Speisesaal

Lucas hatte zuvor mit seinem Vater Schwertkämpfen geübt, er war sehr gut darin, weil er es oft übte. Jetzt hatte er Hunger bekommen und setzte sich in den Speisesaal. Es stand dort immer etwas zu Essen auf dem Tisch, egal, ob es nur Obst und Gemüse war oder gekochte Gerichte. Seine Familie aß nicht oft gemeinsam, da sein Vater sein Königreich regieren und seine Mutter sich um ihr neugeborenes kümmern musste.

Seine Familie war eine typische Königsfamilie, denn er hatte einige Geschwister, die aber nicht alle die selbe Mutter hatten. Doch als erstgeborener würde er einmal das Privileg genießen dürfen, als König, wie sein Vater zu regieren. Leya, seine 6 Jahre jüngere Schwester, saß auch schon am Tisch und aß Obst.

"Leya, schmeckt das Obst? Du solltest mal etwas richtiges Essen, sonst zerbrichst du noch!", merkte er an und nahm sich etwas Fleisch und eine Scheibe Brot.

"Mein Bruderherz", begrüßte sie ihn, "Du fängst schon genauso an, wie unsere Mutter. Jedes Mal, wenn ich sie sehe, beschwert sie sich bei mir, dass ich so dünn bin. Dabei esse ich viel und auch viel ungesundes. Du weißt so gut, wie jeder andere, wie sehr ich türkischen Honig liebe."

Leya liebte ihren Bruder sehr, er war auch so gut wie der einzige ihrer Geschwister, der sie in manchen Dingen verstand.

"Und außerdem solltest du dich, anstatt um meine Gesundheit, lieber darum kümmern, mal eine Frau zu finden. Du bist jetzt... wie alt? Steinzeitalt? Da wird es mal Zeit, die zukünftige Thronfolge zu sichern", meinte sie und grinste. Währenddessen schob sie sich ein paar Weintrauben in den Mund.

"Ja, das weiß ich wohl. Immer, wenn unser Onkel uns welchen mitbringt, bleibt für mich nichts mehr übrig! Und auch für die anderen."

Er sah ein wenig im Raum herum. Ihm war es immer unangenehm über eine Hochzeit zu reden, da er noch niemanden hatte, den er heiraten wollte.

"Du kannst froh sein, dass Mutter und Vater zu beschäftigt sind, um dir jemanden zu finden, den du heiraten sollst. James ist seit letztem Jahr verheiratet und auch für unsere jüngste Schwester haben sie schon jemanden in Aussicht. Ich kann auch alleine das Königreich regieren, wenn es so weit ist."

"Lucas, du wirst ein fantastischer König sein, aber es geht nicht nur darum, das weißt du doch. Es geht um Erben. Du hast ein riesiges Glück, dass du noch nicht mit eine hässlichen alten Prinzessin verheiratet bist, deshalb solltest du dich ranhalten, sonst wird Vater etwas in die Wege leiten."

Jetzt setzte sich ein ein wenig anders in und überschlug ihre Beine.

"Und was mich angeht, kann es wohl egal sein, denn Vater würde mich nur an jemand Adligen verheiraten. Jemand der sich um mich kümmern kann und dessen finanzielle Lage und dessen sozialer Rang nie ein Problem sein wird. Du weißt genauso gut wie ich, dass es bei einer königlichen Heirat nicht um Liebe geht, sondern um Sicherheit und Erbschaft."

"Wie ist das möglich, dass du so viel reifer bist als ich?", fragte er sie ironisch.



"Aber du hast Recht, ich sollte wohl mal etwas tun. Doch das wird noch ein bisschen warten müssen, Vater ist kern gesund und ist auch noch nicht ansatzweise bereit dazu seine Krone abzugeben. Deshalb eilt es auch nicht."

Wenn Lucas ehrlich war, wollte er gar nicht heiraten. Am liebsten würde er dem ganzen entgehen wollen, doch irgendwann musste es so sein. Er konnte nicht ohne Erbschaft sterben, das war ihm bewusst. Vielleicht ergab es sich auch, dass er jemand kennen lernen konnte, die er mochte und heiraten konnte. Diese Möglichkeit war auf jeden Fall besser, als eine für ihn nicht passende Frau, die sein Vater ihm aussuchte.

"Haben deine Hofdamen heute einen freien Tag?", fragte er sie, um vom Thema abzulenken.

"Lenk jetzt nicht ab, Bruder. Weißt du was mir heute zufällig zu Ohren gekommen ist? Prinzessin Emma ist offensichtlich wieder aufgetaucht. Ich denke mit ihr hast du dich gut verstanden oder?"

Nun griff Leya zu einem Stück Käse und aß es gemeinsam mit einer Weintraube.

Er soll sie ja nicht gleich heiraten, aber näher kennen lernen wäre doch auch schon was.

"Ihr Vater ist ein guter König und ich glaube auch einer, der so einen Schwiegersohn wie dich gebrauchen könnte."

"Prinzessin Emma ist wieder da?", fragte er interessiert nach, obwohl er es genau verstanden hatte. Ihn erstaunte es immer wieder, wie gut seine Schwester über alles informiert war.

Die beiden hatten sich sehr gut verstanden, als er damals zu Besuch bei ihr im Königreich war. Ihr Bild konnte er nicht mehr vergessen, selbst, wenn er wollte. Sie war sehr hübsch und wirkte an dem Abend ihres Verschwindens sehr freundlich. Ein Lächeln kam über seine Lippen, denn er war froh darüber, dass es ihr anscheinend gut ging.

"Das sind ja sehr gute Nachrichten. Und du hast Recht..."

Lucas wank einen Bediensteten zu sich heran, "Lasst uns eine Kutsche bereiten und schickt einen Boten vor, er soll uns bei König Andrew Swan ankündigen. Meine Schwester und ich werden ein paar Tage verreisen."

Er war gerade sehr energiegeladen und wollte Emma wiedersehen.

Erstaunt über sein plötzliches Interesse musste sie gleich nachhaken.

"Also das ging ja jetzt sehr schnell. Ich denke da freut sich jemand, die Prinzessin wieder zu sehen", meinte sie und grinste, "Du hast Glück, dass ich noch nichts vorhabe. Natürlich begleite ich dich bei deiner Brautschau!"

Leya sagte einem anderen, er solle ihre Hofdamen die Koffer packen lassen von ihr, damit sie auch genügend Kleidung mit hatte.

"Dann werde ich mich mal hübsch machen, zum Glück ist es nur eine halbe Tagesreise weit entfernt. Und ich bin sehr gespannt, wie deine hübsche Geliebte aussieht. Wir treffen uns bei der Kutsche."

Sie stand auf, nahm sich noch etwas an Obst und verließ den Speisesaal.

Ihn freute es, dass seine Schwester ihm nicht absagen musste, sondern mit ihm kam. Auch Lucas ließ einige Sachen einpacken, er wollte ja einen guten Eindruck hinterlassen. Nachdem er sich noch kurz Zeit für eine schnelle Dusche genommen hatte, ging er zur Kutsche und wartet auf Leya. Sie war auch bald da und dann fuhren sie los.