Psychiatrische Suchtklinik

Dienstag, 03.11.2020

Nachdem ihr Ahri gestern geschrieben hatte, dass sie hierher kommen sollte, machte sie sich gewaltige Gedanken. Irene hoffte einfach, dass es irgendwer anderes war, der hier lag und Ahri nur zu "Besuch" dort war.

Aber als sie reinging da fragte sie nach Ahri und damit wurde ihr bestätigt, dass sie dort Patientin war. Besorgt und nervös, weil sie nicht wusste, was sie erwartete ging sie zu dem Zimmer, das ihr genannt wurde.

Ja, sie machte sich tierische Sorgen.

Nun war sie dort und klopfte an.



Sie ist Patientin hin, wieso habe ich das nicht gewusst, was ist los mit ihr, wieso ist sie hier?

Die ganze Woche über die sie hier schon  verbracht hatte brachte ihr noch nicht viel. Es dauerte einfach bis sie selbst einfach fit wurde körperlich. Oft kam jemand, der nachsah ob alles gut war und ihr noch Infusionen gab. Noch immer wollte sie einfach nichts essen. Einen Therapeuten hatte sie auch schon bekommen mit dem sie bisher zwei Sitzungen hatte. Von dem ganzen war sie nicht begeistert, sie wollte einfach ihre Ruhe haben und alleine sein, doch dann würde sie nur wieder Rückfällig werden. Das war zu gefährlich. Wirklich jeder gab sich Mühe um ihr gut zuzureden. Jongin, ihre Mutter und Jay besuchten sie, so oft es bei ihnen ging. Heute kam Irene an die Reihe.

Ich verstehe einfach nicht warum jeder versucht das Leben schön zu reden, obwohl es nur scheiße ist! Sehen die nicht, dass es bei mir hoffnungslos ist?

Kurz machte sie sich im Bad fertig und zog sich extra eine Weste an, damit man nicht ihre Schnittwunde sehen konnte. Ehrlich gesagt war sie sich nicht sicher ob sie davon Irene erzählen sollte. Vielleicht nur die harmlosen um sich ihr keine Sorgen zu bereiten.

Als sie sich im Spiegel ansah wurde ihr wie immer schlecht.

Ich sehe einfach nur fertig und mega hässlich aus. Meine Augenringe werden auch immer schlimmer. Wieso sagt Jay das er mich schön findet?

Nachdem sie sich zurecht gemacht hatte, setzte sie sich auf ihr Bett und schrieb noch ein bisschen mit ihrem Bruder und Jay, dabei hörte sie Musik. Wenigstens lenkten die sie ein bisschen ab.



Später machte sie ihre Musik aus und legte ihr Handy weg. Wieder dachte sie nach was sie nur machen sollte, falls sie hier jemals rauskam. Irgendwann klopfte es an der Tür und sie gab ein Ja von sich. Es war Irene die ins Zimmer kam. Gleich stand sie auf und umarmte sie.

„Hi! Da bist du ja!“, freute sie sich.

Weil Ahri die hereinbat, tat sie das auch und schloss die Tür hinter sich. Irene wusste nicht, mit was sie rechnen sollte oder musste, aber gleich kam ihre Freundin zu ihr gelaufen und umarmte sie fest.

Selbstverständlich erwiderte sie die Umarmung und hielt sie ganz fest. Dann ließen sie sich wieder los.

Besorgt sah Irene sie an.



„Was ist passiert? Wieso, wieso bist du hier?“, fragte sie nach und sie setzten sich hin.

„Geht es dir gut?? Hast du dich deshalb nicht gemeldet?“

Natürlich machte sich Irene Sorgen und wollte wissen was los was. Wieso sie sich nicht gemeldet hat.

Um besser reden zu können, nahmen sie Platz. Viel konnte sie nicht verschweigen also sagte sie ihr erstmal die harmlosen Dinge. Eventuell behielt sie es einfach nur für sich, dass sie sich umbringen wollte.

„Mit gehts nicht so gut“, gab ihr Ahri als Antwort.



Aber das war auch zu erwarten, wenn sie in einer Klinik war. Jetzt zu lügen brachte sich sowieso nichts. Außerdem konnte man ihr ansehen, dass es ihr nicht gut ging. Ihre Lebensfreude war einfach nicht mehr da. Lieber wollte sie im Grab liegen.

„Ich mache einen Alkoholentzug… ich lasse mich behandeln wegen meiner Essstörung und meinen Depressionen“, sagte sie etwas leiser und versuchte nicht zu weinen.



Vor allem war es ihr unangenehm, weil Jungkook der endgültige Auslöser für das Ganze war. Eigentlich wollte sie nicht so schwach sein und eigentlich wollte sie, dass er ihr egal war, aber es hatte sie einfach zu sehr verletzt.

„Und wie geht es euch? Ist Jin schon bei dir eingezogen?“, fragte sie nach.

Dass es Ahri nicht gut ging, war mehr als offensichtlich, aber jetzt erzählte sie Irene, was mit ihr los war. Während sie ihr das erzählte, da füllten sich ihre Augen mit Tränen. Irene hielt sich gut zurück, aber es tat ihr unglaublich leid, was sie da hörte. Alkoholsucht, Essstörung und Depressionen. Das war ganz schön hart.



"Ahri... ich wusste nicht...", meinte sie und konnte gar nicht auf ihre Frage antworten.

Ihr ging es so schlecht? Und ich habe es nicht gewusst. Wieso hat sie mir nichts davon erzählt? Ich hätte für sie da sein sollen.



Sie nickte einfach nur und nahm Ahri wieder in ihre Arme.

"Das tut mir unglaublich leid. Ich hätte mehr für dich da sein sollen", sagte sie ihr und ließ sie gar nicht mehr los. Irene weinte hinter ihrem Rücken.

Gerade fragte sie sich, ob das alles wegen Jungkook passierte, oder nicht. Ahri trank schon immer gerne, so wie Irene sie kannte und sie hatte auch ein sehr temperamentvolles Gemüt. Doch, dass das alles so extrem war, dachte sie sich niemals.

Als es ihr damals wegen Jin so schlecht ging, hatte sie auch kaum gegessen, das konnte sie noch am ehesten nachvollziehen. Doch Ahri hatte ihr Baby verloren und wurde von ihm gedemütigt. Irene wusste, dass es ihm leid tat. Jetzt dachte sie an den Brief. Was da drin stand, wusste sie nicht, aber sie konnte sich denken, dass es etwas für ihn sehr persönliches war. Er wollte auch unbedingt, dass sie ihn bekommt. Doch war das jetzt der richtige Augenblick? Wie konnte sie ihr den Brief geben, wenn es ihr so schlecht ging?

Doch er hatte gemeint, sie sollte ihn wirklich lesen. Ob sie das tat, musste sie dann selbst entscheiden.

Sie blieben etwas länger in dieser Position. Aber irgendwann ließ sie Ahri doch los und setzte sich gerade hin.



"Ich hoffe, dass du wieder gesund wirst! Du kannst jederzeit mit mir reden und mich um alles bitten. Sag mir immer, wenn es dir richtig schlecht geht, dann komme ich vorbei. Ich komme auch vorbei, wenn du nicht alleine sein willst. Weißt du, ich kann auch von hier aus arbeiten, dann... dann hast du jemanden hier, wenn du es möchtest", bot sie ihr gleich an.

Irgendwie wollte Irene sie nicht alleine lassen. Sicher wurde hier gut acht gegeben, aber immer alleine zu sein, war ja auch nicht schön.

Irene entschuldigte sich dafür, dass sie nicht für sie da gewesen war, doch das war nicht ihre Schuld gewesen. Ahri hatte da niemanden an sich rangelassen.

Während sie sich umarmten weinten einfach beide. Es tat Ahri gut, sich mal bei einer Freundin auszuweinen. Irgendwann wollte sie aber nicht mehr wegen dem Arschloch weinen und löste die Umarmung. Dann wischte sie ihre Tränen weg und sah zu ihr.

So wie man sich eben auch eine Schwester verlassen konnte, versprach sie ihr zu helfen und bot ihr Dinge an die sie für sie machen konnte.



Wenn sie jetzt schon so traurig ist, kann ich ihr das nicht sagen wegen meinem Selbstmordversuch... am besten ich mach das ein anderes Mal. Sonst will sie gar nicht mehr nach Hause, weil sie mir helfen will.



"Wenn du das nächste Mal kommst, kannst du mir ja mein Lieblingsessen mitnehmen"

Ahri liebte das selbstgekochte Essen von ihr und bestimmt würde sie das auch essen und nicht wieder auskotzen gehen, weil sie bei ihr war.

„Du kannst gerne öfters kommen. Jay, meine Mutter und Jongin kommen mich auch oft besuchen. Aber sag niemanden davon. Das hier soll keiner wissen“, bat sie ihre Freundin.

"Das nehme ich dir auf jeden Fall mit! Ich koche es extra für dich, das wird dir gut schmecken", versprach sie ihr.

Irene traute sich nicht nachzufragen, ob es wegen Jungkook war, weil sie es sich schon dachte, dass es wegen ihm war. Es erleichterte, dass sie öfter kommen durfte und auch, dass Ahri anderen Besuch bekam. Dann war sie nicht immer alleine.

Verständlicherweise bat sie Irene darum, dass sie niemandem davon erzählte, das konnte sie gut verstehen, es ging auch niemanden etwas an. Doch ging es Jungkook etwas an? Selbst wenn, dann dürfte sie sich nicht da einmischen. Wenn sie das so wollte, dann war das so und sie hatte es zu akzeptieren.

"Ich sage es niemandem, das verspreche ich dir", versicherte sie ihrer Freundin. Vor Jin würde sie es auch geheim halten, auch wenn sie es nicht mochte, wenn es Geheimnisse zwischen ihnen gab, aber das betraf ihn nicht. Irene konnte gut Geheimnisse für sich behalten.

"Ahri", fing sie jetzt an und sah zu ihrer Tasche, dann wieder zu ihr. Irgendwie war sie sich nicht sicher, was sie machen sollte.

"Jungkook bat mich, dir etwas zu geben", sagte sie vorsichtig.

Soll ich ihr davon erzählen, dass er in Europa ist? Wir wissen gar nicht, wie lange er dort bleibt, aber vielleicht ist es gut, wenn sie es weiß.



"Vor einer Woche ist er nach Europa geflogen und hat mir einen Brief für dich gegeben. Ich wollte ihn dir die ganze Zeit geben, aber ich habe dich nicht erreicht", erklärte sie ihr und griff nach ihrer Tasche. Zaghaft holte sie ihn heraus und hielt ihn noch immer in der Hand.



"Was darin steht, weiß ich nicht. Er hat nur gesagt, dass du ihn auf jeden Fall lesen sollst", sagte sie und legte ihn auf dem Tisch ab. Wenn du nicht alleine dabei sein möchtest, kann ich dabei sein, wenn du ihn liest."

Irene würde nicht mitlesen, aber sie würde einfach für ihre Freundin da sein, wenn sie eine Schulter brauchte.

Er hat einfach so großen Mist gebaut, aber es geht ihm deshalb auch nicht gut.

Ahri nickte auf jeden Fall, als Irene ihr das versprach. Noch immer konnte sie nicht versprechen, dass sie nochmal versuchte sich umzubringen. Zurzeit war sie einfach nur zu kaputt. Wer brauchte sie schon?



Doch dann wurde ihr richtig schlecht, nachdem Irene von Jungkook sprach. Genau diesen Namen wollte sie einfach nicht mehr hören. Anscheinend war er gerade in Europa. Was er da alles machte wollte sie nicht einmal wissen. Bestimmt vögelte er da die ganzen Frauen durch. Innerlich hoffte sie einfach, dass er eine üble Krankheit bekam oder er einfach erschossen wurde. Mittlerweile hasste sie ihn zutiefst. Lieber dachte sie einfach gar nicht mehr an ihn, denn sonst kamen wieder ihre Depressionen.

Wenn er keine Zeit hatte mir den Brief zu geben, kann es ja nicht wichtig sein! Ich will gar nicht wissen was er für leere Sachen er geschrieben hat! Richtig zum kotzen! Den kann er sich in den Arsch schieben. Er nimmt sich ja nicht einmal Zeit sich bei mir zu entschuldigen. Oder vielleicht steht ja nicht mal eine Entschuldigung drin und er gratuliert mir nochmal zu meinem verlorenen Kind…Ohh.. nein! Er schreibt vielleicht auch noch wie gerne er mit mir nüchtern ins Bett will. Das hat er mir ja oft genug gesagt wie sehr er das will. Auf so eine Scheiße falle ich nicht mehr rein.

Wut stieg wieder in ihr auf, und sie sah wie Irene den Brief auf den Tisch legte. Äußerst enttäuscht und verletzt sah sie zu ihrer Unnie.

„Weißt du was? Den Brief kannst du einfach in den Mülleimer werfen. Du kannst ihm ruhig erzählen, dass du ihn mir gegeben hast“, befahl sie ihr.



Am besten ich sage es ihr jetzt doch gleich, damit sie nicht versucht uns wieder zu versöhnen.

„Bitte rede nie wieder über ihn, wenn du bei mir bist! Ich will seinen Namen einfach nicht mehr hören“



„Es hat noch einen anderen Grund warum ich hier bin… ich habe versucht mich auf verschiedene Arten umzubringen. Was eigentlich geklappt hätte, wenn mich nicht Jay gefunden hätte“ , meinte sie und bekam Tränen in ihren Augen.



„Du solltest jetzt besser gehen“, sagte sie und wandte sich von Irene ab.

Sie brauchte einfach Zeit, bis sie wieder jemanden mehr vertrauen würde. Vor allem musste sie nachdenken ob sie den Brief wirklich nachher aus dem Mülleimer fischen sollte und ihn dann doch las. Vielleicht war es ihr doch nicht so egal wie sie tat oder versuchte es abzulehnen. Eventuell konnte sie dann einfach besser mit allem abschließen.

„Ich brauche jetzt Zeit für mich“, wurde sie mit zittriger Stimme los.

Ahri erklärte ihr gleich, dass sie den Brief wegwerfen sollte. Mit so etwas rechnete sie schon, aber sie konnte es auch nicht ändern. Wenn sie ihn nicht lesen wollte, dann musste Jungkook ihr das, was er zu sagen hatte, eben persönlich sagen. Aber wer wusste, ob das je passieren würde.

Verständnisvoll nickte sie und horchte ihren Worten, als ihre Freundin erklärte, wieso sie noch hier war. Irenes Atem stockte und sie bekam eine Gänsehaut, nachdem Ahri ihr von ihren Selbstmordversuchen erzählte. Innerlich fühlte sie sich jetzt ganz komisch und Schuldgefühle kamen in ihr hoch. Davon hatte sie einfach keine Ahnung gehabt.



"Ahri, das... ich... es tut mir so leid, was du durchgemacht hast!", teilte sie ihr mit und versuchte nicht zu weinen.

Sie hat versucht sich umzubringen? Ich war einfach nicht da für sie. Ist das alles nur wegen Jungkook? Das tut mir so unglaublich leid. Wenn er wüsste, dass das passiert ist, würde er bestimmt persönlich mit ihr reden wollen. Aber ich habe ihr versprochen, dass ich niemandem davon erzählen werde.



Irene tut das alles so unglaublich leid für Ahri. In ihrem Kopf gingen gerade sehr viele Dinge rum und sie wusste nicht, was sie denken sollte. Auch dafür, dass sie jetzt wieder gehen sollte, hatte sie Verständnis. Solche Dinge anzusprechen waren bestimmt nicht einfach und Ahri brauchte Zeit für sich. Und sie brauchte Zeit, um wieder glücklich zu werden mit ihrem Leben, mit den alten Geschichten abzuschließen.

Nickend stand sie auf und nahm den Brief in die Hand. Sie sah ihn an und dann zu Ahri.

"Melde dich, wenn du mich brauchst! Ich werde sofort vorbeikommen, das verspreche ich dir", sagte sie ihr zu, beugte sich zu ihr, drückte sie kurz und gab ihr einen schwesterlichen Kuss auf den Scheitel.

"Ich hab dich sehr lieb Ahri! Und ich bin dankbar, dass du mir davon erzählt hast. Ich komme dann bald wieder."

Ungern wollte sie sie jetzt alleine lassen, aber sie wollte sich nicht aufzwängen.

Als sie zur Tür ging, ließ sie den Brief schweren Herzens in den Mülleimer fallen, dann sah sie nochmal zu ihrer Freundin und ging dann. Das war nicht einfach, aber sie musste es für sich behalten. Ganz bestimmt kam sie so oft, wie es nur ging, dorthin und besuchte Ahri.

Ihre geliebte Schwester war total geschockt und sie wusste nicht gleich was sie sagen sollte. Das alles tat ihr Leid und sie machte sich deswegen Schuldgefühle. Doch Irene hatte keine Schuld daran. Nur weil sie mit Jin glücklich war und viel zu tun hatte. Jeder führte oft so sein eigenes Leben. Ahri stieß immer jeden sofort weg, weshalb Irene nicht Teil haben konnte.

Nachdem Irene ihr versprach, bald wieder da zu sein und das sie wirklich jeder Zeit sie anrufen konnte und sie kommen würde, nickte sie. Das Küsschen auf den Scheitel fand sie lieb und Ahri versuchte nicht zu weinen.

Als Irene dann den Brief nahm und in den Mülleimer warf, wurde ihr gleich viel wohler dabei. Endlich war sie das auch los und sie musste nichts von dem anrühren. Besser war es wenn sie einfach nichts mehr von ihm las. Das würde nur wieder zu viele Schmerzen kosten. Natürlich rührte sie den Brief nicht an.

Während sie den Tag alleine verbrachte, dachte sie ständig an den dummen Brief. Bald würde die Putzfrau kommen und ihn einfach mitnehmen. Vielleicht sollte sie ihn wirklich im Mülleimer lassen. Was brachte sich der Brief in ihrem Leben? Es würde nichts mehr an allem ändern was passiert war.

Irgendwann kam dann die Putzfrau und machte alles sauber, als sie dann den Mülleimer leeren wollte, sprang sie dann doch auf.

„Warte! Da ist noch ein Brief für mich drin, denn ich noch nicht gelesen habe“, sagte sie und nahm sie ihn dann doch zu sich.

Wahrscheinlich werde ich das wieder richtig bereuen.

Kurz wartete sie bis, die Putzkraft wieder weg war und dann öffnete sie einfach den Brief. Innerlich fragte sie sich ob der Brief sie nur noch mehr verletzten würde. Ehrlich gesagt hatte sie Angst den Brief zu lesen.

Das schaffe ich schon. Ist ja nur ein versammelter Brief von ihm. Ich hasse ihn wie die Pest! Wenn ich Glück habe, hasse ich ihn noch mehr nach dem Brief. Dann kann ich für immer mit im abschließen.

Dann fing sie an ihn zu lesen.

Der Brief an Ahri:

„Ahri

Ich weiß nicht, das wievielte Papier ich schon angefangen habe zu beschreiben, weil ich nicht weiß, wie ich es schreiben soll. Eigentlich möchte ich dir das alles persönlich sagen, doch das ist nicht möglich. Es tut mir leid, dass ich ein Feigling bin. Ich habe mich wie das größte Arschloch verhalten. Es hat lange gedauert, bis ich verstanden habe, was ich falsch gemacht habe und wie ich es falsch gemacht habe.

War ja so klar, dass er mir das nicht ins Gesicht sagen kann, aber so eine Scheiße auf der Party kann er jedem erzählen. Er verhält sich nicht nur so wie das größte Arschloch, er ist es auch!

Meine Reaktion an dem Abend der Party, da wo ich dir unglaublich viele Schmerzen bereitet habe, war wirklich unverzeihlich. Es wäre einfacher die Schuld auf den Alkohol zu schieben. Was ich gesagt habe, war falsch und würdelos, es waren Worte, die ich nicht zurücknehmen kann. Es tut mir unglaublich leid, dass du das Baby verloren hast, es tut mir wirklich sehr leid und ich kann mir nicht einmal vorstellen, wie das für dich sein muss. Bitte fass das nicht böse auf, was ich schreibe. Doch ein guter Vater wäre ich jetzt nicht, ich weiß ja nicht einmal selbst, was ich will und wer ich zur Zeit bin. Ein Kind mit oder von mir zu haben, wäre eine unglaubliche Bürde für dich oder für jede andere Frau. Jedoch hätte ich dich nicht alleine gelassen, ich möchte, dass du das weißt. Das wollte ich dir schon vor langer Zeit sagen. Ich wollte mich schon lange entschuldigen, aber ich war zu feige. Vieles habe ich falsch gemacht, zu viel und auch zu viel kaputt gemacht.

Wowww… wie zu erwarten.. scheiß Ausreden und lügen. Die hätte er sich für sich behalten können. Wahrscheinlich hat ihn jemand dazu überredet den Drecksbrief zu schreiben. Das stimmt allerdings.. er wäre der schlechteste Vater der Welt. Ich hätte das Kind sowieso mit Jay oder meiner Mutter aufgezogen. Seine scheiß Entschuldigung kann er sich in den Arsch schieben! War ja klar, dass er keine Eier hat.



Weil ich immer egoistischer wurde und dich für mich haben wollte, ohne etwas eingehen zu wollen, bei dem ich Verantwortung hätte tragen müssen, habe ich dich in eine Situation gebracht, in die ich dich nie bringen wollte. Ich weiß nicht, ob das nun alles stimmt, oder ob es nicht stimmt, was du mir damals von deinem ExFreund erzählt hast, aber ich hatte nie vorgehabt, dass du wegen mir mal so etwas selbst durchmachen musst. Es tut mir leid, dass ich nicht locker gelassen habe. Es tut mir leid, dass ich es ausgenutzt habe, dass du eine Schwäche für mich hattest. Jetzt weiß ich, dass ich dich nie so hätte behandeln dürfen.

Natürlich war es keine Lüge. Ich weiß nicht einmal wieso ich so dumm war und ihm mein tiefstes Geheimnis erzählt habe. War ihm sowieso egal wie man gesehen hat.

Als sie dann las das er sie ausgenutzt hatte fing sie dann doch an zu weinen.



„Ich hasse ihn so sehr! Er hat mich echt nie gemocht. Alter er hat bewusst einfach meine Schwäche ausgenutzt“, schluchzte sie dann.

Um es sich hinter sich zu bringen, wischte sie ihre Tränen weg und las weiter.

Von Anfang an warst du anders, als die anderen Frauen und das bist du noch immer. Du hast mich so behandelt, wie du mit normalen Menschen einfach umgehst. Dass ich deine Art gerne mag, das stimmt. Du bist einfach ehrlich und nimmst kein Blatt vor den Mund. Ich wollte nie eine Beziehung, weil ich immer davon überzeugt gewesen bin, dass Beziehungen nur Probleme bereiten. Hin und wieder dachte ich mir, es wäre einfacher, wenn das alles oberflächlich bleibt, weil es dich nur verletzen würde. Denn ich bin kein Mann, der eine Frau in einer festen Beziehung glücklich machen könnte, es wäre eher eine Enttäuschung. Nein, ich bin kein guter Mann. Im Endeffekt habe ich doch trotzdem verletzt; genau das wollte ich vermeiden, aber habe es nur noch schlimmer gemacht, als es anders sicher gelaufen wäre.

Aber ich habe dich nie angelogen, ich habe dich nie verarscht, die Zeit, die wir miteinander verbracht habe, habe ich genossen und ich war gerne mit dir zusammen, nicht nur wegen deinem Körper. Das meine ich ernst, aber das habe ich mich nie getraut zuzugeben. Meine Gefühle für dich sind anders, als die, die du für mich hast. Auch das tut mir leid, dass ich das nicht erwidern konnte und kann. Doch kann ich nicht abstreiten, dass du für mich jemand besonderes bist.

Ach? Zählt das ausnutzen nicht zur Verarsche? Wie gelogen das alles nur ist! Ich hätte einfach was mit Hobi anfangen sollen. Der wäre niemals so scheiße gewesen! Ja.. das weiß mich mittlerweile auch schon das ich wertlos bin.. ich weiß schon was er damit meint. Besonders im Bett. Er soll einfach echt qualvoll sterben. Das hat er einfach so verdient!

Ich hoffe, dass du mir irgendwann verzeihen kannst, dass ich so ein großes Arsch gewesen bin, dass ich dich so schlecht behandelt habe. Glaub mir aber, es war keine Absicht, dich so fühlen zu lassen. Ich wollte dich immer gut behandeln, doch ist es mir außer Kontrolle geraten. Es tut mir aufrichtig leid!

Jungkook

Als sie den Brief mit Tränen so Ende gelesen hatte, fing sie an zu lachen. Ihr kam das alles wie ein Scherz vor. Sofort zerriss sie ihn so klein wie es nur ging damit ins Badezimmer, damit sie die Teile gleich ins Klo spülen konnte. Dann waren sie wenigstens für immer weg. Das tat sie auch und sie fühlte sich gleich befreiter.

„Ich werde dir sicher nie vergeben! Scheiß Arschloch!“



Der Groll auf ihn wurde einfach immer größer. Sie dachte nie das man einen Menschen aus ganzem Herzen so hassen konnte. Er hatte es tatsächlich geschafft. Da war ihr erster Freund ja nicht mal so schlimm gewesen. Da mochte sie ihn ja noch lieber.

Um nichts blödes zu machen, holte sie einfach wieder Hilfe von den anderen, denn sie hatte Jongin versprochen bevor sie sich umbringen würde, sollte sie den anderen Bescheid geben. Jetzt war das der Moment.

Nach einigen Stunden war sie nicht mehr auf 180 und durfte wieder zurück in ihr Zimmer. Dort schrieb sie in ihr Buch was sie führen musste. Mit den Gedanken und Gefühlen die sie bewegten musste sie mit ihrem Therapeut reden. Es half ihr das alles einfach zu verarbeiten.



Nachdem sie fertig war, telefonierte sie mit Jay und erzählte ihm gleich alles bis sie einschlief.

Donnerstag 29.04.2021

In den letzten Wochen tat sich wieder einiges mehr bei ihm. Da sie im Gespräch mit Lay waren, bei seinem Entertainment anfangen zu dürfen, trafen sich die Mitglieder ein paar Mal. So trainierte er seine Stimme auch wieder mehr. Zwischenzeitig bekam Karina auch noch ihr Baby. Natürlich besuchte JK sie und V im Krankenhaus.

Eigentlich wollte er Ahri die ganze Zeit schon in der Klinik besuchen, aber es ergab sich nie etwas. Nachdem er ihr gleich in den ersten Tagen mal eine Nachricht geschrieben hatte, dauerte es zwei Tage, bis sie ihm überhaupt mal zurück geschrieben hatte. Jungkook hatte keine Ahnung davon, was sie dort alles machen musste oder machen durfte oder eben auch nicht durfte.

Die zwei schafften es aber trotzdem miteinander zu schreiben und ein paar Dinge zu klären. Heute wollte er sie besuchen kommen. Ahri wusste nicht, dass er kommen wollte. Weil er nicht einfach leer dort auftauchen wollte, besorgte er ihr Blumen. Es waren keine romantische, aber man brachte doch Leuten Blumen mit, wenn sie im Krankenhaus oder sowas waren.

In der Klinik war er noch nie gewesen. Mit einem Mundschutz und seinem Bucket Hat kam er her und fragte nach Ahris Zimmer. Als er es gefunden hatte, nahm er Hut und Maske ab, klopfte an und ging rein, nachdem er sie hörte.

Mal sehen, ob sie mich zerfleischt, oder nicht.

"Hi", grüßte er sie, als er die Tür hinter sich zumachte. Sie sah sehr überrascht aus, natürlich hatte sie nicht mit ihm gerechnet. Die Blumen zeigte er ihr und legte sie währenddessen am Tisch ab.





"Ich wollte nicht einfach mit leeren Händen auftauchen. Und du magst schwarz ja recht gerne", erklärte er ihr und sah sich in dem Raum um. Groß war es nicht gerade und schön eingerichtet war auch etwas anderes.



"Wie gehts dir?", fragte er sie aufrichtig.

Das sie jetzt wieder Abstand von JK hatte, tat ihr richtig gut. Sie schminkte sich sogar mal wieder und sie konnte endlich wieder essen ohne immer zu kotzen. Wenn er nicht da war, war einfach immer alles besser. Heute trug sie wie schwarz so wie jeden Tag. Bunte Farben trug sie nur, wenn sie auf eine Hochzeit ging. Selbst ihre Unterwäsche war schwarz.



Plötzlich kam jemand in den Raum. Es war keine Schwester und auch kein Arzt. Es war genau die Person weshalb sie in der Klinik war. War das ein Test?

WTF?! Was macht er hier? Will er sich wieder einschleimen oder hat das der Arzt angeordnet, weil sie wissen wollen wie ich mit ihm umgehe?

Überrascht sah sie ihn an und sich um ob vielleicht noch jemand bei ihr war, aber es war nur er.



Was soll ich mit dem Zeug? Die nehme sich sicher nicht an die Blumen, sonst denkt er noch ich empfinde was für ihn. Ob er das falsch aufgefasst hat mit dem Kuss?

"Danke, aber ich hasse Blumen. Die kannst du anderen schenken, kennst ja genug Frauen", lehnte sie die ab.

Hoffentlich nimmt er sie mit!

Ehrlich gesagt fand sie die Blumen schön, obwohl sie wirklich keine mochte.

Freundlich erkundigte er sich wie es bei ihr aussah.

"Hast du so ein schlechtes Gewissen, dass du deshalb hier bist?", fragte sie ihn einfach sehr direkt.



Sie wüsste nicht warum er sonst hier auftauchte und das noch mit Blumen.

"Hör mal, dass mit dem Kuss war einfach eine komplett blöde Idee. Ich habe einfach getrunken und deshalb ist das passiert. Nicht weil ich mehr für dich empfinde", klärte sie zur Sicherheit nochmal ab.

Auf ihre Frage, ob er so ein schlechtes Gewissen hatte, dass er deshalb hier war, sah er ihr direkt in die Augen.



"Ja", antwortete er geradeaus. "Mit dem Kuss hat das nichts zu tun. Ich weiß, dass da nicht mehr dahinter war."

Er konnte sich schon denken, dass es nichts zu bedeuten gehabt hatte.



"Die Blumen habe ich dir wirklich nur mitgebracht, weil ich irgendwas mitnehmen wollte. Ist es so schwer vorstellbar, dass es mir nahe geht, dass du hier drinnen steckt, weil es dir wegen meinen Fehlern schlecht geht? Ob du es glaubst oder nicht, ich will nicht, dass du hier bist."

Jungkook spielte mit dem Piercing an seiner Lippe.



"Hast du schon etwas gegessen?", erkundigte er sich bei ihr. Solange sie in der Klinik war, musste sie bestimmt ordentlich essen, da kam sie sicher nicht drum herum. Aber er fragte nach, weil er ihr sonst irgendwas besorgen würde.

Habe ich mir gleich gedacht. Wie mich das ankotzt!

Die Blumen würde sie dann einfach verschenken. Was sollte sie schon mit denen? Da musste sie nur ständig an ihn denken. Außerdem würde sie niemanden davon erzählen das er hier gewesen war. Das wäre ihr peinlich und unangenehm.

"Für mich ist das echt schwer vorstellbar", gab sie zurück.

Alter was nervt er so?! Meint er ich falle auf den scheiß drauf rein?

"Ja, ich hatte heute schon ein Frühstück, aber ich esse dann alleine. Ich hasse es vor anderen zu essen"



Seitdem sie die Essstörung hatte aß sie nur vor ihren Freundinnen oder ihrer Familie. Da ging es ihr einfach am besten. Bei ihm fühlte sie sich gar nicht wohl und da wollte sie das auch nicht.

Bestimmt würde sie ihn nicht so schnell loswerden und deshalb ging sie zu einem Schrank und holte Snacks raus. Die warf sie ihm zu.

"Die kannst du haben, wenn du Hunger hast. Ich esse das sowieso nicht"

Ich sollte netter sein. Vielleicht mag er das weniger und er glaubt mir dann, dass es bald wieder passt zwischen uns.

Eigentlich wusste sie gar nicht über was sie noch mit ihm reden sollte. Bei ihm war sie nur noch mehr überfordert.

"Hast du das Baby schon gesehen? Yuna sieht echt lieb aus", versuchte Ahri mit ihm ein normales Gespräch zu führen.

Weil Ahri ihm einfach Snacks zuwarf, fing er sie. Jungkook war verrückt nach Snacks, aber ob gerade der richtige Moment dafür war? Er hielt sie einfach in der Hand.

Wieso hat sie überhaupt Snacks, wenn sie die sowieso nicht isst? Ich hoffe einfach, dass sie hier wirklich gut isst, ohne es wieder raus zu kotzen. Sie braucht das Essen.

"Danke", meinte er und sah sie an. Ahri fing an über Yuna zu reden.



"Hm, ja ich habe sie im Krankenhaus besucht", fing er an zu erklären und lehnte sich gegen den Tisch. "Hast du sie schon in live gesehen? Darfst du hier auch rausgehen oder musst du die ganze Zeit in der Klinik bleiben?"

Er hat sie sogar im Krankenhaus besucht?

"Leider konnte ich sie noch nicht besuchen. Das mache ich, wenn ich wieder draußen bin. Habe leider so viel zu tun hier. Normalerweise kann man ab und zu raus. Aber ständig muss man zu Sitzungen und Therapien. Wenn ich gerade Zeit habe dann arbeite ich von hier aus", erklärte sie ihm.



Da er die Packung noch immer nicht geöffnet hatte, riss sie ihm die einfach aus der Hand und öffnete sie. Die Tüte reichte sie ihm dann wieder.

"Da fällt mir gerade ein", sprach sie mit sich selbst und holte etwas aus ihrer Tasche. Es war eine Visitenkarte die sie auf den Tisch legte. Er konnte sie gut sehen. "Du kennst sicher heiße Typen die mich buchen wollen für eine Knutscherei oder mehr. Die Nummer kannst du gerne weitergeben. Wenn ich in zwei Wochen wieder zuhause bin kann man mich mieten"



"Ich koste das doppelte dafür bekommt man bei mir mehr als bei andere", fügte sie noch hinzu.

Für Ahri war es auch so eine Art Therapie. Sie lernte wie sie mit Männern umging ohne sie gleich umzubringen.

Es entlockte ihm ein leichtes grinsen, als sie einfach die Tüte öffnete und ihm zurückgab.



Sie ist einfach auf ihre aggressive Art ganz besonders.

Weil sie jetzt offen war, aß er auch davon. Irgendwas holte sie nun aus ihrer Tasche heraus, das reichte sie ihm. Es war eine Visitenkarte, mit ihren Daten drauf. Etwas irritiert war er schon, als sie ihm dann erklärte, was das ganze sollte.

"Man kann dich mieten? Um mit dir rumzumachen oder anderes? Ist das legal?", fragte er direkt nach.  Dann erinnerte sich dann an den Geburtstag von Karina und Katie, wo er gesehen hatte, dass sie mit einem Mann Sex gehabt hatte. Geschockt sah er sie an.



"Verkaufst du deinen Körper???"

Bietet sie sich selbst an, um Geld zu kriegen??

Irgendwie wurde er gerade Panisch.

"Das was ich auf der Party damals gesagt habe, meinte ich nicht so. Das waren unüberlegte Worte, damit wollte ich dir gar nicht sowas unterstellen!! Das war total dumm, dass ich das gesagt habe und das stimmt auch gar nicht. Bitte mach das nicht!"

Als er letztes Jahr so viele Dinge gesagt hatte, die sie so verletzt hatten, da warf er versehentlich auch ein, dass sie sich wie eine Schlampe verhalten hatte. So hatte er das nie gemeint, das sagte er nur aus der Wut und aus den Emotionen heraus, die wegen des Alkohols einfach übertrieben präsent gewesen waren.

Jungkook schien das völlig falsch aufzufassen und bekam regelrecht Panik. Dachte er etwa sie schlief mit den ganzen Männern? Wie kam er auf die Schnapsidee? Aber gleich erklärte er warum. Sie wusste einfach nicht ob er sich wegen dem schlechten Gewissen so plötzlich Sorgen machte oder weil es an etwas anderem lag. Bestimmt lag es an seinem Gewissen.

Gleich kam sie auf ihn zu und hielt seinen Mund zu. So konnte er nichts mehr sagen.

"Psstt! Sei leise! Was ist wenn das jemand hört?! Ich steige sicher nicht mit fremden Männern ins Bett. So verzweifelt bin ich dann auch nicht", regte sie sich auf und nahm wieder ihre Hand zu sich.



ich frage mich einfach nur weshalb er so schockiert ist. Ihm könnte es ja egal sein. Ist ja nicht sein Leben.

"Du kennst sicher Leute die auf Knutschereien aus sind oder?"



So einfach Sachen brauchte sie nicht. Wenn dann holte sie sich Männer bei denen sie einfach so richtig abkassieren konnte.

Bevor er weiter reden konnte, schob sie ihre Hand einfach vor seinen Mund. Sie wollte offenbar nicht, dass das irgendwer mitbekam. Aber er hatte die Tür doch geschlossen. Waren die Wände hier aus Papier? Würde das jeder durchhören? Konnten die anderen Leute die beiden reden hören?

Sie regte sich auf und zog ihre Hand wieder zu sich.

"Dann war das letztens...", fing er an zu reden, hörte aber doch auf.

Dann hat sie wieder einen festen Freund. So ist das also. Aber wieso küsst sie mich, wenn sie einen Freund hat?, dachte er sich und fuhr sich durch die Haare.



"Das hat sich gerade einfach nur so angehört und da habe ich Panik bekommen. Du hast gesagt, dass man bei dir mehr bekommt als bei anderen."

Boah, das erleichtert mich jetzt. Zum Glück macht sie sowas nicht. Sie ist mehr Wert als sowas.

Ahri war noch immer vor ihm, als sie ihn fragte, ob er Leute kannte, die Knutschereien wollten.



"Also du schläfst nicht mit denen, aber du knutschst herum und kriegst dafür Geld?", stellte er nochmal richtig. Auf eine andere Art und Weise war das doch genauso seinen Körper verkaufen, wie das andere. Nur, dass es nicht so intim war.

"Ich kenne niemanden", log er. Jungkook hatte genug Freunde, die auf sowas stehen würden. Aber niemals würde er wollen, dass die mit ihr rummachten. Wie genau ihr Business ablief wusste er ja nicht. Aber so wie sie es gerade erzählte, ging es da wohl eher erotisch von statten.

Jedoch griff er nach der Visitenkarte, die sie noch immer in der Hand hielt. Vorher hatte er sie noch nicht genommen. Dann steckte er sie ein.



"Falls mir jemand einfällt, gebe ich das weiter."

Eher würde er es selbst in Anspruch nehmen, als einen seiner Freunde an sie zu vermitteln.

„Wegen ein paar Knutschereien komme ich schon nicht ins Gefängnis. Wenn ich es mit anderen machen würde dann ja, aber das könnte ich nie. Wer weiß was man sich da alles einfängt“



„Naja bei den anderen ist kein Fummeln dabei. Bei mir schon“, erklärte sie.

„Sicher verlange ich Geld dafür. Freiwillig knutsche ich mit keinem herum. Der müsste mir schon richtig gefallen und das ist selten“

Anscheinend kannte JK niemanden von seinen Freunden. War das eine Lüge oder war es wirklich so? Noch einmal nachzufragen und ihn anzubetteln kam richtig verzweifelt rüber.

Das war ja klar! Wahrscheinlich wollen die alle gleich mehr und ihnen reicht sowas nicht.

Jedoch war Kookie so freundlich und steckte die Karte ein. Vielleicht wusste er jemanden.

Könnte Gikwangs Freunde fragen. Da muss doch irgendjemand dabei sein der auf sowas steht.

„Und wie läufts bei dir so? Mit der Arbeit und den Frauen?“

Da er nicht wirklich aß, riss sie ihm die Snacks aus der Hand und fing an zu essen.

„Ich muss mehr essen, damit sie Männer mehr zum anfassen haben. Bringt sicher mehr Geld rein“

Hatte er gerade ernsthaft ein Gespräch mit ihr darüber, ob und mit wem sie Sex hatte? Das ging ja ziemlich schnell von null auf hundert.

Aber wenn sie knutschen will und die anderen auch fummeln dürfen, dann hat sie doch bestimmt keinen Freund. Wer war dann der Typ letztens? Sah ja nicht so aus, als hätte es ihr nicht gefallen.

Das versuchte er noch immer aus seinem Kopf zu kriegen.

Ihr Satz ging ihm durch sein Mark. Um mit jemandem einfach so rumzumachen musste er ihr richtig gefallen und das war selten. Mit Jungkook hatte sie mehr gemacht, als nur das und das sehr häufig. Er musste ihr schon wirklich extrem gefallen haben, damit sie sich darauf einließ. Am liebsten würde er sich wieder bei ihr entschuldigen. Aber stattdessen nickte er nur.

Sie redete weiter und erkundigte sich, wie es bei ihm aussah wegen der Arbeit und Frauen.

Sicher dachte sie, dass er ständig Frauen hatte. Das hatte er damals schon nicht gehabt und jetzt sowieso nicht. Ahri glaubte ihm nie, dass er nicht mit vielen Frauen geschlafen hatte. Wahrscheinlich glaubte sie einfach nur, was sie wollte, damit es leichter war für sie.

Während sie ihm die Snacks wieder nahm und selbst aß, gab er ihr eine Antwort, noch immer lehnte er gegen den Tisch.

Wenigstens isst sie jetzt. Sie braucht es sowieso mehr als ich.

Dass er mal so erleichtert war sie essen zu sehen, hätte er auch nie für möglich gehalten.



"Wir werden als Band so langsam wieder durchstarten. Lay wird uns unter Vertrag nehmen. Aber wie genau es dann weiter geht müssen wir erst noch mit ihm bereden."

Normalerweise würde er nicht einfach Leuten solche Infos weitergeben, aber Ahri hatte ihm nie einen Grund dafür gegeben ihr zu misstrauen. Außerdem war ihr Bruder auch berühmt und sie wusste schon, welche Infos man anderen erzählen durfte und welche nicht.



"Und was das andere angeht, da geht gar nichts", gab er zu und kratzte sich im Gesicht. Jungkook griff in die Tüte mit den Snacks hinein, die sie in ihrer Hand hielt. Dass er keinen Sex mehr seitdem gehabt hatte, würde sie ihm sowieso nicht glauben und wenn dann würde sie es ihm sicher vorhalten und sich drüber lustig machen. Es war echt hart, aber er konnte nichts machen.

Besser war es einfach abzulenken.

"Und du willst gerne von anderen angefasst werden, um Geld zu kriegen?", fragte er weiter nach. Die Frage hörte sich echt blöd an, aber er wollte nicht darüber reden, dass er nicht mit einer Frau schlafen konnte, nachdem er ihr so wehgetan hatte.

Weil es sich so blöd anhörte, nahm er die Tüte aus ihrer Hand, es war nicht mehr viel drin, darum schüttete er sich einfach alles runter.

Er gab ihr gleich eine überraschende Antwort.

"Was? Ihr arbeitet dann bei Lay´s Label?! Mit dem hätte ich absolut gar nicht gerechnet, aber schön für euch, dass ihr wieder arbeiten könnt"



Doch es war nicht das einzige was sie überrumpelte. Anscheinend ging bei JK nichts mehr. Es war tote Hose bei ihm. Das musste sie erstmal verarbeiten, weil sich das so absurd anhörte.

Das hat er sicher nur als Witz gesagt. Das kann ich mir niemals vorstellen. Wahrscheinlich war das nur purer Sarkasmus.

Jetzt fing sie an zu lachen, während er sich die Snacks reinstopfte und versuchte das Thema zu wechseln.



"Alter.. das hätte ich dir jetzt fast geglaubt so ernsthaft wie du das gesagt hast"

In ihren Augen hörte das wie ein Scherz an.

"Never ever! Sag mir das noch einmal ins Gesicht und sieh mich richtig an"



Wenn das wirklich stimmen sollte, wollte sie wissen wieso das so war. Bei ihm konnte sie sich das einfach nicht vorstellen. Er und keine Frauen? Das war ja so wie Salz ohne Pfeffer.

Gespannt riss sie ihm die Tüte weg.

"Das bist du mir auf jeden Fall schuldig, weil du meine ganzen Geheimnisse weißt"

Wenn er ihr wirklich eine Antwort darauf gab würde sie ihm ehrlich antworten auf seine Fragen.

Sie gratulierte zu dem Erfolg, dass sie wieder arbeiten konnten und bei Lays Entertainment anfangen konnten. Er hörte kein bisschen Sarkasmus in ihrer Stimme.

Sie meint es ernst, sie freut sich wirklich für uns. Wow, das schockiert mich gerade total!

Weil er sagte, dass bei ihm gar nichts lief, lachte sie, weil sie dachte, es wäre ein Scherz. Wieso sollte er das zum Spaß erzählen. Sie wollte, dass er es nochmal wiederholte. Unrecht hatte sie nicht, denn er war ihr wirklich eine Menge schuldig, viel mehr als das.

Jungkook sah ihr direkt in ihre Augen.



"Ich hatte seit der Nacht damals keinen Sex mehr mit irgendeiner Frau. Weder hatte ich eine feste Beziehung, noch irgendeine heiße Nacht mit jemandem. Keine Frau und auch ganz sicher kein Mann."

JK atmete tief ein und wieder aus.



"Es gab zwar Frauen, mit denen ich hätte schlafen können, aber es ist nie mehr passiert."

In ihren Augen war er bestimmt ein totaler Loser, weil einfach gar nichts lief. Wenn sie ihm das überhaupt glaubte.

Wieso erzähle ich ihr das überhaupt. Sie hat mich vorher schon ausgelacht. Wieso reden wir überhaupt über solche Dinge?

Als er ihr wirklich in die Augen sah und ihr das nochmal ganz genau sagte wusste sie nicht was sie davon halten sollte. Dann war es wirklich die Wahrheit gewesen. Doch sie fragte sich einfach nur wieso. Warum verzichtete er plötzlich auf so etwas? Eigentlich hätte sie es mit der Frage belassen können, aber sie wollte wissen wieso.

"Hä?? Und wieso hattest du nichts mit ihnen? Seit wann verzichtest du auf solche Sachen?"



Das alles leuchtete ihr einfach nicht ein.

"Wowww und ich dachte ich bin brav", sagte sie noch völlig fassungslos.

Wieso gräbt sie weiter? Wahrscheinlich gibt sie sowieso erst dann richtig Ruhe, wenn ich alles erzähle, oder sie mit einer Lüge abspeise.



"Du bist ziemlich neugierig!"

Aber sie glaubt mir? Zumindest hört sich das gerade so an. Gibts das echt?

"Ich verzichte nicht freiwillig. Auch wenn du mir nicht glauben kannst, dass mir alles was zwischen uns passiert ist wirklich leid tut, aber seitdem geht es einfach nicht mehr."

Jungkook kratzte sich am Kopf.

"Jedes Mal, wenn ich mit einer Frau schlafen könnte, fällt mir ein, dass ich dein Leben damit versaut habe. Wie könnte ich da einfach so weitermachen, wie ich früher war? Wenn ich damit andere Leben auch noch zerstören könnte..."



Keiner von den beiden sagte etwas. Man hörte nur Schritte vor dem Zimmer. In der Klinik waren viele Patienten und Mitarbeiter. Die hörte man die ganze Zeit schon, doch besonders jetzt fiel es mehr auf.

Und selbst die Demütigung vor ihr ist nichts zu dem, wie ich sie gedemütigt habe. Das bin ich ihr schuldig, dass ich die Wahrheit sage.

Jk müsste ihr das alles gar nicht erzählen, aber es stimmte, dass er von ihr wirklich viel wusste. Als Person hatte er sie immer gemocht und als Frau hatte er sie stets gut behandelt und auch wertgeschätzt.