Vor dem Schloss

Andrew gesellte sich nun in die Gruppe.

"Lucas, habt Ihr etwas dagegen, wenn Ihr mit mir und Henry mitfahren würdet?", fragte er freundlich.

Noch immer wusste er nicht ganz genau, mit wem er Emma verheiraten wollte. Seiner Meinung nach passten Emma und Henry zusammen und Elizabeth mit Lucas.

"Ich würde gerne mir euch beiden etwas besprechen."

Was will mein Vater mit den beiden besprechen? Wen ich heiraten soll? Ich muss ihn davon überzeugen, dass ich Lucas will.

"Kommt Grace auch mit?", fragte sie ihren Vater.

Sie wollte gerne mit ihr darüber sprechen was in den Tagen alles passiert war. Vor allem wollte sie fragen was jetzt mit ihr und Andrew war.

"Nein, Grace kommt nicht mit.", sagte er kurz und bündig.

Das war nicht gelogen, sie konnte auch nicht mitkommen. Da er wusste das sie spüren konnte, wenn er log sagte er lieber nicht viel zu dem Thema.

"Wir sollten aufbrechen. Immerhin haben wir ja noch viel vor.", lenkte er ab.

Andrew hatte heimlich ein paar Wachen entsendet um Grace zu finden. Wenn er ehrlich war vermisste er sie jetzt schon.

"Vielen Dank", entgegnete sie Emma, "Ihr seht so hübsch aus wie jeden Tag."



Leya fand Emma wirklich wunderschön, fast beneidenswert.

Irgendwie fand sie es schade, aber auch erleichternd zugleich, dass sie nicht mit Henry in einer Kutsche sitzen musste Wahrscheinlich würde sie ihn nur anschauen.

Er musste gestehen, dass er sie ganz schön süß fand, aber er wollte das erstmal mit Emma und Andrew klären, bevor er die nächsten Schritte bei ihr machen würde. Er konnte sich schon denken warum Andrew mit den beiden fahren wollte. Bestimmt wollte er seine Töchter an sie verheiraten, doch Henry hatte auch ein Wörtchen mitzureden.

"Ich werde schon mal in die Kutsche einsteigen, immerhin wollen wir ja nicht Wurzeln schlagen.", erklärte er.

Er sah kurz zu Leya und stieg in die Kutsche ein.

"Ich freue mich schon auf die Fahrt", sagte sie mit einem Lächeln und stieg ein. Dort begrüßte sie auch Elizabeth.

"Guten Morgen Elizabeth. Wie geht es Euch?", fragte sie nach. Viel hatte sie nicht mitbekommen, aber sie sah, dass es nicht leicht war.

"Wenn ich ehrlich bin, ist es mir schon besser ergangen. Und wie geht es Euch?", fragte sie freundlich.

Sie wollte ihr nichts vormachen, denn das machte sie bei keinem. Warum sollte sie auch lügen? Sie hatte nichts zu verbergen.

"Verweilt Ihr schon lange mit Eurem Bruder hier?"

Emma war auch mit Leya zusammen eingestiegen. Sie war gerade nicht so gesprächig und schaute aus dem Fenster, als sie los fuhren. Das mit der Heirat beschäftigte sie sehr.

Ob Lucas ihn überreden kann? Ich hoffe es.

Nebenbei lauschte sie ihren Gesprächen.

Lucas und Andrew waren bei Henry eingestiegen und fuhren los.

"Prinz Lucas, wie ergeht es Euch? Hat Euch der Ausflug mit Elizabeth gefallen? Sie hat nur gutes von Euch erzählt.", sagte er und lehnte sich zurück.

Ohne einmal seinen Blick von Lucas abzuwenden sah er ihn durchdringend an.

"Ich würde gerne in den nächsten Wochen eine Hochzeit feiern."

Er weiß bestimmt auf was ich hinaus will.

"Henry, hast du schon mit Emma gesprochen?"

Wie sie dachte, ging es ihr nicht besonders großartig, was sie irgendwie auch verstehen konnte.

"Ich kann mich nicht beklagen. Ein paar Tage weg sein von Zuhause ist eine schöne Sache. Lucas und ich sind erst seit ein paar Tagen hier, er hatte gehört, dass Emma wieder da war und hat keine Sekunde gezögert herzufahren. Er wollte sie gleich sehen", erzählte sie ihr. Emma durfte das auch gerne hören, was sie sagte, vielleicht gefiel ihr dann Lucas noch mehr.

"Wir haben schon viele gute Dinge über die Weinberge hier gehört, auf den Wein bin ich sehr gespannt", teilte sie mit und sah zu Emma.

"Ihr seht betrübt aus!", stellte sie fest.

"Ohh...ähh..ja.", sagte sie nur.

Ich glaube sie weiß da etwas nicht.

"Leya..unser Vater will, dass ich Lucas heirate.", sagte sie und sah kurz zu Emma die noch immer nach draußen sah.

"Deswegen sieht sie so bedrückt aus.", antwortete sie darauf.

Sie stiegen alle in die Kutschen und fuhren los.

"Es ist alles zur meiner Zufriedenheit, Majestät. Der Ausflug war wirklich angenehm, wir haben uns gut unterhalten können", antwortete er ihm und traute sich nicht einmal wegzusehen, da ihn der König unablässig ansah. Er war ziemlich nervös, wer wäre das nicht in einer Kutsche mit zwei mächtigen Königen.

Als Andrew eine Hochzeit ansprach ergriff Lucas einfach das Wort.

Los, sag es einfach.

"Verzeiht mir, Eure Majestät, aber darüber möchte ich mit Euch auch reden. Ich verstehe nicht recht, was genau hier los ist... wegen Elizabeth und wegen Emma. Es verwirrt mich etwas, dass Ihr nicht wollt, dass ich mit Emma zusammen bin", sprach er total aufgeregt einfach heraus. Was sollte ihm schon passieren? Töten lassen dürfte er ihn sowieso nicht, das würde Krieg geben, den Thronerben eines anderen Königreiches grundlos zu beseitigen.

Nicht einmal einen kleinen Moment unterbrach er den Blickkontakt zu Andrew.

Nun äußerte sich auch Henry, nachdem er Lucas aussprechen ließ.

"Ja, ich habe mit deiner Tochter gesprochen. Sie hat mir noch keine Antwort gegeben, falls du auf das hinaus willst.", gab er von sich.

Er fragte sich, was Andrew damit bezwecken wollte.

"Wie wäre es, wenn wir Emma und Elizabeth zu dieser Sache befragen? Es wäre doch schön, wenn jeder sein Glück bekommt. Ich bin mir nicht sicher, ob Emma mich wählt, immerhin habe ich einen sehr guten Rivalen.", sagte er freundlich und sah zu Lucas.

Andrew würde jetzt bestimmt sauer werden, aber das machte ihm nicht viel.

Leya dachte sich verhört zu haben.

"Was sagt Ihr da?", fragte sie noch einmal nach, obwohl sie es genau verstanden hatte, "Aber das ist ja schrecklich!"

Sie sah Eli an und dann zu Emma, "Nichts gegen Euch, versteht das bitte nicht falsch Elizabeth, Lucas ist nur so wahnsinnig in Emma verliebt", sagte sie und blieb mit ihrem Blick an Emma haften.

"Er wird Euch nicht heiraten. Ich kenne meinen Bruder... Kann man den König deshalb nicht besänftigen, dass er seine Meinung ändert? Und wen sollt Ihr dann heiraten?", fragte sie nach. Das war ein ganz schöner Batzen Infos, obwohl es nur eine war. Aber das änderte viel.

"Ich werde dir und Emma kurz Zeit geben, damit sie dir die Antwort gibt. Danach werde ich mit meinen Töchtern reden, wenn Ihr wünscht, Lucas. Meine Meinung ändere ich wahrscheinlich trotzdem nicht."

Er war gespannt was die anderen dazu sagten. Selbstverständlich wusste er von Lucas und Emma.

"Wir werden sehen."

"Ich habe es mir auch nicht ausgesucht. Ich würde mich für Emma freuen, wenn sie Lucas heiraten könnte. Das alles ging so schnell. Der König wollte, dass ich ihn heirate, aber ich kann niemanden heiraten. Ich wollte mich viel lieber in jemanden verlieben und dann heiraten. Euren Bruder mag ich natürlich, aber das ist alles. Ihr müsst mir glauben."

Ich dachte er wäre ein netter König und ein Vater ist er für mich auf keinen Fall. Hauptsache ich kann meine Familie wiedersehen.

"Das alles ist doch töricht.", sagte sie und schüttelte verärgert den Kopf.

"Henry würde mich zur Frau nehmen.", sagte sie und sah Leya an.

Das hörte sich unglaubwürdig an, was sie von sich gab.

"Er hat mich nur gefragt, weil mein Vater es so wollte. Das denke ich jedenfalls. Da ward ihr noch gar nicht am Schloss."

Traurig sah sie wieder aus dem Fenster und versuchte die Landschaft zu genießen.

Was würde nur aus ihr passieren? Welchen Mann würde sie nun heiraten?

"Bei allem Respekt, Majestät. Ich liebe Eure Tochter, ich liebe Emma! Ihr gehört mein Herz seit dem Moment in dem ich sie das erste Mal sah. Als ich erfuhr, dass sie wieder da ist, habe ich nicht gezögert und habe mich ohne Umwege augenblicklich auf den Weg zu Euch gemacht. Meine Schwester und ich sind nicht einfach da, weil wir euch besuchen wollten, ich wollte Emma sehen."

Lucas sah ihn noch immer an, er war voller Furcht, aber auch fest entschlossen dem König zu sagen, was seine Absichten waren. Er meinte es nicht böse und das würde Andrew auch wissen.

"Noch nie war mir etwas so ernst, wie das mit ihr. Ich werde Eure Entscheidung respektieren, aber ich hoffe, dass Ihr das auch mit meiner tut. Ich werde Elizabeth nicht heiraten."

"Ich werde mir Eure Worte merken.", gab er von sich und war nun die ganze Fahrt über still.

Endlich sah auch Andrew aus dem Fenster. Das was Lucas gesagt hatte, bohrte doch ganz schön an ihm. Er wusste nicht, dass er so für Emma empfand. Hatte Grace doch recht? War er wirklich so ein schlechter Vater und König? Mit dieser Frage fuhren sie weiter.

Die ganze Situation war sehr komisch, doch irgendwie auch nicht verwunderlich. Wenn sie daran dachte, wie es bei ihnen Zuhause zuging. Sie hatten bisher noch die Möglichkeit zu wählen, wen sie heiraten wollten. Doch irgendwann würde auch ihr Vater jemanden suchen, damit sie verheiratet würden.

Leya dachte darüber nach, was Emma gesagt hatte mit Henry.

"Euer Vater scheint in dieser Hinsicht nicht richtig klar zu denken. Ihr müsst es ihm sagen, sagt ihm, was Ihr wollt, wen Ihr wollt. Ich kann selbst zwar nichts bezwecken, aber ich stehe hinter euch beiden."

Dann wandte sie sich an Elizabeth.

"Ich verstehe Euch da, das ist auch mein Wunsch, dass ich mich verliebe und diesen Mann dann heirate. Unser Vater hat uns in dieser Hinsicht ziemlich weiten Raum gelassen zu entscheiden, wen ich nehmen kann. Aber das ist nicht sehr verwunderlich bei so vielen Kindern, die er hat. Aus erster Ehe, aus zweiter... seine Maitressen. Da fällt es ihm nicht leicht, den Überblick zu behalten und macht es sich im Prinzip selbst leicht."

"Ich werde erstmal mit König Henry darüber sprechen. Sicherlich würde er auch gerne wissen woran er ist."

Das alles ist so kompliziert. Ich kann gar nicht klar denken. Wenn ich darüber nachdenke, bekomme ich Bauchschmerzen und das ist nicht alles. Von meinem Vater werde ich auch noch unter Druck gesetzt.

Die Fahrt ging sehr schnell um und dann waren sie auch schon da.