Haupthalle

Grace hatte sich mit Emma direkt hier hin gezaubert. In eine Ecke, die nicht bewacht war.

"Wir sind da. Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit, die ich nicht mehr hier war", meinte sie und konnte die Gemälde an den Wänden sehen. Es erinnerte sie alles an früher. Wie sie dort aufgewachsen war und an die Zeit mit ihren Eltern.

"Ich hoffe, die Reise war für dich nicht unangenehm."

Ihre Mutter zauberte sie hier her ins Schloss, in eine Ecke wo sie keiner sehen konnte.

"Wir sind da, ich kann es kaum glauben. Die Reise war auch der Wahnsinn.", staunte sie.

Schade, dass ich nicht zaubern kann, das wäre mir sonst schon aufgefallen.

"Und wie sieht dein Plan aus?", fragte sie Grace.

Sie konnte es kaum erwarten ihren Vater und ihre andere Mutter zu sehen, denn schließlich hatte sie doch lange Zeit mit ihnen verbacht. Zwar wusste sie jetzt es war nicht ihre echte Mutter, aber dafür konnte sie ja nichts und sie war immer nett zu ihr gewesen.

"Um ehrlich zu sein, habe ich mir noch nicht viele Gedanken darüber gemacht, was ich sagen soll. Deine Mutter, oder eben die Frau von der du dachtest sie sei deine Mutter, sowie dein Vater sind Teil deines Lebens. Ich möchte ihn ja nicht vertreiben. Aber mir wird schon etwas einfallen", sagte sie und dann kam einer der Wachen vorbei, er erkannte Emma nicht, sondern sah nur Grace von hinten.

Sofort kam er zu den beiden hin.

"Was macht ihr hier im Schloss? Wer hat euch rein gelassen?", fragte er sie. Grace drehte sich um, sie kannte diesen Mann nicht und er sie auch nicht. Er war erst neu am Hof und kannte beide nicht.

"Das hier ist die Prinzessin Emma. Sie lebt, könnten wir bitte mit dem König sprechen?", fragte sie ihn, doch er fasste sie beim Arm und rief den anderen Wachen zu: "Wir haben hier zwei Eindringlinge! Bringt sie in den Kerker."

Schockiert riss sie ihren Arm von ihm los.

"Ihr kennt Eure eigene Prinzessin nicht? Ihr solltet Euch schämen! Holt eine der Wachen, die sie kennt, dann wisst Ihr, ich habe nicht gelogen!!"

Der Soldat entdeckte die beiden sofort und fragte die beiden was sie hier machten. Es schien so als wäre er hier neu, auch Emma kannte ihn nicht. Sofort forderte er seinen Kollegen an, die beiden in den Kerker zu werfen und packte den Arm von ihrer Mutter. Doch sie riss sich los.

"Ich befehle Ihnen sofort diese Dame nicht mehr anzurühren. Sie gehört zu mir. Holt jetzt auf der Stelle meinen Vater, sonst schwöre ich euch, ihr werdet in den Kerker geworfen.

Einer der Wachen rannte los und verständigte den König. Es dauerte nicht lange, dann war er auch schon hier.

"Vater!", rief sie und fiel ihm um den Arm. "Ich bin noch am Leben.", schluchzte sie, da sie dabei zu weinen angefangen hatte.

Ich kann es nicht glauben, endlich bin ich wieder zu Hause.

Die Wache sah Emma nur an und wartete, denn eine der anderen Wachen verständigte den König. Dann war er da, aufgeregt kam er die Treppe hinunter und sah dann Emma. Grace konnte er nicht erkennen. Seine Tochter fiel ihm gleich um den Hals und umarmte ihn unter Tränen. Im ersten Moment konnte er nur vor sich hinstarren, doch dann fingen seine Arme ihre Umarmung zu erwidern. Eine Hand legte er auf ihren Rücken, die andere an ihren Hinterkopf. Dann kamen auch ihm Tränen.

"Du lebst, Emma du lebst", sagte er voller Freude und drückte sie noch fester an sich. Es freute ihn wirklich sehr, dass sie nicht tot war, "Ich dachte du wärst tot, wir haben Blut an deinem Kleid gefunden, tief im Wald drinnen."

Der König wollte sie gar nicht loslassen, weil er so froh war, sie wieder zu haben.

"Du bist wirklich am leben."

Grace erkannte er noch nicht, sie beobachtete das Zusammentreffen der beiden. Wie er sich freute und, wie beide weinten, es war ein komisches Bild für Grace, am liebsten hätte sie auch angefangen zu weinen. Immerhin liebte sie ihn einmal, doch er sie nicht. Emma war die Tochter von ihm und von ihr. Nun drehte sich Grace ein bisschen zur Seite und Andrew, der König, blickte sie an. Dann lies er Emma los und war sprachlos.

Emma wischte sich schnell die Tränen weg und sah ihre Mutter an und dann wieder ihren Vater.

"Ich bin mit Grace zurück gekommen. Sie hat mich sicher wieder hier ins Schloss gebracht.", mehr sagte sie nicht mehr, denn sie wusste nicht ob sie es noch schlimmer machen würde.

"Du lebst also. auch noch.", sagte der König nur.

Sie sollten das besser ohne mich klären.

"Wenn ihr mich entschuldigt, ich gehe mich kurz umziehen.", sagte sie und verschwand.

"Warum bist du hier?", fragte er sie jetzt ernster, da Emma nicht mehr hier war.

"Ja ich lebe noch", sagte sie und dann ging Emma, um sich umzuziehen.

Die Wachen standen natürlich noch weiterhin da, zwei waren mit Emma mitgegangen. Grace kam einen Schritt auf den König zu.

"Du willst wissen, wieso ich hier bin? Weil ich meine Tochter kennen lernen möchte, weil sie mich kennen lernen möchte. Die Chance hast du uns ja nie gegeben." Sie sagte das, weil er sie damals fortgeschickt, lediglich verjagt hatte. Als Monster beschimpfte er sie und sah sie nur mit verachtenden Blicken an. Wenn Sie zurückdachte, schauderte sie, denn das war der schlimmste Moment in ihrem Leben gewesen.

Sie war nicht da, um mit ihm zu streiten und sie hoffte, dass auch er das nicht wollte. Zwar wusste sie, dass er sie wohl hasste oder gehasst hatte, sie dachte es sich zumindest, aber das wollte sie nie wahrhaben.

"Andrew ich bin nicht hier, damit ich dich verärgere oder dir deine Tochter wegnehme, ich möchte nur teilhaben an dem, was mir gehört!"

Grace kam näher zu ihm. Dabei prüfte er kurz ihr Aussehen.

"Damals habe ich dich wirklich wegen....", erhielt kurz an und schickte alle seine Wachen weg. Dann fuhr er fort, "Ich habe dich gehasst, wegen deinen Zauberkräften die du angeblich hast, ich wusste nicht das du eine Hexe warst oder noch immer bist. Du weißt ja was mit ihnen, in unserem Land geschieht. Sie werden ausgerottet, gejagt oder verbrannt. Deswegen bist du noch am Leben."

Natürlich war das keine Ausrede, Grace konnte ja auch nichts für ihre Kräfte. Das wusste auch der König, aber er wollte hart zu ihr bleiben. Seine Schuldgefühle wollte er vor allen verbergen, er wollte so tun als wäre es die beste Lösung gewesen.

Sie sieht noch sehr jung aus. Wie macht sie das? Vielleicht hat sie sich einfach jünger gezaubert. Das erklärt es vermutlich.

"Ich kann dich verstehen Grace, aber was sage ich meiner Frau, wenn sie erfährt, dass du noch lebst. Was werden die anderen sagen? Und wie hat es Emma aufgefasst? Hasst sie mich jetzt dafür? Du kannst fürs erste hierbleiben."

Mit dieser Reaktion hätte sie nicht gerechnet, er schickte die Wachen fort und die beiden waren jetzt alleine. Dann sagte er ihr, er habe sie gehasst, aufgrund dessen, was sie ist.

"Deshalb bin ich also noch am Leben... Ok", nuschelte sie vor sich hin. Sie fand, dass er sich gerade rausredete, denn er hätte es damals auch für sich behalten können, es müsste niemand erfahren. Doch er war wohl einfach zu feige gewesen.

"Ich weiß es nicht, was du deiner Frau sagen sollst. Emma möchte, dass ich Teil ihres Lebens bin und sie hasst dich nicht, das hast du doch eben gesehen."

Es war auf jeden Fall nett von ihm, dass er sie dort übernachten ließ. Es war zwar ihr Schloss, rechtmäßig, aber sie hätte es ja nicht verlangt, wenn er es verboten hätte.

"Ich werde meinen Wachen sagen, sie dürfen alle deine Befehle ausführen, außer sie werden gegen mich verwendet. Du weißt wir haben genügend Gästezimmer, such dir einen aus. Falls du Kleider, Essern oder einen anderen Wunsch hast, werden sie erfüllt. Ich muss jetzt meine Arbeit nach gehen. Und Danke dafür, dass du Emma zurückgebracht hast. Ich dachte sie wäre im Wald ums Leben gekommen."

Andrew nickte ihr noch einmal zu und schickte ihr Wachen her. Er erklärte ihnen alles und ging wieder seiner Arbeit nach.

Das war's schon? Wie reizend er doch ist, ich darf mich wirklich in meinem Schloss frei bewegen.

"Das ist sehr nett", sagte sie so überzeugend, wie möglich. Er bedankte sich auch bei ihr, ihm Emma wiedergebracht zu haben, was er nicht wusste, war, dass sie auch der Grund gewesen ist, weshalb sie überhaupt verschwunden war.

Bald darauf verschwand er und einige Wachen kamen wieder herein.

"Ich möchte zum Zimmer meiner Tochter", sagte sie.

"Wie Ihr wünscht", antwortete die Wache. Keine der Wachen kannte sie, denn es war sehr viel Zeit vergangen und auch die Menschen, die dort arbeiteten wechselten. Dann brachte sie einer der Männer zum Schlafgemach von Emma.

Sie kam wieder her und fühlte sich sehr wohl in dem Kleid, es erinnerte sie ein bisschen an ihre Zeit, die sie in der anderen Welt gewesen war. Wenn sie eines dort gelernt hatte, dann war das, dass eng anliegend eine gute Art war auffällig zu sein. Solche Kleider wurden dort ja nie getragen, weil es eher üblich war mehrere Schichten übereinander zu tragen, die meist etliche Qualen der Corsage nach sich trugen. Das Problem hatte sie bei ihrem Kleid nicht, es fühlte sich frei und bequem an. Den Stoff direkt auf der Haut zu spüren war schon etwas anderes, als es bei den anderen Kleidern der Fall war.



In ihrer Freizeit lief sie nie im Kleid herum, denn Hose und Hemd waren ihr in den Wäldern gemütlicher gewesen. In der anderen Welt trugen die Frauen oft viel zu kurze Kleider, wo sie sich oft fragte, ob das überhaupt noch Kleider waren, oder nur längere Shirts.

Als sie dort durch die Halle ging, blieb sie vor einem der Bilder stehen. Dort waren ihre Eltern und sie drauf, da war sie erst fünf Jahre alt, aber sie erinnerte sich noch genau, wie das Bild gemalt wurde. Mit ihren Fingern strich sie sanft darüber.

Andrew kam mit Emma nach unten und er setzte sich auf den Thronsessel. Er musste kurz Grace ansehen, die wirklich gut in ihrem Kleid aussah, das musste er schon zugeben, aber er war nicht hier um sich mit ihr abzugeben.



Er sah weg und versuchte sich kein schlechtes Gewissen zu machen. Immerhin musste er zu seinen taten stehen. Andrew hatte Angst, dass Emma nicht mehr zu ihr stehen, würde, wenn sie erfährt was er ihr wirklich alles angetan hatte.

Emma entging nicht der Blick von ihrem Vater. Genau konnte sie nicht sagen, ob er wieder froh war, dass sie hier war, aber sie wollte die beiden verkuppeln. Ihre andere Mutter mochte sie zwar auch, aber ihre echte Mutter liebte sie viel mehr. Die Prinzessin wollte einfach, dass sich ihre Eltern verlieben und zusammenkommen, wie in den ganzen Märchen, die sich so schön anhörten.

"Mum, du siehst richtig hübsch aus in deinem Kleid. Findest du nicht auch Vater?", sagte sie und sah zu ihm mit einem leichten lächeln.

Ich werde schon dafür sorgen, das die beiden glücklich werden. Ein paar Wochen bleiben mir ja noch, wo Katharina nicht da ist und die beiden noch alleine sind. Mit ein paar Tricks, wird das schon. Um die Hochzeit kümmere ich mich später, das hier hat erst einmal Vorrang.

Andrew sah Emma ein wenig verwirrt an. Er wusste nicht warum sie jetzt so eine Frage stellte. Jetzt sah er Grace nochmal genau an. Dabei sah er sie wirklich von oben bis unten an.

"Ja stimmt. Kleider stehen ihr viel besser.", sagte er zu Emma.

"Schwarz finde ich noch schöner vor allem mit Rüschchen.", witzelte er.

Bei diesem Witz musste er an seinem Vater denken, der schon längst gestorben war, aber damals als er noch lebte, war er begeistert wenn Grace solche Sachen trug. Schwarz, Rüschchen oder ganz in weiß, richtig hübsch eben.

Grace sah nur Emma an und beachtete die Blicke nicht, die Andrew ihr zuwarf. Emma machte ihr ein Kompliment, doch sie fragte sich, wieso Emma wollte, dass ihr Vater ihr zustimmte.

"Ich war eben bei den Schneiderinnen und habe es mir anfertigen lassen, danke", sagte sie und sah erst ihre Tochter an und dann Andrew, denn er stimmte Emma zu. Und dann brachte er einen Spruch, der eine Anspielung auf damals war. Sein Vater fand es immer sehr schön, wenn sie ein lila Kleid trug, was Rüschen hatte.

"Ja, vielleicht vor 20 Jahren", meinte sie trocken, denn sie fand das nicht lustig. Obwohl sie seinen Vater immer gemocht hatte, aber sie war auf Andrew nicht gut zu sprechen.

Sie griff sich kurz an den Kopf und ließ ihren Arm wieder sinken.

"Hier hat sich nicht viel verändert", fing sie an und blickte kurz zu ihm, "Wirklich nicht viel. Emma hast du Hunger?", fragte sie sie, da sie ja nichts gefrühstückt hatten und es schon langsam Mittag wurde, "Wir könnten in die Stadt raus und dort etwas essen."

Es war ungewohnt für sie im Schloss zu essen, sie hatte sich an das normale Essen der Bevölkerung gewöhnt und fand es schön, gemeinsam mit ihr essen zu gehen.

"Falls Emma Hunger hat, dann kann sie hier essen, für eine Prinzessin ist es besser sie isst im Schloss. Von mir aus kannst du gerne in die Stadt gehen, aber Emma bleibt hier. Sie ist eine Prinzessin, auf sie muss aufgepasst werde, dass müsstest du doch wissen.", antwortete er einfach obwohl er nicht gefragt wurde.

Hat sie jetzt den Verstand verloren? Warum sollte Emma unter das Volk gehen? Dann wird sie entweder entführt oder noch schlimmer getötet.

"Die Antwort lautet nein.", sagte er streng.



Der König sah jetzt Emma an. "Du kannst deine Bediensteten ruhig sagen, dass du oder ihr essen wollt.", entgegnete er mit ruhiger Stimme.

Noch gereizter, als sie es schon war, sah sie ihn an und ging noch einen Schritt näher zu ihm.

"Entgegen deiner Vorstellung, dass man als Prinzessin nur im Schloss rumsitzt und sich bemuttern lassen muss, denke ich, dass es von Stärke zeigt, wenn die tot geglaubte Königstochter, die außerdem noch angehende Königin ist, sich persönlich dem Volk zeigt und Zeit unter ihm verbringt", sagte sie wütend.

Er macht mich so wütend! Ich halte das nicht aus.

"Und ich habe nicht gesagt, dass ich mit ihr alleine gehen möchte. Ich bin mir darüber bewusst, dass sie beschützt werden muss. Ich war auch einmal eine Prinzessin und dann Königin. Und ich wurde... ach ja, nicht beschützt, denn ich wurde von dir aus dem Land gejagt! Versuch nicht mich darüber zu belehren, was für einen Schutz unsere Tochter braucht!"

Grace war fertig und sah dann Emma an, "Und Andrew, sie ist alt genug, um sagen zu können, was sie möchte. Du musst nicht für sie reden!"

In der Zeit, wo sie alleine gelebt hatte, weit weg von ihrer Familie und ihrer Heimat, lerne Grace sich durchzusetzen. Es stärkte ihren Charaker, damals war sie nicht so, sie fügte sich fast allem, was ihr gesagt wurde. Doch mit diesen Zeiten war Schluss. Es tat ihr aber leid, dass sie vor ihrer Tochter so mit ihm redete, denn sie kannten sich jetzt nicht lange und sie wollte auch nicht, dass sie gleich ein schlechtes Bild von ihr bekam. Nur hatte sie jetzt endlich die Gelegenheit Emma richtig kennen zu lernen und ihr das weiterzugeben, was sie gelernt hatte in den vergangenen Jahren, das wollte sie sich nicht von Andrew zerstören lassen.

Bevor sie sich noch weiter anschreien konnten, fing Emma an zu schreien. "Schluss jetzt mir reicht es! Habt ihr nichts besseres zu tun, als euch ständig nur zu zanken? Ich dachte ihr seid Erwachsen?! Wisst ihr was? Wenn ihr eure Probleme nicht lösen könnt und ihr in der Vergangenheit lebt, dann habe ich euch nichts mehr zu sagen und ihr könnt euch gefälligst fernhalten von mir. Auf so etwas habe ich keine Lust."

Emma versuchte nicht zu weinen und unterdrückte ihre Tränen.



"Ihr seid, beide Schuld daran und keiner ist ein Unschuldslamm. Und ihr braucht mir dann nicht nachzugehen, wenn ich diesen Raum verlassen werde. Haltet euch einfach fern von mir. Ich kann selbst entscheiden was ich will und was nicht."

Sie wollte damit andeuten, dass ihre Mutter einen besseren Weg suchen sollte und endlich das zu vergessen was passiert war. Es waren schon 20 Jahre her und noch immer hasste sie ihn dafür. Und von ihrem Vater wünschte sie sich, dass er endlich ihre Mutter um Verzeihung bittet und es versucht mit ihr aus zu kommen und sie nicht mehr ignoriert. Er sollte sie einfach wie eine richtige Frau behandeln.

Mit diesen Worten stapfte sie wütend ins Badezimmer, riegelte hinter sich die Tür zu und fing an zu weinen. Nun waren die beiden wieder einmal alleine. So hätte sie sich das nicht vorgestellt. Sie wollte einfach eine glückliche Familie haben, aber das war nur ein Wunschdenken gewesen.

Jetzt passierte genau das, wovor sie solche Angst hatte. Sie ließ sich von ihren angefochtenen Gefühlen zum König leiten und vertrieb damit ihre Tochter. Emma hatte Recht, es war schon lange her gewesen, aber Grace und Andrew haben nie darüber reden können, was damals passiert ist. Emma konnte sich nicht dort hineinversetzen, in die Situation der beiden.

Grace, die verstoßene Königin, die ihre Tochter nur ihre ersten zwei Lebensjahre gesehen hatte, auf der Flucht war, mit ihren Kräften kämpfen musste und jetzt wieder ihrem Mann gegenüberstand, wegen dem sie das alles durchmachen musste. Andrew, der König, der seine eigene Frau verstoßen hat, weil er erfuhr, dass sie magische Kräfte besitzt, der wahrscheinlich eine Zeit lang allein erziehend war und dann neu heiratete, ein Königreich zu regieren und führen hatte und nun seine tot geglaubte Frau in seinem Schloss hatte, die sauer auf ihn war. Es war wohl für beide nicht leicht, das würde niemand außer den beiden verstehen.

Normalerweise war Grace auch nicht so wütend auf ihn, sie hatte ihn nie gehasst, er war ja auch kein schlechter Mensch. Doch als sie ihn sah überkamen sie ihre Gefühle und sie wurde von ihnen kontrolliert. Zum Glück zauberte sie nicht aus ihrer Wut heraus, denn das würde noch mehr Minuspunkte bei Emma geben.

Emma verließ die Halle und sagte, sie wolle nicht, dass ihr jemand von den beiden folgte. Reuevoll sah sie Andrew direkt in seine Augen.

"Wir sind Kinder", äußerte sie sich. Sie nannte mit Absicht ihn und sich selbst, denn beide verhielten sich kindisch, "Wobei ich mit Sicherheit das kindischere bin."

Nachdem sie das sagte, drehte sie sich zur Seite und setzte sich auf eine Bank, die dort stand. Natürlich war sie noch immer wütend, aber sie wollte es unterdrücken, Emma zu Liebe, auch, wenn sie nicht mehr im selben Raum war.

"Ich habe das alles hinter mir gelassen, aber jetzt bin ich wieder hier... und du und Emma, ihr versteht euch so gut", fing sie an zu reden und wurde emotional.



Vielleicht war das doch keine gute Idee, ich werde nur mit ihm streiten. Wieso lasse ich mich auch so überwältigen von meinen Gefühlen? Niemand kann ändern, was passiert ist, auch nicht, wenn ich ihn anschreie... vor allem nicht vor den Augen unserer Tochter! Was habe ich mir nur gedacht.

Die beiden hatten recht was sie anging. Sie verhielten sich wie Kinder und wenn sie jetzt nicht darüber redeten, dann würde es nie dazu kommen. Grace setzte sich auf die Bank und er sah ihr dabei zu.

"Sie hat recht. Wir können nicht einmal normal reden ohne, dass wir gleich streiten.", sprach er etwas lauter.

Der König stand auf, ging zu ihr hin und beugte sich zu ihr, damit er sie ansehen konnte. Dabei blieb er in der Hocke.

"Was ich vorher damit meinte, ich war noch nicht bereit für eine Ehe, ich war wirklich noch nicht reif genug und habe dich im Stich gelassen, du hast wirklich einen Grund mich zu hassen. Ich tue es auch. Als ich dich gesehen habe, wollte ich mir den Fehler nicht eingestehen. Es tut mir wirklich Leid und das meine ich ernst, wenn es ginge würde ich es rückgängig machen. Ich wünschte ich hätte zu dir gestanden als du mich am meisten gebraucht hast.", beichtete er ihr.

Das wollte er vorher auch schon sagen, aber als sie so wütend war, wurde er auch wütend.

Andrew folgte ihr zur Bank und hockte sich dann vor sie.

"Ich hasse dich nicht, das habe ich nie. Es hat mich wütend gemacht, aber dich zu hassen hätte mich nicht weitergebracht. Wir beide waren nicht reif, aber wer ist das schon in dem jungen Alter?", meinte sie und ihre Augen füllten sich mit Tränen, wegen dem, was er darüber sagte, dass er zu ihr hätte stehen sollen.

Das war genau das, nach dem sie sich all die Jahre gesehnt hatte. Genau die Worte, die sie gerne hören wollte.

"Wir sollten uns vertragen, zumindest Emma zuliebe."

Irgendwie war Andrew überrascht, weil er dachte Grace würde ihn hassen. So wie sie auf jeden Fall zu ihm war, ist er davon ausgegangen.

"Ja, das sollten wir, sie leidet sonst nur darunter und wir auch."

Er stand auf und setzte sich neben sie hin und strich ihr sanft über den Rücken, das schaffen wir schon. "Wenn wir uns zusammenreißen, dann wird sie bestimmt wieder glücklich mit uns.", beruhigte er sie.

Dann stand er wieder auf und sah sie nochmal an. "Tut mir Leid, aber die Pflichten rufen. Ich habe echt noch viel zu erledigen wegen dem Ball und noch andere Kleinigkeiten.. Wir sehen uns.", entschuldigte er sich und ging mit einem leichten lächeln.

"Das Letzte, was ich möchte ist, dass sie leiden muss", fügte sie bei und wunderte sich, als sie auf einmal seine warme Hand auf ihrem Rücken spürte, nachdem er sich hingesetzt hatte.

Bitte, lass das einfach! Du machst es nur noch schlimmer Andrew..., dachte sie sich.

Doch er stand dann wieder auf und entschuldigte sich bei ihr, weil er seinen königlichen Pflichten nachgehen musste.

"Dafür musst du dich nicht entschuldigen, es ist ja deine Aufgabe... Wir sehen uns, ja."

Natürlich verstand sie das. Und sie fand es auch nicht schlecht, wenn sie nicht die ganze Zeit aufeinander hockten. Als er verschwand, entspannte sie sich wieder, atmete tief durch und lehnte sich nach hinten auf der Bank.

Er ist wirklich erwachsen geworden. Nicht nur geistig, auch körperlich. Und rein rechtlich gesehen, ist er noch mein Mann und ich seine Frau. Das kann was werden, wenn seine andere Frau wieder da ist... Emma sagte wir sollen ihr nicht hinterher gehen, aber ich möchte so gerne mit ihr reden. Wird sie enttäuscht sein, wenn ich nicht zu ihr gehe, weil das nur eine Art versteckter Code war in ihrem Satz, oder sie ist wütend, wenn ich zu ihr komme, weil sie ausdrücklich gesagt hat, dass ihr niemand folgen soll. Ich bin überfordert.

Mit ihren Gedanken beschäftigt, blieb sie einfach dort sitzen. Sie blieb einige Zeit dort sitzen und ging dann am Abend schlafen.

Eine Woche später

Emma war nicht mehr sauer und Grace und Andrew schafften es auch, dass sie sich gut vertrugen in der Zeit. Früh am Morgen kam sie her, weil sie mit ihrer Tochter spazieren gehen wollte. Also wartete sie.

"Hey, Mum. Es hat ein wenig länger gedauert, die Frisur musste sitzen. Sie haben heute schon einmal für den Ball eine Frisur gesteckt. Was sagst du?", fragte sie ihre Mutter und drehte sich einmal, damit sie die Frisur präsentieren konnte.

"Ich kann es nicht glauben, der Ball kommt immer näher, wenn ich daran denke bekomme ich schon Panik. Dann muss ich jemanden aussuchen. Hoffentlich lasse ich mich nicht von der Schönheit täuschen. Glaubst du die Prinzen sind an mir interessiert?", erzählte sie aufgeregt.