Zauberwald

Hook trug Emma durch den Wald, doch der war ziemlich groß und um ehrlich zu sein, wusste er nicht, ob er den richtigen Weg ging. Aber er war sehr zuversichtlich, dass es der Weg war, der zu seinem Schiff führte. Die beiden hatten einen großen Vorsprung vor den Wachen, denn Hook war schnell. Und außerdem kam es selten vor, dass man Wachen in den Zauberwald sandte. Da es ja schon Nacht war und er wusste, dass er noch länger unterwegs sein würde, setzte er Emma ab und Band ihr die Hände hinter ihrem Rücken zusammen.

Dann machte er ein Feuer aus den Ästen, die er zusammentrug und auf einen Haufen legte.

Ihr Gefolge wird nicht so weit im Wald nach ihr suchen. Das trauen sie sich nicht, der perfekte Ort, um zu rasten.

Gemütlich lehnte er sich an einen Baum und schloss seine Augen, doch er schlief nicht.

Emma kam wieder zu sich, öffnete ihre Augen und sah sich um.



Wo bin ich hier? Er muss mich entführt haben. Meine Hände sind fest zusammen gebunden worden.

Jetzt sah sie Hook an, der seine Augen geschlossen hatte. Er hatte ein Feuer gemacht, wenigstens war ihr warm. Sie ging davon aus, das er schlief und versuchte ganz leise aufzustehen.

Ich muss schnell wieder zurück. Ob sie mich schon vermissen?

Doch dann trat sie auf einen Ast und quietschte.

Da Hook nicht schlief, bekam er das natürlich mit, dass sie aufstand. Aber er wollte sie nicht gleich überraschen, als sie auf einen Ast trat. Stattdessen machte er einfach ein schmatz Geräusch, welches man auch beim schlafen macht und wartete, ob sie es schaffen würde wegzulaufen.

Einen Überlebenswillen hat sie jedenfalls. Wofür die Hexe sie braucht? Vielleicht kann ich ja noch mehr rausschlagen. Meine Hand und eine Kiste voller Gold. Denn das Mädchen scheint ja sehr wertvoll zu sein. Mal abgesehen davon, dass sie eine Prinzessin ist.

Da habe ich ja richtiges Glück gehabt. Er ist nicht aufgewacht.

Still zog sie ihre hohen Schuhe aus und legte sie auf den Boden. Ganz leise fing sie an ein paar Schritte zu gehen, dann wurde sie immer schneller bis sie richtig lief. Emma lief so schnell, sie ihre Füße nur tragen konnte. Nach ein paar Minuten ging ihr schon die Puste aus und versteckte sich hinter einem Baum.

Vielleicht ist er gar nicht aufgewacht..und ich schaffe es doch noch nach Hause.

Blitzartig fingen ein paar Wölfe zu heulen an und sie bekam es mit der Angst zu tun. Sie hatte nicht einmal eine Waffe um sich zu wehren. Emma war völlig verloren in diesem Wald.

Es wunderte ihn, dass sie doch so schnell laufen konnte. Nur würde sie ohnehin nicht weit kommen in diesem Wald. Er öffnete seine Augen und sie rannte weg. Dann stand er auf, löschte das Feuer und lief ihr hinterher. Während er sie suchte, konnte er die Wölfe hören. Das war wirklich kein gutes Zeichen.

Sehr schön, mein Mittel zum Eintauschen wird von Wölfen zerfleischt werden.

Jetzt hörte er nichts mehr, das hieß, dass sie hier in der Nähe sein musste oder angehalten hatte, denn sonst hätte man noch mehr Geräusche gehört.

"Kommt heraus Prinzessin. Oder wollt Ihr, dass Euch ein Wolf zerreißt und man nur noch Eure Überreste hier findet... ach stimmt, man wird keine Überreste finden. Jetzt kommt schon her", forderte er sie auf.

Emma versuchte nicht zu weinen und rang mit sich selbst.



Soll ich mich stellen oder soll ich mich gleich von den Wölfen fressen lassen? Ich stelle mich, vielleicht kann ich noch auf den Weg fliehen.

Jetzt trat sie ans Licht, aber sah ihn nicht an. Sie war darauf gefasst, das sie jetzt von ihm geschlagen wurde, und schloss ihre Augen.

So wie es aussieht habe ich keine andere Wahl außer mit ihm mitzugehen.

Das ging ja sehr leicht, dachte er sich, denn sie kam wirklich hervor.

"Sehr gut", sagte er und fasste sie an den Händen, die noch immer zusammengebunden waren, "Wir gehen die Nacht durch, Euren Schönheitsschlaf müsst Ihr Euch ein anderes Mal holen. Es ist zu gefährlich hier draußen."

Kaum hatte er das gesagt, hörte man ein Knurren, das immer näher kam. Hook ließ sie los und zog mit seiner Hand sein Schwert heraus, um sich notfalls zu verteidigen. Dann kamen die Tiere hinter den Bäumen hervor, im Mondlicht konnte man sie sehr gut erkennen. Zum Glück waren es nur zwei.

"Das wird nicht schön werden", meinte er und da griffen die Wölfe die beiden an. Hook schaffte es sie etwas abzuhalten und wegzuschlagen, doch mit Tieren zu Kämpfen war nie einfach. Einer der Wölfe wollte ausholen, um sie anzuspringen, da stieß er dem Tier sein Schwert durch den Körper und zog es wieder raus. Doch in dem Moment kam der andere und fiel Emma nieder, er war über ihr und fletschte seine Zähne. Gerade noch rechtzeitig und wirklich präzise stieß Hook dem Wolf das Schwert von oben durch den Rücken, so dass es noch vor Emmas Körper stoppte.

Er zog das Schwert raus und schubste den Wolf von ihr runter.

"Das war knapp! Ihr solltet besser aufpassen."

Es dauerte nicht lange, da kamen auch schon zwei Wölfe den einen erledigte Hook im hand umdrehen, der andere fiel aber Emma an. Jetzt schloss sie schon mit ihrem Leben ab, doch Hook rettete sie und stach den Wolf ab. Das Schwert blieb kurz vor ihrem Körper stehen. Es tropfte sehr viel Blut auf ihr Kleid und sie sah Hook entgeistert an.

Er hat mich fast getötet. Ich will doch lieber wieder ein Königreich regieren. Das ist mir alles zu viel...Was ich soll vorsichtiger sein? Meine beiden Hände sind verbunden, ich glaube ich habe mich wohl verhört. So ein Witzbold.

Hook schubste den Wolf von ihr runter und Emma wartet bis er ihr aufhalf, da sie noch immer auf den Rücken lag und ihre beiden Hände noch verbunden waren.

"Tut mir Leid, aber ich habe leider keine Hände, die ich benutzen konnte.", meinte sie und lächelte ihn unecht an.

"Könnt Ihr mir bitte helfen?"

Mein Kleid ist jetzt wirklich nicht mehr zu gebrauchen. Überall so viel Blut, ich muss mich gleich übergeben.

"Ich dachte mir schon, dass Ihr am Hof nichts gelernt hast, außer gut auszusehen und übertriebene Kleider zu tragen", meinte er und griff an ihre Schultern, dann zog er sie hoch, "Momentan bin ich Eure einzige Sicherheit Liebes."

Das war auch wirklich so gemeint, denn er würde sie ja nicht töten, denn er brauchte sie. Was allerdings die Hexe dann mit ihr vorhatte wusste er nicht. Und es interessierte ihn auch nicht.

"Ihr bringt mich gerade auf eine Idee."

Hook bückte sich und riss ein großes Stück von ihrem Kleid ab, eines was voll mit Blut war. Dann zog er Emma hinter sich her und vergrub das Stück Stoff etwas weiter weg unter einigen Blättern, aber so, dass man es auch noch sehen konnte. Das war eine gute Idee. Falls ihr doch Wachen in den Wald folgen sollten, würden sie es finden und davon ausgehen, dass sie von den Wölfen zerfleischt wurde.

"Wir werden die Nacht weitergehen, es gibt also keinen Schlaf für Euch."

Es dauert noch ein paar Stunden, bis es wieder hell wird. Bis dahin werden wir durch den Wald sein. Und jeder wird denken, dass die Prinzessin tot ist. Ein höllisch guter Plan von mir.

Er hielt sie noch immer an dem einen Arm fest, an dem er sie vorher schon gefasst hatte, um sie hinter sich her zu ziehen.

Er griff auf ihre Schultern und hob sie hoch. Dann fiel Hook eine großartige Idee ein und er riss von ihrem Kleid ein großes Stück ab, das mit ihrem Blut bedeckt war. Dann legte er es so hin, damit man es gut erkennen konnte.

"Unterschätzen Sie mich nicht, Sie kleiner Möchtegern Pirat.  Ich kann sehr gut fechten, nur wenn meine Hände verbunden sind, geht das eher schlecht.", sagte sie verärgert.

Emma konnte wirklich sehr gut fechten, weil sie jeden zweiten Tag Fechtstunden hatte. Ihr Vater wollte immer, dass sie sich schützen konnte, falls es mal darauf ankam. Jetzt war es soweit.

Vielleicht kann ich ihm ja unbemerkt eine Waffe stehlen.

"Keine Sorge, hier würde ich nie mit jemanden fremden schlafen. Mir passt das sehr gut. Ihr könnt mich loslassen, ich laufe schon nicht mehr weg." , sagte sie und versuchte seine Hand von ihrem Arm weg zubekommen.

Aus ihren Büchern wurden Piraten beschrieben, die nicht so sonderlich hübsch waren, aber Hook sah wirklich sehr gut aus. Das Buch hatte doch unrecht. Doch sie wollte sich nicht von seinem guten Aussehen täuschen lassen.

Hook musste lachen, als sie ihn 'Möchtegern Pirat' nannte.

"Ihr hab wohl keine Ahnung, wer Euch entführt hat", meinte er und grinste böse. Denn sein Name war fast überall recht bekannt. Und er dachte eigentlich, dass es ihr spätestens bei seiner Hakenhand in den Kopf schießen würde. Das war anscheinend nicht so.

Sie versuchte sich jetzt aus seinem Griff zu befreien und er ließ sie los, "Meinetwegen könnt Ihr selbst gehen. Weglaufen könnt Ihr sowieso nicht und sonst auch nichts mit verbundenen Händen... Und das stimmt, wenn Ihr Eure Hände nicht benutzen könnt, bringen Euch Eure Fechtkünste auch nicht viel", sagte er lachend, "Ihr geht vor."

Das war besser und sicherer, wenn sie vor ihm gehen würde. Natürlich behielt er sie die ganze Zeit im Auge.

"Ja, ich habe keine Ahnung wer Ihr seit. Woher auch? Außerdem will ich es gar nicht wissen."

Wahrscheinlich meint er, er ist ein sehr berühmter Pirat.

"Hahaha sehr lustig.", meinte sie und ging einfach weiter, wohin sie gehen musste sagte ihr Hook. Er hatte sie immer im Auge. Da die beiden flott unterwegs waren dauerte es nicht lange bis sie zum Schiff kamen.