Vor dem Schloss

Grace nahm Emma mit und die beiden gingen etwas am Wasser spazieren.

"Ich bin überaus glücklich, dass ich dabei sein kann... dass du mich dabei haben willst. Ich kann dir nur sagen, nicht alles, was man über Prinzen hört, stimmt auch. Über viele erzählt man sich, dass sie traumhaft schön sind, gut gebaut und charmant. Doch das kann auch täuschen. Als ich deinen Vater kennen lernte, war er richtig schmal, in seinem Alter hatte er natürlich noch keine Muskeln, er war nicht einmal im Stimmbruch. Dennoch war er charmant, aber damals wuchs man noch anders auf. Du wirst auch so jemanden finden."

"Ich habe mich schon auf das schlimmste eingestellt. Findest du ihn jetzt hübscher als damals? Und seine Stimme hört sich viel besser an oder?", hakte sie nach, denn das wollte sie schon wissen, wie sie ihren Mann fand, immerhin war er ja noch rechtlich gesehen ihr Mann.

Sie wollte so viel wie möglich herausfinden, was sie an ihrem Vater toll fand. Noch immer war ihr Plan die beiden zu verkuppeln, wie und was wusste sie auch noch nicht genau.

"Hoffentlich gefalle ich jemanden und er mir, vielleicht gibt es ja so etwas. Liebe auf dem ersten Blick.", sagte sie nachdenklich.

Ich habe nur Angst, wenn ich jemanden finde, dass er mich nicht liebt oder mich hintergeht.

"Hast du mein Kleid schon gesehen? Es ist echt schon geworden."

Fragend sah sie zu Emma und wusste erst nicht, ob sie ihr auf ihre Fragen antworten sollte. Nachdem sie sich räusperte, antwortete sie ihr.

"Ja, also er ist reifer geworden und erwachsen eben", sagte sie und wollte darauf nicht näher eingehen. Es war doch irgendwie komisch mit der Tochter über den Vater zu reden, der mit einer anderen Frau verheiratet war, "Ok ich gebe zu, dass es mir gefällt, dass seine Stimme so tief geworden ist. Aber bitte behalte das für dich!"

Immerhin war Emma ihr Kind und die beiden hatten viel aufzuholen, eben auch sich über Männer zu unterhalten.

"Das werde ich ihm schon nicht erzählen, dass du seine Stimme toll findest, wenn dann kannst du es ihm selbst sagen.", meinte sie und lachte.

Seine Stimme mag sie schon mal, sehr gut. Sie wird sehen das Andrew ein guter Vater und ein großartiger König ist.

Jedes mal wenn sie ein Schiff sah oder von Piraten hörte musste sie automatisch an Hook denken. So sehr sie es auch wollte, er ging er nicht so richtig aus dem Kopf. Vielleicht schaffte es ja ein Prinz ihn aus ihre Gedanken zu löschen.

"Wie war eure Hochzeit? War sie sehr groß? Und wie fühlt sich das an verheiratet zu sein?"

Grace lachte auch, "Das werde ich ihm bestimmt nicht sagen. Wir hatten eine riesige Hochzeit, ja. Bei der Feier und der Zeremonie war wirklich das ganze Land eingeladen. Du hast einen Halt, wenn du verheiratet bist, musst dir keine Sorgen um deine Zukunft machen. Zumindest nicht, wenn du nicht zufällig ein Geheimnis offenbarst. Nein es war eine schöne Zeit. Aber wir waren noch Kinder, als wir geheiratet haben. Und außerdem waren nicht lange verheiratet, es waren vier Jahre", erzählte sie.

Während sie weitergingen, kam ihr wieder in den Kopf, dass sie nie geschieden wurden.

"Naja, wir sind eigentlich schon seit 30 Jahren verheiratet, nur haben wir davon nicht mehr genießen können", sagte sie und lachte.

Andrew wird sich freuen, dass ich schon früher wieder da bin!, dachte Jennifer sich, als sie mit der Kutsche über die Straßen gefahren wurde.

Sie sollte erst in ein paar Wochen wiederkommen, doch es gab ein paar Änderungen, weshalb sie schön früher wieder abreiste. Von der Wiederkunft der alten Königin und dem plötzlichen Auftauchen von Emma hatte sie nichts mitbekommen, genauso wenig, wie das Königreich. Sie fuhr gerade mit der Kutsche an den beiden vorbei und sah dabei aus dem Fenster, sie dachte, sie sehe nicht richtig.

Das ist Emma!

"Anhalten!", rief sie und der Kutscher hielt die Kutsche an. Jennifer öffnete die Tür, griff ihr Kleid und stieg aus, dann sah sie zur Seite und wollte gucken, ob sie richtig gesehen hatte. Und das hatte sie, in der Tat. Voller Freue lief sie ihr entgegen und umarmte sie direkt, als sie bei ihr angekommen war.

"Emma! Du lebst ja, du bist am Leben!"

"Das muss doch für meinen Papa richtig komisch sein, wenn er jetzt mit zwei Frauen verheiratet ist. Kein Wunder das er völlig verwirrt in letzter Zeit ist. Seitdem ich mit dir hier bin. Und ihr seid schon 30 Jahre verheiratet, das ist ja dann eine Perlenhochzeit. Wow, aber ich kann euch nicht einmal gratulieren.", sagte sie und lachte wieder.

Dieses Gespräch mit ihrer Mutter tat ihr wirklich gut, es fühlte sich so an als wäre Grace eine sehr gute Freundin doch zugleich auch wie ihre richtige Mutter.

Lassen sie sich jetzt dann scheiden? Wie läuft das eigentlich? In der Bibel gab es auch Männer die hatten extrem viele Frauen, aber das kann ich mit bei meinen Vater nicht vorstellen.

"Ehrlich gesagt freue ich mich schon auf den Ball. Du bist hier mein Vater, einfach alle."

Es dauerte auch nicht lange dann kam eine Kutsche vorbeigerauscht, die aber plötzlich stehen blieb. Darin saß Jennifer, die die Kutsche anhielten ließ und ihr entgegen rannte. Sofort umarmte sie Emma und sie erwiderte die Umarmung.

"Ich dachte du kommst erst in ein paar Wochen?", fragte sie verwirrt. "Ja, ich bin noch am Leben."

Bis jetzt hatte sie noch niemanden wirklich erzählt warum und wieso sie verschwunden war.

"Glaube mir, nicht nur für ihn ist es verwirrend. Ich bin mit einem Mann verheiratet, der verheiratet ist, das hört sich doch wirklich komisch an. Der Ball wird bestimmt ganz großartig", sagte sie noch, als Jennifer auftauchte. Grace hatte sie nie gesehen, ging doch direkt davon aus, dass es die Frau des Königs sein musste, wegen der Kutsche und der Kleider.

Wirklich? Jetzt schon? Hätte sie nicht noch etwas wegbleiben können?

Emma erwiderte ihre Umarmung und fragte sie, wieso sie schon wieder zurück sei.

"Meine Süße, wir dachten, du wärst tot. Ich hatte ja keine Ahnung! Ich bin einfach froh, dass du lebst. Wo warst du? Wie ging es dir? Du musst mir alles erzählen!"

Sie sorgte sich wirklich um Emma, deshalb fragte sie nach. Niemand hatte ihr die Nachricht zukommen lassen, dass die Prinzessin doch noch lebte.

Was mach ich jetzt mit meinem Plan? Sie ist früher da als gedacht.

"Das erzähle ich dir wenn wir drin sind. Andrew hat die Geschichte auch noch nicht ganz gehört. Ich wusste gar nicht, das es dir noch niemand gesagt hatte. Ach übrigens wir veranstalten einen Ball, weil ich mir einen Prinzen aussuchen soll. Bald werde ich auch verheiratet sein.", erzählte sie ihr gleich.

Sie drehte sich zu Grace. "Lass uns alle erst einmal reingehen."

Die drei machten sich auf den Weg in die Haupthalle.

Als er sich hergerichtet hatte für den Ausflug, kam er hier her und wartete geduldig auf die anderen.

Nachdem sie bereit für den Ausflug war, kam sie nach unten. Heute fühlte sie sich besser. Sie fragte sie wo Grace war, aber bestimmt wollte sie alleine sein. Mit einem neunen Kleid, dass die Schneider für sie geschneidert hatten, marschierte sie zu Lucas.



Sie machte einen kleinen Knicks und lächelte ihn an.

"Freut Ihr Euch schon?", fragte sie freundlich.

Obwohl sie so hohe Schuhe anhatte war sie noch immer sehr klein, im Vergleich zu Lucas.

Er fragte sich die ganze Zeit, wie der König reagieren würde, wenn er mit ihm redete. Er selbst hatte gesagt, es gab viel zu bereden. Innerlich war er irgendwie ziemlich aufgeregt. Zum Glück kam jetzt Emma, sonst hätte er noch mehr Zeit mit seinen Gedanken verbringen müssen.

Seine Augen finden an zu leuchten, als er sie sah, sie war wunderschön.

"Emma, Ihr seht... einfach unbeschreiblich schön aus."

Lucas wusste gar nicht, wo er zuerst hinsehen sollte. Er fand sie sowieso immer schön, doch gerade übertraf sie sich selbst fand er.

Auch Henry ging zu ihnen und betrachtete Emma, dabei gab er ihr einen Handkuss.

"Wie traumhaft schön Ihr doch ausseht."

Er lächelte die beiden an und sah zum Tor. Er fragte sich ob Leya auch mitkommen würde.

"Danke, sehr freundlich von Euch Lucas.", sagte sie.

Dann kam Henry und gab ihr einen Handkuss. Man konnte sehen, dass sie sehr verlegen war, weil er ihr auch noch ein Kompliment machte. Sie konnte spüren wie ihr Kopf rot anlief, denn sie musste daran denken als sie sich geküsst hatten.

"Ich danke Euch König Henry.", sagte sie und sah schnell weg.

"Hat jemand schon Elizabeth gesehen?", fragte sie und wollte ein neues Thema anschneiden.

Henry kam und Lucas kam es irgendwie so vor, als würde er ihn herausfordern wollen. Was war nur los mit ihm? Hatte Lucas überhaupt eine Chance gegen einen König, der zufällig noch der beste Freund von Emmas Vater war? Das bedeutete viel Arbeit.

Er begrüßte Henry und sah zu Emma.

"Ich habe sie heute noch nicht gesehen. Soll ich nach ihr schauen?", fragte er sie.

Gerade als sie von ihr sprachen kamen Andrew und Elizabeth nach draußen. Ihr Vater hatte ihr versprochen, ihre Eltern zu besuchen, wenn sie heute nicht rebellieren würde.

Ich wünschte ich hätte Emma nie getroffen, dann hätte ich das Leben zurück mit dem ich glücklich war.

Die Liebe die Andrew Elizabeth zeigte, war ganz anders und nicht vertraut. Wenigstens konnte sie noch einmal ihre Eltern sehen, bevor sie hier ein neues Leben beginnen musste. Sie wusste auch, dass sie Lucas heiraten musste, aber er war nur ein sehr netter Bekannter. Mit ihm wollte sie keine Familie gründen, geschweige denn ein Königreich regieren. Nichts desto trotz ging sie zu den dreien und begrüßte alle herzlich.

"Beim Weingarten wird es bestimmt schön aussehen. Ich liebe das Land.", sagte sie und sah kurz zu Andrew, der sie beobachtete.

Sie sah kurz Lucas an und ihr Magen schmerzte.

Ich kann ihn einfach nicht heiraten und ich will nicht.

"Wenn Ihr mich entschuldigt. Ich steige schon in die Kutsche ein. Wir werden bestimmt gleich losfahren.", sagte sie freundlich.

Ein Diener half ihr beim einsteigen und sie setzte sich dann. Wenn sie ehrlich war fand sie das alles zu übertrieben. Das ganze Gold, Silber und der Schmuck. Mit dem wertvollen Sachen konnte man doch den anderen helfen, die das Geld brauchen konnten.

"Nein, ist nicht so dringend. Sie wird schon kommen.", erwiderte sie.

Kaum hatten sie von ihr geredet kam sie auch zu ihnen. Ihre Schwester konnte sie sehr gut verstehen, denn auch sie wünschte sich ein Leben mit dem sie glücklich war.

"Kommt Eure Schwester auch mit, Prinz Lucas?", fragte sie freundlich.

Elizabeth machte sich gleich auf und setzte sich in die Kutsche. So wie es aussah wollte sie so schnell wie möglich hier weg.

"Das Wetter sieht heute prächtig aus.", gab sie so nebenbei von sich.

Wie gerufen kam Leya heraus. Ihr wurde zuvor Bescheid gegeben, dass sie einen Ausflug machten, den wollte sie sich natürlich nicht entgehen lassen. Der Vortag war auch schon sehr schön gewesen mit Henry und deshalb wollte sie nichts vom Land verpassen.



"Einen wunderschönen guten Morgen wünsche ich euch, Majestät, königliche Hoheit, Lucas", begrüßte sie die anderen. Dass Elizabeth in der Kutsche saß, hatte sie nicht mitbekommen.

Leya sah Henry an und lächelte etwas. Sie ganze Situation sah bisher auf jeden Fall ruhiger aus, als gestern. Lucas und Emma sahen beinahe glücklich aus. Aber sie erkannte, wenn ihren Bruder etwas bedrückte, sie kannten sich sehr gut. Genauso wie er womöglich erkannte, dass sie sehr gute Laune hatte. Doch er fragte nicht nach, dann tat sie es auch nicht.

"Emma, dürfte ich die Ehre haben und mit Euch mitfahren?", fragte sie, denn sie wollte sie etwas besser kennen lernen. Außerdem war es mit Sicherheit auch besser, wenn die Frauen in einer und die Männer in einer anderen Kutsche waren.

Emma drehte sich um und ihre Frage war beantwortet. Auch Emma grüßte sie.

"Das Kleid steht Euch ausgezeichnet gut. Ich habe gehofft Ihr würdet mitkommen."

Leya war keine so typische Prinzessin. Die anderen die Emma kannte waren sehr eingebildet, falsch und das Gegenteil von ihr. Es fiel ihr überhaupt nicht schwer sie zu mögen, da sie so lieb zu jedem war.

"Ja, sehr gerne. Wir können zu dritt fahren. Meine Schwester ist schon in der Kutsche und wartet bereits, dass wir losfahren."

"Guten Morgen, Prinzessin Leya."



Er musste zugeben, dass Leya richtig hübsch war. Egal was sie anhatte ihr stand es fabelhaft. Liebend gerne würde er sich so eine Frau wünschen, die immer zu gut gelaunt war und solche Manieren besaß. In seinem Schloss waren die Frauen eher verbittert.

Henry musste ihr schönes lächeln erwidern.

Andrew gesellte sich nun in die Gruppe.

"Lucas, habt Ihr etwas dagegen, wenn Ihr mit mir und Henry mitfahren würdet?", fragte er freundlich.

Noch immer wusste er nicht ganz genau, mit wem er Emma verheiraten wollte. Seiner Meinung nach passten Emma und Henry zusammen und Elizabeth mit Lucas.

"Ich würde gerne mir euch beiden etwas besprechen."

Was will mein Vater mit den beiden besprechen? Wen ich heiraten soll? Ich muss ihn davon überzeugen, dass ich Lucas will.

"Kommt Grace auch mit?", fragte sie ihren Vater.

Sie wollte gerne mit ihr darüber sprechen was in den Tagen alles passiert war. Vor allem wollte sie fragen was jetzt mit ihr und Andrew war.

"Nein, Grace kommt nicht mit.", sagte er kurz und bündig.

Das war nicht gelogen, sie konnte auch nicht mitkommen. Da er wusste das sie spüren konnte, wenn er log sagte er lieber nicht viel zu dem Thema.

"Wir sollten aufbrechen. Immerhin haben wir ja noch viel vor.", lenkte er ab.

Andrew hatte heimlich ein paar Wachen entsendet um Grace zu finden. Wenn er ehrlich war vermisste er sie jetzt schon.