Friedhof

Freitag 07.02.20

BEERDIGUNG VON NATSUME


Nachdem es lange genug gedauert hatte mit den Ermittlungen, war nun die Zeit, dass sie sich von ihrem Freund verabschiedeten. Die letzten Wochen waren sehr hart gewesen und noch immer konnte sie es nicht ganz realisieren, dass er weg war. Zuletzt hatten sie sich bestimmt nicht am besten verstanden, aber das hätte sie ihm nie gewünscht.

Sora kam mit Parker her und sie hatte schon von Anfang an Tränen in den Augen. Sie wollte das nicht, sie wollte ihm nicht Lebewohl sagen, dann war es endgültig. Wie konnten sie seine Beerdigung durchführen, wenn Parkers Schwester noch immer verschwunden war? Was war nur passiert? Es war einfach alles zu viel.

Seitdem sie von Natsumes Tod und dem Verschwinden von Nora wussten, hatten sie ihre Hochzeitspläne auf Eis gelegt, das war jetzt nicht an der Reihe und musste noch so lange warten, bis das geklärt war. Wie lange würde es dauern? War Nora etwas zugestoßen? Hatte Natsume sogar etwas damit zu tun gehabt? Wer wusste das schon, es war einfach schrecklich. So etwas schlimmes und tragisches, hatte Sora noch nie erlebt.

Am Friedhof waren einige Menschen, viele aus der Schule, die sie von damals kannten. Aber auch einige unbekannte Gesichter.



Parker und sie stellten sich zu Daichi, der extra aus Amerika für die Beerdigung hergeflogen war. Sie grüßten sich, aber sonst nichts, denn Sora konnte nicht reden. Ihr Blick war auf den Sarg gerichtet, indem sein lebloser Körper liegen würde. Das konnte sie sich nicht vorstellen und wollte sie auch nicht.

Es kamen Dylan und Rin, doch Yuna konnte sie nicht sehen. Wo war sie? Kam sie nicht? Jetzt wurde es ruhig und jemand fing an zu reden. Die ganze Situation war einfach nur unerträglich. Ihr Herz schmerzte, mit aller Kraft bemühte sie sich, ihre Tränen zu unterdrücken, was nicht funktionierte. Als der Sarg langsam hinuntergelassen wurde, schnappte Sora nach Luft, weil sie weinte.



Weil sie nicht mehr hinsehen konnte, drehte sie sich zu Parker und ließ sich von ihm in den Arm nehmen.

Die Nachricht, dass einer seiner besten Freunde gestorben sei, traf ihn ziemlich hart. Das hatte er nicht verdient und es tat ihm unheimlich Leid und weh. Für die Beerdigung flog er nach Korea, das war er seinem Freund auf jeden Fall schuldig.

Wie ging es wohl den anderen? Wie ging es Parker, der ihn vor zwei Monaten noch zusammengeschlagen hatte? So viel er wusste, hatten die beiden keine Möglichkeit mehr gehabt, ihren Streit zu klären.



Daichi war schon früh dort und versuchte Natsumes Eltern etwas zu trösten und ihnen beizustehen. Es war eine sehr harte Zeit, doch sie sollten wissen, dass er und die anderen für sie da waren, immerhin kannten sie sich schon lange. Endlich tauchte jemand von den anderen auf. Sora und Parker kamen zuerst, dann etwas später Rin und Dylan. Sie alle standen gemeinsam auf einer Seite.

Wieso fühlte es sich einfach so merkwürdig an? Lag es daran, dass sein Freund in dem Grab lag? Sora weinte schon sehr, was verständlich war, die beiden waren einmal ein Paar gewesen. So ziemlich jeder, der dort war, weinte auf irgendeine Art und Weise. Entweder leise vor sich hin, zurückhaltend oder so, dass man den Schmerz förmlich spüren konnte.



Da er jemand war, der nicht so nah am Wasser gebaut war, wollte er noch ein paar letzte Worte sagen. Also ging er ein paar Schritte vor, nachdem gefragt wurde, ob jemand noch etwas sagen wollte. Er blieb ruhig und sah auf den Sarg.

"Natsume... war ein guter Freund von mir. Ein guter Freund...", fing er an und sah zu Parker und Dylan. "... von uns! Unsere Freundschaft hat viel mitgemacht, aber welche tut das nicht? Es gab viele schöne Zeiten, die wir vier gemeinsam hatten, genauso gab es auch schlechte... doch alle haben wir immer gemeinsam ausgestanden. Natsume ist eine lebhafte Person gewesen, ich erinnere mich an ein paar Situationen, in denen er uns Freude geschenkt hat, in denen wir ziemlich am Boden waren."

Daichi machte eine kurze Pause und sah zu den anderen. Von seinen letzten schlimmen Monaten wollte er nichts erwähnen, die Menschen sollten ihn nicht so in Erinnerung haben.

"Wir haben ihn geliebt, wir seine Freunde... seine Familie", erklärte er und sah zu den Eltern. Das war nicht gelogen, was er sagte. Es stimmte alles, nur war es das letzte Jahr schwieriger mit ihrem Freund gewesen, als die Jahre zuvor. Daichi konnte noch viel sagen, aber es passte nicht alles her.

"Möge er in Frieden Ruhen!", beendete er seine Rede und stellte sich zu den anderen.

Dylan fuhr mit Rin zum Friedhof. Die ganze Stimmung war sehr gedrückt, was auch nicht verwunderlich war, immerhin war es eine Beerdigung. Es tat gut, Parker und Daichi zu sehen. Doch, dass sie ihren Freund nun verabschiedeten war ein schmerzendes Gefühl. Als sie zu den anderen kamen, sah Sora ihn an und er bemerkte, dass sie Ausschau hielt. Er machte ihr mit seinem Gesichtsausdruck deutlich, dass Yuna nicht mitgekommen war.



Sie nahm das alles sehr mit und obwohl er versucht hatte auf sie einzureden, dass sie mitkommen sollte, entschied sie sich dagegen.



Die Zeremonie begann nun und Daichi hielt eine kurze Rede. Dylan nahm Rin dabei mehr in den Arm, es war nicht einfach für ihn. Nun weinte er auch und wischte sich die Tränen weg.





Mittlerweile dachte er darüber nach, ob es eine gute Idee von seiner Schwester gewesen war, dass sie nicht aufgetaucht war. Es war kaum auszuhalten.

Heute war der Tag an dem sie sich endlich von ihm verabschieden konnten. Jeden bedrückte das sehr, denn ohne Beerdigung konnte keiner so leicht damit abschließen. Noch immer haben sie nicht dem Mörder von ihm gefunden, aber die Polizisten ermittelten noch weiter. Das traurige daran war, dass Nora noch immer spurlos verschwenden war und keiner wusste ob sie noch am Leben war. Das alles war echt nicht einfach. Dylan ging er seitdem er das wusste ziemlich schlecht und sie versuchte sie ihn immer so gut zu unterstützen wie es nur ging. Als sie vor seinem Grab stand musste sie auch weinen. So eine gute Beziehung hatte sie zu ihm nicht, doch trotzdem war sie sehr traurig über seinen Tod. Er konnte er nicht mehr erleben zu heiraten oder Kinder zu haben. Ob er das überhaupt mal wollte wusste sie eigentlich gar nicht. Bedrückt sah sie zum Grab und ihr liefen die Tränen über ihre Wangen.



Daichi sprach einige Worte über das Opfer und es tat ihr weh jeden so verletzt zu sehen. Dylan drückte Rin zu sich und sie legte ihren Kopf bei seiner Brust ab und weinte mit ihm mit. Viel konnte sie ihn nicht aufbauen, denn was sollte sie ihm schon sagen? Das es für ihn so besser war? Sicher nicht.

Es war der Tag gekommen an der er mit seinen Freunden und Familien vor Natsumes Grab standen. Sie alle wollten diese tragischen Stunden gemeinsam verbringen und ihre Trauer teilen, die jeder in sich trug. Nun konnte sich jeder von ihm verabschieden der es wünschte. Es waren auch sehr viele Frauen da, die wahrscheinlich sich in ihn verliebt hatten oder auch nicht. So genau konnte er das nicht sagen. Parker jedoch ging es in diesen Wochen sehr schlecht und aß nur weil er musste oder die anderen ihn dazu zwangen. Er war einfach enttäuscht von sich selbst. Wieso musste er mit Natsume streiten und ihn dann auch noch so verprügeln? Wäre er doch zu ihm gegangen und hätte sich im Krankenhaus mit ihm ausgesprochen, aber nein er ließ seine Wut einfach an ihm aus. Zwar bekam er berechtigt eine auf die Schnauze, doch so auszurasten? War das nötig gewesen? Immer wenn es um seine Familie ging tickte er in letzter Zeit so aus. Lag es an seiner anstrengenden Arbeit? Das alles würde ihn noch sehr lange beschäftigen, aber jetzt konnte er nichts mehr ändern. In diesen Momenten konnte Parker nichts sagen, auch wenn er es gern getan hätte, aber er war dazu einfach nicht fähig. Aufmerksam hörte er Daichis Rede an und konnte seinen Blick vom ihm nicht abwenden. Automatisch fingen wieder an seine Augen zu tränen. Es war alles so schmerzlich und bitter. Sein Gefühlschaos konnte er keinem beschreiben.



Würde er bald nochmal hier stehen wegen Nora? Das würde er niemals verkraften. Zwei Menschen zu verlieren und das in einer so kurzen Zeit. Das schlimmste daran war einfach, dass Nora sehr verdächtigt wurde. Das seine Schwester das niemals tun würde, von dem war er überzeugt. Jeder konnte das bezeugen, dass sie ein liebevoller Mensch war. Nachdem die Rede von ihm beendet war, wischte er sich die Tränen aus dem Gesicht.  



Ob sie meine Schwester auch so auffinden werden? Wieso habe ich nie genauer nachgefragt wo sie ist? Hätte ich mich bloß um sie mehr gekümmert? Es ist alles zu spät und ich kann ich nicht mehr zurückholen. Ich wünschte ich könnte sie wieder in meinen Armen halten.

Der Sarg wurde runtergelassen und man vernahm das schluchzen der anderen war. Seiner Verlobten war das schon zu viel. Sie weinte viel und versuchte nach Luft zu schnappen. Liebevoll nahm er Sora in den Arm und drückte sie fest zu sich.

Nachdem die Beerdigung vorbei war, trennten sich die Wege wieder von den Menschen. Jeder war sehr traurig darüber, aber das Leben musste weitergehen. Nachdem sie alle gegenseitig Beileid wünschten und sich verabschiedeten machten sie sich alle auf den Weg nach Hause.