mit euch beiden nicht sein darf. Und vor allem nicht sein wird." Sie brauchte gar nicht weiter reden, denn Emma wusste es bestimmt.

"Ich weiß es nicht mehr, wir waren ja völlig betrunken.", meinte sie leise.

Die Wachen bekamen von alldem nichts mit, was die beiden leise besprachen.

"Glaubst wir können das rückgängig machen? Kennst du hier jemanden in der Stadt?", fragte sie nach.

Zwar wollte sie mit Hook verheiratet sein, doch so wie es aussah wollte das Schicksal echt nicht so.

"Wenn das Jennifer oder Andrew herausfinden, sie werden mich hassen. Ich habe es ja nicht mit Absicht gemacht."