Waisenhaus

Montag, 10.08.2020

Mit Karina kam er her und sah sich um. Hier sah es wie ein typisches Waisenhaus aus.



„Warst du schon einmal hier? Wie bist du eigentlich darauf gekommen den Kindern Haare zu schneiden?“, fing er an Fragen zu stellen.

Taehyung fand das von ihr richtig toll. Er liebte selbst Kinder und konnte mit ihnen gut umgehen. Deshalb wollte er Karina unbedingt begleiten.

„Meinst du es stört die anderen, wenn ich mitkomme?“, wollte er wissen und sah sich alles genauer an.



Er war gespannt ob die Kinder ihn aus dem Fernsehen kannten oder seine Musik. Immerhin war er sehr bekannt.

Da sie heute zum Waisenhaus schauen wollte, traf sie sich wie ausgemacht mit V. Er hatte sie Zuhause abgeholt und gemeinsam fuhren sie hier her.

Karina entschied sich für etwas schön sommerliches, weil es heute richtig warm war, es war sogar heiß. Die Sommer in Korea waren generell ziemlich heiß.



Als sie ankamen fragte er gleich nach, ob sie schon einmal dort war und, wie sie überhaupt darauf kam, den Kindern die Haare zu schneiden.



„Eigentlich bin ich nur einmal hier vorbeigegangen. Die Kinder spielten so schön hier draußen, da habe ich mich mit der Frau unterhalten, die das ganze hier leitet. Weil ich sowieso keine Arbeit habe, dachte ich, dass es schön wäre, wenn ich meine Zeit wenigstens gemeinnützig verbringen kann“, fing sie an zu erklären.



„Du hättest die Kinder sehen sollen, die haben sich richtig gefreut, dass jemand ihnen die Haare schneiden möchte. Wie es aussieht fehlen ihnen einfach die finanziellen Mittel, damit so etwas regelmäßig gemacht werden kann. Drinnen war ich aber auch noch nie, nur hier draußen.“

Karina stieg aus und schnappte sich ihre Tasche, in der all das Zeug drin war, was sie brauchte. Sie sah zu ihm, als er wissen wollte, ob es die anderen wohl störte, dass er mit dabei war.



„Nein, ich habe natürlich nachgefragt. Ehrlich gesagt, hat sie gemeint, dass von den älteren Kindern sogar ein paar Kinder dabei sind, die Fans sind. Die werden durchdrehen, wann kann man sein Idol schon mal so nah sehen?“

Sie lächelte ihn an.

Total lieb, als würde das jemandem etwas ausmachen. Er wirkt etwas nervös, liegt das daran, dass er nicht so gut mit Kindern kann?, fragte sie sich, doch rechnete bestimmt nicht damit, dass es genau das Gegenteil war.

Dort auf der Straße konnte sie ihm keinen Kuss geben, wer wusste schon, ob nicht irgendwo Stalker Fans da waren.

„Komm, wir gehen rein“, forderte sie ihn auf und betrat mit ihm das Gebäude. Draußen war heute niemand bei dieser Hitze, drinnen war es zwar auch ziemlich warm, aber etwas angenehmer, als es vor dem Haus war. Die einzige Kühlung, die es dort gab, waren Ventilatoren, die ihr bestes gaben, um die anderen von der Hitze abzulenken.

Man konnte gleich ein paar Kinder dort spielen sehen. Es waren eher jüngere, total liebe Kinder. Dann kam auch schon die Dame mittleren Alters, mit der sie sich das ausgemacht hatte zu ihnen.

„Oh guten Tag! Ich freue mich ja, dass das klappt! Die Kinder sind schon ganz aufgeregt, weil eine Frisörin kommt“, meinte sie und begrüßte auch V.

„Omo, in Echt sehen Sie ja noch viel besser aus als im Fernsehen“, kicherte sie verlegen. „Da werden sich die Kinder freuen, die älteren sind teilweise wirklich große Fans, aber ich habe ihnen nichts davon erzählt, dass Sie uns besuchen kommen. Das hätten sie mir ohnehin nicht geglaubt.“

Die ist ja aufgeregter als ich. Kommt sicher nicht oft vor, dass sie einen Prominenten sehen. Kann ich ja auch verstehen, für mich ist er das irgendwie gar nicht. Ich habe ihn schon anders kennen lernen können, dachte sie, drehte ihren Kopf zur Seite und sah zu ihm hoch.

Das stimmt, er sieht in Echt noch viel besser aus, als man es im Fernsehen sieht.



"Hallo, ja ich freue mich schon richtig drauf, den Kindern eine Freude zu bereiten! Wo kann ich denn meine Sachen hinbringen?", erkundigte sich Karina sofort.

"Folgt mir meine Lieben", forderte sie die zwei auf und ging vor. V und Karina folgten ihr. Sie war echt eine richtig nette Frau und man merkte, dass sie sich da um vieles bemühte. Aber wenn das Geld fehlte, was sollte sie da machen? Es war bestimmt nicht einfach das ganze hier zu leiten und den Kindern schöne Sachen zu ermöglichen. Sogar der Spielplatz vor dem Gebäude war nur aus Zement, keine Wieso oder so. Richtig schade. Dafür waren die Wände im inneren so schön es ging, von den Kindern verziert, das konnte man erkennen.

Während sie hinter ihr hergingen sah Karina sich um.

"Wenigstens machen sie das Beste aus dem Gebäude. Bestimmt fehlen ihnen die Mittel... Vielleicht brauchen sie ja bei anderen Dingen auch Hilfe, ich habe ja sowieso Zeit", meinte sie zu ihm. Die Frau hörte es nicht, da sie vorspurtete. Karina hätte ja auch Zeit und konnte die nutzen, um ein wenig zu helfen, wenn sie hier Hilfe benötigten. Zuvor war sie nicht auf die Idee gekommen, doch das wäre ein toller Zeitvertreib. Dass sie damals bei ihm eingebrochen war passte wirklich ganz und gar nicht zu ihr, weil sie eigentlich eher eine soziale Ader hatte.

Jetzt wurden sie in einen Raum gebracht, in dem schon viele der Kinder warteten, es waren eher die jüngeren. Karina schätzte sie zwischen 3 und 8 Jahren. Ein Kind fiel ihr sofort auf, offensichtlich war, dass es Zuhause nicht gut behandelt worden war.

Sie hat eine Narbe über ihrem ganzen Gesicht, das arme Mädchen! Wie kann man einem kleinen Kind so etwas antun?, dachte sie sich und sah es voller Mitgefühl an.



"Entschuldigung", machte Karina die Dame auf sich aufmerksam, die gleich zu ihr kam.

"Ja? Haben Sie eine Frage?"

"Bitte, ich heiße Karina, du sagen ist mir lieber, wenn es nichts ausmacht."

"Ja natürlich! Tut mir leid, ich wollte nicht unhöflich sein! Mein Name ist Park Subin!"

"Subin... was ist mit dem Mädchen da passiert? Wenn ich das fragen darf", fragte sie leise nach.

"Oh, das ist Yejin. Die Kleine ist mit Autismus geboren worden. Damit sind ihre Eltern nicht klargekommen und haben sie auf schlimme Weise misshandelt. Das Jugendamt hat versucht sie zu vermitteln, doch keiner ihrer Verwandten wollte sich um sie kümmern. Deshalb ist sie hier, aber sie ist ein glückliches Kind", versicherte sie ihr.

"Achso, das hört sich ja schrecklich an", meinte Karina und sah wieder zu dem Mädchen.



Das tut mir einfach weh. Einem kleinen Menschen so etwas anzutun. Ich könnte heulen, das macht mich wütend, wie man sich so verhalten kann! Wahrscheinlich sind hier viele Kinder, die solche Geschichten haben. Schrecklich. Waisenkinder nimmt kaum jemand auf und dann erst Recht nicht solche mit so einer Vorgeschichte und Autismus.

"Du kannst deine Sachen hier hin legen", erklärte sie Karina. Jetzt bemerkten die ersten Kinder auch, dass sie Besuch hatten und fingen an näher zu kommen.

"Bist du die Frisörin?", fragte sie ein Mädchen, das höchstens vier Jahre alt war.

Lächelnd nickte Karina ihr zu und ging in die Hocke.



"Ja, das bin ich. Ich bin Karina und wer bist du?", fragte sie nach. Das Mädchen kam noch etwas näher zu ihr, weil sie merkte, dass Karina ihr freundlich und auf Augenhöhe begegnete.

"Danbi. Bist du ein Model? Du bist so unglaublich hübsch", fragte sie außerdem nach. Da musste Karina etwas lachen.

"Nein, nein. Das bin ich nicht. Aber soll ich dir etwas verraten? Du bist viel hübscher als ich", meinte sie zu dem Kind. "Und wenn ich deine Haare geschnitten habe, dann wirst du wie eine hübsche Prinzessin aussehen!", versprach sie dem Mädchen.

Auf einmal kamen noch mehr kleine Kinder, als sie das gesagt hatte und riefen durcheinander, dass sie auch aussehen wollten, wie eine hübsche Prinzessin.

"Einer nach dem anderen, ich kann leider nicht allen gleichzeitig die Haare schneiden. Aber wisst ihr was? Ich habe euch einen Freund mitgebracht, das ist Taehyung! Er ist kein Frisör, aber Sänger und wenn ihr ihn fragt, dann singt er euch ja vielleicht etwas vor", erzählte sie und sah zu ihm.



Bei den Kindern kann er nicht nein sagen, die sind einfach so niedlich. Die kleineren scheinen ihn aber nicht zu erkennen. Bestimmt sind sie noch zu klein dafür.

Auch Yejin, das Mädchen mit dem Autismus bahnte sich ihren Weg nach vorne, sie mied aber den Blickkontakt zu Karina, das war sicher normal.

"Ich bin eine Prinzessin", meinte diese überzeugt von sich.



"Ja, das bist du", stimmte sie ihr zu und stand nun auf. Ihre Hand hielt sie dem Mädchen entgegen. "Dann fange ich mit dir an, kommst du mit mir mit und dann waschen wir deine Haare", sagte sie und Yejin ergriff ihre Hand. Diese kleine Hand zu spüren, brachte ihr Freude.

Subin zeigte ihr, wo das Badezimmer war und erklärte ihr, dass sie schon etwas dort vorbereitet hatte, damit das Haarewaschen leichter fiel.

"Danke", sagte Karina und ging mit dem Mädchen Haare waschen. Taehyung würde schon alleine zurecht kommen.

Karina erzählte ihm die Geschichte wie das alles vorgefallen war. Er war sehr erstaunt darüber. Er hätte eher gedacht sie hätte an solchen Dingen kein Interesse. Da hatte er sie falsch eingeschätzt. Immerhin kannte V als Einbrecherin.

Sie hat ja eigentlich einen tollen Charakter. Das sie es sogar gratis macht wundert mich. Hat doch ein größeres Herz als ich mir gedacht habe.

„Okay. Das ist gut, wenn ich willkommen bin“, sagte er und lächelte.

Es gibt Fans die auf mich warten? Dann hätte ich Autogramme mitnehmen sollen.

Die beiden gingen rein und eine Dame begrüßte sie. Auch er grüßte zurück.

„Danke sehr nett. Wenn ich das gewusst hätte, dann hätte ich den Kindern etwas mitgenommen“, meinte er verlegen.



Ein bisschen schlecht fühlte er sich schon, weil er mit leeren Händen hierher gekommen war.

Nachdem sie fertig waren mit ihrem Gespräch folgten sie der Dame. Karina fing schon an neue Pläne zu schmieden wie sie ihnen noch helfen konnte.

Sie will ihnen noch mehr helfen? Eigentlich hat sie ja recht. Hier könnte es viel schöner aussehen. Bekommen sie so wenig Spenden?

Nun gelangten sie in einen Raum. Es waren schon einige Kinder hier. Sie sahen extrem süß und niedlich aus. Man bekam richtig Mitleid, wenn man sie hier so alleine und verloren ohne Eltern sah.

Ein kleines Mädchen erregte gleich Aufmerksamkeit auf Karina, weil sie eine Narbe trug. Weil sie Interesse hatte, erkundigte sie sich was dem armen Mädchen passiert war. Es war eine sehr traurige Geschichte und am liebsten wollte man gleich ein Kind adoptieren. Bei ihm wären sie überhaupt nicht gut aufgehoben, weil er keine Zeit für ein Kind hatte.

Von den Gesprächen die Karina mit den Kindern führte bekam er nichts mit. Er musste daran denken wie er immer von den anderen in der Schule gehänselt wurde. Da ist es ihm schon ziemlich schlecht gegangen und da hatten er seine Eltern die ihn trösteten. Wie würde er nur den armen Kindern gehen? Mit seinem ganzen Reichtum hatte er völlig vergessen, dass es so arme Kinder gab. Das hatte er völlig aus den Augen verloren.

Erst als er seinen Namen von Karina hörte sah er zu den Kindern und dann zu ihr. Er sollte ihnen etwas vorsingen? Normalerweise sang er nicht so gerne alleine vor Fremden, aber es waren so liebe Kinder.

Wenn ich schon nichts für sie mit habe könnte ich ihnen wirklich etwas vorsingen.

„Okay. Ich singe für eich, weil ihr so süß seid“, erklärte er ihnen.



Die Kinder freuten sich total und hüpften wie wild herum. Karina war mittlerweile mit dem kleinen Mädchen Haare waschen gegangen.

Jetzt hatten sie einen Kreis gebildet und saßen auf dem Boden. Gespannt warteten sie auf ihn bis er ein Lied sang, doch dann fiel ihm ein kleiner Junge auf der in der Ecke stand und nicht mitmachte. Gleich kam er zu ihm und hob ihn hoch. Mit ihm setzte er sich hin. Der Junge schwieg und sagte einfach nichts. War er stumm?

„Wir singen ein tolles Kinderlied und du darfst mit mir mitsingen“, erklärte er dem Bub auf seinem Schoß.



Mit großen Augen sah er ihn an und lächelte ein bisschen. Jetzt fing er an zu singen und alle sangen richtig glücklich mit. So wie es aussah bekamen sie nicht oft Besuch.

Während sie Yejin die Haare wusch, hörte sie sich eine Geschichte an, die sie ihr erzählte. Nachdem die Haare gewaschen waren, gingen sie zurück zu den anderen. Karina sah V dort am Boden, auf seinem Schoß saß eines der Kinder, die anderen um ihn herum und sie sangen Überrascht und auch etwas überwältigt beobachtete sie ihn.



Ich war doch nur kurz weg... Verdammt, ich kriege eine Gänsehaut, staunte sie. Die Kinder sahen total happy aus, wie sie mit ihm sangen und auch er sah so aus, als hätte er Spaß dabei.

Wenn Männer mit Kindern konnten, dann war das oft für Frauen ein Punkt bei dem sie richtig schwach wurden. Sie hätte ihm das nicht einmal so zugetraut, weil sie dachte, er käme mit Kindern nicht zurecht.

Karina setzte das Mädchen auf den Stuhl und fragte nach, was sie für eine Frisur haben wollte. Bei Kindern ging es schneller die Haare zu schneiden, weil sie oft mit einfachen Schnitten zufrieden waren. Für sie sollte es ein kesser Bob sein, ja das passte zu ihr. Sie redete die ganze Zeit mit Karina und natürlich ging sie auf die Gespräche ein.

Nachdem sie die Haare auch noch geföhnt hatte, nahm sie den Spiegel, hockte sich hin und zeigte Yejin ihre Frisur. Das autistische Mädchen strahlte bis über beide Ohren und umarmte Karina nun.

"Ich bin eine Prinzessin, ich bin wirklich eine Prinzessin!", freute sie sich und begann damit fröhlich durch den Raum zu hüpfen. Als Karina das sah, bekam sie ein wenig feuchte Augen.

Wow, sie ist so unbekümmert und glücklich. Wenn man als gesunder Erwachsener auch ein bisschen mehr wäre wie sie, dann sähe die Welt ganz anders aus. Wie lieb sie sich freut.

Aus dem Singkreis stand ein anderes Kind auf und lief zu ihr, Karina gab ihm Bescheid, dass er sich einen Freund aussuchen konnte, damit sie ihnen beiden die Haare schneiden konnte. Bei Jungs ging es schneller und da konnten auch zwei nebeneinander sitzen. Sogleich holte er noch jemanden und die drei verschwanden zum Haarewaschen. Zurück an ihrem "Arbeitsplatz" rasierte sie den Jungs richtig coole Muster in die Haare. So wie die sich freuten, hatten sie wohl noch nie so etwas gehabt.

Glücklich beobachtete sie die Kinder.

Man kann ihnen wirklich mit so einer Kleinigkeit eine riesengroße Freude bereiten.



Ein lautes Klirren riss sie aus ihren Gedanken, sogleich drehte sie ihren Kopf in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Ein älteres Mädchen, wahrscheinlich so um die elf oder zwölf Jahre stand an der Tür, unter ihr ein Scherbenhaufen. Es sah so aus, als hätte sie gerade etwas gegessen gehabt. Total fassungslos starrte diese V an.

Ah, sicher ein Fan! Deshalb die Reaktion. Gleich gehts los...

"BTS... Das ist V!", kam aus ihrem Mund und es entlockte ihr auch einen kurzen Quiklaut. Eine weitere Arbeiterin forderte sie gleich auf, dass sie die Schweinerei wegräumte. Als würde sie ihn nicht aus ihren Augen lassen, fing sie an dem Folge zu leisten, was ihr aufgetragen wurde. Dann war es beseitigt und sie rannte weg.

Nicht ganz die Reaktion, mit der ich gerechnet habe.

Inzwischen hatte Karina schon ein paar Kinder hinter sich. Nicht alle wollten eine neue Frisur haben, aber doch sehr viele. Nun hörte man jemanden die Treppe hinuntereilen. Es war aber nicht nur eine Person, sondern ein paar mehr. Ein paar Mädels, die ebenfalls so alt waren, wie das eine von vorhin und sie war auch unter ihnen.

Karina hörte, wie sie redeten "Geh du", "Ich traue mich nicht", "Ist er das echt?", "Das ist V, das ist V". Da musste sie ihr Lachen unterdrücken.



Unbekümmert machte sie mit dem Haarschneiden weiter, die Mädels standen dort wie angewurzelt. Plötzlich bahnte sich jemand den Weg durch die anderen durch. Sie war definitiv schon älter als die anderen. Doch ganz genau konnte Karina das nicht einschätzen. Sie war ganz schwarz gekleidet, ihre Haare hingen irgendwie und sie trug sogar Piercings im Gesicht. War so etwas hier erlaubt? Irgendwie wirkte sie wie eine Rebellin, ganz anders, als die anderen.

"Und wenn er es ist, wen interessiert das?", meinte sie kalt zu den anderen, ging an ihnen vorbei, durchquerte den ganzen Raum und setzte sich an die Fensterbank, wo sie nur nach draußen schaute.

Die ist aber grimmig drauf...

Während Karina mit dem Mädchen alle Hände voll zu tun hatte sang er viele verschiedene Kinderlieder. Es machte richtig Spaß ihnen solch eine Freude zu bereiten. Vielleicht kam er nochmal mit Karina her, wenn es passte.

Nach einer Weile war das kleine Mädchen fertig und strahlte über beide Ohren. Es war wirklich richtig glücklich und gesellte sich zu ihnen. Es fühlte sich hübsch und sang auch mit. Zwei Jungs verschwanden wieder zu ihr. Währenddessen beschäftigte er weiter die Kinder.

Irgendwann erschraken einige, weil ein Mädchen etwas auf den Boden warf und es aufprallte. Sofort sah er auch dorthin. Sie erkannte V und war total überfordert damit. Brav machte sie die Sauerei weg, weil es ihr ausgetragen wurde. Immer wieder sah sie zu ihm. Das fand er ziemlich niedlich. Schnell rannte sie wieder weg. Mittlerweile spielten die Kinder fleißig miteinander. Damit er nicht tatenlos herum stand spielte er mit den Kindern, kitzelte sie oder spielte mit ihnen fangen.

Da die Tür offen stand kamen ein paar Mädchen und tuschelten herum, aber er bekam davon nichts mit, weil er mit den kleinen so beschäftigt war. Sie lachten ziemlich viel und er lachte mit. Als jedoch eine Gestalt an ihm vorbei ging zum Fenster sah er auf.

Wer ist das? Warum ist sie so sauer?

Kurz sah er zu Karina die den Kindern noch immer die Haare schnitt. Dann sah er die ganzen Mädels die noch immer bei der Tür standen.

Sind die wegen mir so nervös?

„Ihr könnt ruhig reinkommen“, bat er sie und schenkte ihnen ein liebes Lächeln.



Dann spielte er wieder mit einem kleinen Mädchen weiter.

Ständig war sie so abgelenkt davon, wie Taehyung mit den Kindern spielte.



Und ich dachte, er könnte nicht mit Kindern. Dabei ist er so extrem lieb mit ihnen zusammen! Das gibt es doch gar nicht, wieso ist das so toll, was er macht? Verdammt, er wird immer toller.

Hin und wieder sah Karina auf zu den Mädels und zu V, der nun meinte, dass sie reinkommen konnten.

Irgendwie konnte sie sich vorstellen, wie sie sich fühlten. Würde sie einen Schauspieler treffen, den sie mochte, dann würde sie bestimmt auch so reagieren. Außerdem war sie auch nicht besser, so wie sie das mit ihrem Vater vermasselt hatte. Noch feiger könnte man gar nicht mehr sein.

Zurückhaltender traten sie richtig ein schoben sich gegenseitig voreinander, weil sie sich nicht recht trauten mit ihm zu reden.

„Du bist wirklich V, oder?“, fragten sie nach, nur vorsichtshalber. Natürlich war er das und das wussten sie auch, aber konnten es einfach nicht richtig glauben. Von den größeren hatte bisher nicht wirklich wer Interesse an Karina, wieso auch? Was war an einer neuen Frisur schon so besonders, wenn dein Idol vor dir war?

Was die Kids jetzt mit ihm redeten, hörte Karina nun nicht mehr, weil sie jetzt direkt bei ihm waren. Außerdem sollte sie sich echt gut auf das Haarschneiden konzentrieren.

Ständig lenkt er mich ab, immer muss ich zu ihm sehen.

Endlich hatte sie die kleinen Kinder, die eine neue Frisur haben wollten, fertig. Auf einmal setzte sich die Jugendliche vor sie, die vorher noch beim Fenster saß.

"Kannst du mir die Haare abrasieren?", fragte sie Karina, die darüber ziemlich verwundert war.



"Ähm", kam dabei nur aus ihrem Mund. Wieso wollte sie ihre Haare ganz abhaben?

Sie sieht zwar aus, als hätte sie ein Vogelnest am Kopf, aber alles gleich ganz wegmachen?

Anscheinend war das ganze mit ihr schon bekannt unter den Aufpassern, denn kaum hatte sie das gesagt, wurde schon eine von ihnen aufmerksam darauf.

„Das hatten wir doch schon oft genug durch Sumi, das wird nicht gemacht“, ermahnte sie und bat Karina dann: „Bitte schneide ihr die Haare nicht ganz ab. Sie hat keine Lust ihre Haare zu pflegen, deshalb will sie es kurz haben.“

„Ja und? Das sind ja meine Haare, es ist mein Kopf!“, rechtfertigte sich das Mädchen. Da war wohl ernst gemeint von der Aufpasserin, dass sie sie nicht ganz abschneiden sollte.

Naja, es sind ja echt ihre Haare, aber ich kann es auch verstehen, dass sie das nicht wollen. Meine Mutter hätte mir das auch nie erlaubt in dem Alter. Sind zwar nicht ihre Eltern hier, aber bestimmt sowas ähnliches, wenn sie hier aufgewachsen ist.

Die Aufpasserin ging wieder weg und Karina sah sie an.



"Sumi, richtig? Was hältst du davon, wenn ich sie kürzer schneide und die einen Look verpasse, der leicht zu pflegen ist? Du hast eigentlich Locken, sehe ich", meinte Karina und griff ihre Haare an. Die wurden echt nie gebürstet, so sahen sie zumindest aus.

Verwundert sah sie Karina an.

"Locken?", fragte sie ungläubig nach, woraufhin sie es nickend bestätigte.

"Ja, das sehe ich. Wusstest du nicht, dass du Locken hast?", fragte sie nach. "Also ich meine, man müsste sowieso ein ganzes Stück abschneiden, weil deine Haare ziemlich filzig sind, aber ich kann es auch so schneiden, dass man es sieht, was sagst du dazu?"

Susi überlegte kurz und sah zu den anderen, die bei V standen. Ihr ging wohl einiges durch den Kopf.

"Ich weiß nicht", sagte sie unsicher. "Ich will mich nicht zum Affen machen mit einer lächerlichen Frisur."

Ok... dann hätte sie sich definitiv eine Mütze aufsetzen sollen. Ich glaube da lebt schon irgendwas drin.

"Wenn ich dir die Haare mache, wird es bestimmt nicht lächerlich aussehen", antwortete Karina ihr. Letztendlich gab sie nach und ging mit ihr ins Bad zum Haarewaschen. Karina wusch sie ihr ganz normal und kam zurück mit ihr. Das Durchbürsten würde ihr schon zeigen, was von den Haaren noch zu gebrauchen war. Dabei ging sie so sanft es ging mit ihr um.

"Bist du seine Frisörin?", brach sie die merkwürdige Stille zwischen ihnen.

"Nein, seine Haare habe ich noch nie geschnitten", erklärte Karina ihr. "Wir sind befreundet", erklärte sie weiter. "Bist du kein Fan?"

Sie ist netter, als ich gedacht hätte. Aber sie wirkt noch etwas reserviert. Die kleinen Kinder sind alle gleich sehr offen gewesen.

Es dauerte etwas, bis sie eine Antwort bekam.

"Eigentlich schon", begann sie zu antworten, "aber es bringt mir nichts, wenn ich mit ihm rede. Ich habe ja sowieso niemandem dem ich davon erzählen könnte."

Die Schere hatte sie mittlerweile in der Hand und setzte an zum Schneiden, da meinte Sumi, dass sie niemandem davon erzählen könnte, wenn sie mit ihrem Idol sprach. Meinte sie, dass sie keine Freunde hatte?

"Aber wäre es für dich nicht ein einmaliges Erlebnis?", erkundigte sich Karina und fing an zu schneiden.

"Was würde ich davon haben? Außer, dass ich einen schlechten Eindruck hinterlasse...", meinte sie betrübt.

"Wieso meint du das?"

"Schau dir doch die anderen an, sie sind total gepflegt und sehen ordentlich aus, außerdem sind sie offen für sowas. Ich bin einfach anders, das wäre ihm bestimmt nur unangenehm", meinte sie und sah zu ihm, dann wieder weg.

"Wie alt bist du?"

"Bald werde ich 17, also habe ich noch ein Jahr, bis ich hier rauskomme."

"Gefällt es dir hier nicht?"

"Wenn man mehr als 10 Jahre hier war und ständig sieht, wie jüngere Kinder adoptiert werden und das Haus für immer verlassen, dann will man einfach sein eigenes Leben leben."

Sie ist 16, das muss hart sein, wenn man so lange im Heim lebt und von niemandem gewollt wird. Junge Kinder werden einfacher adoptiert, das stimmt.

"Wenn man alleine da draußen in der Welt unterwegs ist, wird aber auch nicht alles einfacher. Und man lebt doch davon, dass man Erfahrungen sammelt und schöne Momente erleben will. Ich glaube nicht, dass du einen schlechten Eindruck auf ihn machen würdest. Bitte ihn um ein Foto oder um ein Autogramm, das macht er bestimmt", riet sie ihr und sah zu ihm. "Er ist netter, als er vielleicht rüberkommt."

"Ich weiß nicht...", wiederholte sie.

Vielleicht würde sie sich ja trauen, wenn sie sah, dass sie echt hübsch aussah. Noch war Karina nicht fertig, aber sie unterhielt sich währenddessen ziemlich gut mit ihr. Offenbar war sie einfach nur ein wenig einsam, da sie keine Familie wollte und das ließ sie an anderen aus. Jetzt war sie fertig, nachdem sie die Haare geschnitten, noch einmal gewaschen und mit speziellen Lockenmitteln gestylt hatte.

Wie konnte sie nicht sehen, dass sie so schöne Locken hat? Hoffentlich gefällt es ihr, die Locken sind so toll, die möchte ich echt nicht kürzer machen.

"Schau es dir an", forderte Karina sie auf. Man sah die anderen schon etwas staunen, weil es so anders aussah. Während sie weg war beobachtet Karina V wieder. Dann kam Sumi wieder zu ihr. Man sah ihr an, dass es ihr etwas unangenehm war mit der neuen Frisur, weil sie es bestimmt einfach nicht gewohnt war.

"Und? Wie gefällt es dir?", fragte sie nach.

"Naja, es... es sieht ganz gut aus. Es sind wirklich Locken, ich hätte nicht gedacht, dass meine Haare so aussehen können", meinte sie und wollte dann wieder gehen, blieb aber stehen, drehte sich um, ging zurück zu Karina und umarmte sie.

"Dankeschön", bedankte sie sich bei ihr. Dann ging sie aber nach oben. Wahrscheinlich traute sie sich einfach nicht mit V zu reden.

Die elf und zwölfjährigen Mädels wollten auch einen schöneren Schnitt haben. nachdem sie Sumi gesehen hatten. Die machte Karina auch noch, dann war sie fertig und ging zu V.



"Taehyung. Ich bin fertig", informierte sie ihn. "Willst du noch etwas bleiben?", fragte sie ihn.

Könnte ich einfach die ganze Zeit zusehen, wie er mit den Kindern spielt.

Nun kamen die Mädchen zu ihm wie er sich schon gedacht hatte und fragten ihn ob er es wirklich war.

"Ja, ich bin V. Freut mich euch zu sehen", bejahte er ihre Fragen.

Die Mädels setzten sich gleich voll zu ihm und durchlöcherten ihn mit Fragen. Bei den zu persönlichen gab er keine Antwort. Alles musste er auch nicht preisgeben von sich. Während er sich mit ihnen unterhielt sah er öfters mal zu Karina die beschäftigt war. Es stand ihr gut wie sie den anderen die Haare machte. Vor allem war er verwundert wie sie von dem gepiercten Mädchen so eine tolle Frisur zaubern konnte. Das verzog sich generell schnell, als sie fertig war. Vielleicht hatte sie ja heute nur schlechte Laune? So genau konnte er das nicht sagen.

Nach und nach kamen die Mädels an der Reihe. Ein kleiner Bub der vorher schon so ruhig gewesen war und nicht mitsingen wollte, wollte sich nicht die Haare schneiden lassen. Er hatte das mitbekommen wie sie mit ihm geredet hatten. Doch bei ihnen klappte es einfach nicht. Jetzt versuchte er sein Glück und ging zu dem Jungen.

"Willst du mit mir die Haare schneiden lassen? Ich habe auch ein bisschen Angst. Zusammen haben wir bestimmt keine", versuchte er den Jungen zu ermutigen.



Der Junge nickte mit einem lächeln. Er schien V echt zu mögen was ihn freute.

Gerade als er zur Karina gehen wollte kam sie schon und meinte, dass sie schon fertig sei.

"Warte noch! Könnest du mir und dem Jungen noch die Haare schneiden?", erkundigte er sich.



"Wir möchten sie uns gemeinsam schneiden lassen", meinte er und lächelte dann den Jungen an.

Was sagt er da? Ich soll ihm auch die Haare schneiden?? Wenn ich das versaue, dann steinigen mich seine Fans! Aber dann wäre er selbst Schuld, immerhin bittet er mich ja darum.

"Ja, natürlich kann ich das", antwortete sie ihm und sah den Jungen an, ein total niedlicher kleiner Bub. "Dann sollten wir zuerst die Haare waschen", meinte sie und stellte ihre Sachen wieder ab, das Shampoo holte sie raus und ging mit den beiden ins Bad. Der kleiner Junge war wirklich sehr zurückhaltend und blieb die ganze Zeit an Taehyungs Hand. Es sah einfach richtig niedlich aus.

"Ich wasche zuerst Taehyungs Haare, du kannst solange weiterhin seine Hand halten", erklärte er dem Kind. V setzte sich hin und Karina begann damit seine Haare nass zu machen und einzushampoonieren.

Er hat ziemlich kaputte Haare, das kommt bestimmt vom vielen Färben. Aber er sieht von dieser Sicht richtig gut aus.



Karina musste ihn die ganze Zeit ansehen und gab sich Mühe ihm professionell den Kopf zu massieren, so wie sie es gelernt hatte. Als sie mit V fertig war, setzte sich der Junge, der noch immer seine Hand hielt, auf den Platz und ließ sich von ihr die Haare waschen. Danach gingen die drei zurück in den Raum, wo sie ihre Sachen hatte. Damit sie beide sitzen konnten, holten sie noch einen Stuhl.

"Ich hoffe, dass mich deine Fans danach nicht an den Pranger stellen!", gab sie ihre Bedenken bekannt und lachte.



Dann griff sie nach dem Rasiergerät. Sie machte einfach das, was sie sich dachte, das ihm am besten stehen würde, außerdem wollte sie selbst wissen, wie es an ihm aussah. Karina verpasste V, der sich nicht dagegen wehrte, einen Undercut. Mit dem Föhnen wartete sie noch, denn nach V kam der Junge dran, er wollte die gleiche Frisur haben und das machte sie auch. Jetzt holte sie den Föhn und stylte beiden gekonnt ihre Haare. Als sie V ansah, konnte sie es selbst nicht glauben, wie unglaublich gut er mit der Frisur aussah.



Ach du Scheiße, er sieht noch besser aus als vorher. Ich sterbe gleich! Wieso habe ich das getan.

Dann hockte sie sich runter und hielt dem Jungen einen Spiegel hin.



"Du warst so mutig und hast dich das getraut. Und schau, du siehst gut aus, wie ein kleiner Prinz, nein wie ein König! Der hübscheste Junge im ganzen Raum!", lobte sie ihn und er freute sich. Es sah so aus, als wollte er V gar nicht mehr loslassen, aber dann lief er weg, damit er es der Aufpasserin zeigen konnte.

Karina stellte sich wieder auf und hielt Taehyung den Spiegel hin.



"Was sagst du?", fragte sie ihn.



Boah ich könnte echt über ihn herfallen... Fuck, nein, das will ich gar nicht denken, ich will ja nicht über ihn herfallen, aber er sieht einfach so gut aus.

Die zwei bekamen von Karina die Haare gewaschen. Es fühlte sich richtig gut an von ihr massiert zu werden blöd das er darauf nichts sagen konnte.

Der kleine Kerl hielt permanent die Hand von Taehyung. Das war richtig süß. Irgendwie wollte er nochmal mit Karina hierherkommen. Dann würde er Autogramme und Spielsachen für die Kinder kaufen. Sie hatten so viel Freude und gute Laune die ansteckte.

Als sie wieder zum Raum zurückkehrten, holte Karina noch einen Stuhl und setzten sich.

„Meinst du? Du musst sie mir ja nicht so kurz schneiden“, entgegnete er und lachte.



Ich bin gespannt wie sie mir meine Haare schneidet.

Nun war es soweit und sie rasierte V die Haare. Eher gesagt einen Teil davon. Seine Augen blieben die ganze Zeit an ihr haften. Das war praktisch am Spiegel.

Dann war es soweit und die beiden waren fertig. Der kleine Brusche freute sich über seine Frisur und war überglücklich. Karina kommentierte noch das ganze und er rannte dann weg um den Schnitt den anderen zu zeigen.

Jetzt waren die beiden mal kurz alleine und V betrachtete seine Frisur.



„Hmm.. ich glaube es sieht nicht so schlecht aus“, meinte er.

So eine hatte er noch nie gehabt. Es war ungewohnt.

„Wie findest du sie?“, wollte er wissen. „Gefalle ich dir so besser?“

Nicht so schlecht? Ich darf gar nicht hinsehen, weil es so gut aussieht! Aber das Selbstbild ist sowieso immer ganz anders, als das von den außenstehenden Personen.

V wusste ganz genau, welche Fragen er stellen musste, damit sie schwach wurde. Es war ja üblich, dass man so etwas fragte, weil man jemandem gefallen wollte. Doch er meinte alles immer anders, als sie es sich dachte.



Ob er mir jetzt besser gefällt? Das beantworte ich lieber nicht. Und besser ist, wenn ich ihn nicht die ganze Zeit anstarre.

"Also mir gefällt sie sehr gut, die Frisur", antwortete sie einfach, die andere Frage wollte sie nicht beantworten, denn sie wollte ihm nicht sagen, dass er jetzt unwiderstehlich aussah.



"Du gewöhnst dich bestimmt noch dran", meinte sie und packte ihr Zeug weg. Ab und zu sah sie zu ihm.

Dass ihm so etwas so gut stehen würde.. naja, er hat ja ein sehr hübsches Gesicht, da passt eigentlich so ziemlich alles zu. Da kriege ich das Verlangen dazu durch seine Haare zu fahren.

Sie hatte nun alles zusammengepackt. Heute war ein toller Tag gewesen und Karina wusste, dass sie öfter herkommen wollte, die Kinder fragten die beiden sogar, wann sie wieder kämen. Ehrlich gesagt rechnete sie nicht damit, dass V auch nochmal herkommen wollte. Immerhin hatte er ja auch viel Arbeit. Nachdem sie sich herzlichst von den Kindern verabschiedet hatten fuhren sie noch zu ihm und kuschelten miteinander, so wie sie es immer taten.

Mittwoch, 09.09.2020

In den letzten 2 1/2 Wochen beruhigte sich überhaupt nichts, im Gegenteil, es wurde alles immer schlimmer. Kontakt hatte sie keinen mehr zu V gehabt. Dass er sich nicht meldete und sich nicht einmal entschuldigte verletzte sie ebenfalls. Offenbar war es wirklich so, dass sie ihm scheiß egal gewesen war und er nur ihren Körper für sich haben wollte.

Mittlerweile klingelte es ständig an ihrer Tür und der Briefkasten quoll über. Zu Beginn las sie noch ein paar Briefe, aber das tat sie nicht mehr. Karina sortierte sie aus, wenn es wichtige Post war, nahm sie es mit, wenn es handgeschriebene Briefe waren ohne Absender, dann wurden diese umgehend in den Papiermüll gebracht. So einen Dreck brauchte sie sich auch nicht geben. Wie konnte er nach so einer Aktion noch immer so viele Fans haben, die hinter ihm standen? In einigen Briefen gaben die Leute sogar ihr die Schuld an der Trennung der Band. Hatten die alle zu viel Freizeit und nichts zu tun? Karina störte sich nicht wirklich an den Briefen. Das ständige Klingeln und angerufen werden war viel mehr lästig, wie kamen die Leute überhaupt an ihre Nummer?

Am schlimmsten fand sie es aber, wenn ihre Schwester etwas abbekam. Sie machten es schon so gut wie möglich, aber ganz vor den anderen verstecken und heimlich rausschleichen ging nun mal auch nicht.

Weil es jetzt schon zu viel wurde, beschlossen die beiden eine Pause zu machen mit dem Versuch ihren Vater kennen zu lernen. Wäre sie damals nicht zu feige gewesen, dann hätte sie V‘s Hilfe nicht gebraucht und in dieser Nacht auch bestimmt nicht mit ihm geschlafen.

Ihre Eltern besorgten einen kleinen Transporter, der heute irgendwann kommen sollte, damit sie ihre Sachen abholen ließen. Sie hatten vor, eine Zeit lang wieder zu ihnen nach Hause zu ziehen, da würde es ruhiger sein. Das war keine leichte Entscheidung für Katie, immerhin hatte sie hier ihre Arbeit und ihren Freund.

Karina hielt nichts in der Stadt und sie war froh, wenn sie woanders einen kühleren Kopf und Ruhe bekommen konnte. Allerdings wollte sie sich bei den Kindern im Waisenhaus verabschieden, die oft nach ihr fragten. Wenigstens die hassten sie nicht grundlos.



Auch wenn es Anfang September war, sie Sonne stand sehr weit oben und war warm, weshalb sich Karina für etwas kurzes entschied. Dann machte sie sich auf den Weg ins Waisenhaus. Dort begrüßten die die Kinder sehr herzlich, denn sie freuten sich wirklich, sie zu sehen. Da würde ihr der Abschied doch schwerer fallen, als gedacht. Endlich mal nach der Zeit auch so eine Freude ihr gegenüber wahrzunehmen, tat unbeschreiblich gut.

Etwas würde sie noch dort bleiben, die Kinder hatte sie schon ins Herz geschlossen, sie waren einfach ohne Vorurteile ihr oder jemand anderen gegenüber. Wie schön musste das sein, wenn man von der grausamen Welt noch nicht so viel mitbekam? Viele von ihnen hatten ihre Eltern verloren und das würde sie ihr Leben lang verfolgen, aber es richtete sich niemand gegen sie. Sie wurden nicht reingelegt und weggeworfen, wie ein benutztes Taschentuch.

Aus den Umarmungen kam sie gefühlt gar nicht mehr raus, weil es so viele waren und sofort wollten sie auch mit ihr etwas spielen.

Ich bleibe nicht so lange. Aber etwas Zeit habe ich noch, bis die Umzugtypen kommen. Katie ist auch noch unterwegs. Hach, die kleinen sind so lieb. Sie sind sicher traurig, wenn ich länger nicht mehr da bin. Besser sage ich ihnen nur, dass ich eine Zeit lang nicht mehr kommen werde…

„Och, Karina? Mit dir haben wir heute gar nicht gerechnet! Das ist aber schön, dass du da bist. Sie fragen andauernd nach … dir.“

Dass sie wahrscheinlich nicht nur Karina meinte, sondern auch V, dachte sie sich schon. Es war sehr aufmerksam, dass sie auf ihre Worte acht gab.

„Ja, es war sehr spontan“, sagte sie gerade noch so, aber die Kinder zogen sie mit in die Spielecke, wo sie etwas mit ihnen spielte, während sie sich mit jemandem von den Erwachsenen unterhielt.

Man sah der Frau an, dass ihr etwas auf der Zunge lag, sie es aber nicht aussprach, sicher hatte sie auch den ganzen Trubel mitbekommen. Sie unterhielten sich locker und als die Kinder nicht ganz aufpassten, erklärte sie, wieso sie heute da war.



„Meine Schwester und ich ziehen um. Ich wollte mich von den Kindern noch etwas verabschieden. Leider weiß ich nicht, wann ich das nächste Mal wieder komme.“

„Was? Oh die Kinder werden dich bestimmt vermissen! Das ist wirklich schade, du warst uns einengte Hilfe.“

Karina fand es ja auch schade, doch das brauchte sie jetzt. Das war nicht mehr auszuhalten mit den Leuten. Sie hoffte endlich in Ruhe gelassen zu werden, wenn sie nicht mehr in der Stadt war.

„Ich werde sie auch vermissen. Bin doch sehr gerne hier gewesen.“

Die ganzen Wochen über war er einfach nur angepisst. Es regte ihn einfach nur auf. Wieso verstand ihn einfach keiner? Und wieso waren viele Frauen so verschreckt? Am meisten ärgerte es ihn weshalb sie einfach die Band aufgelöst haben. Immerhin hatte er nur ein bisschen gelogen oder? Es war einfach nur alles Kookies Schuld. Hätte er nicht ständig etwas mit Ahri gehabt wäre das alles nicht passiert.

Taehyung sah es noch immer nicht was das Problem. Bei ihm musste noch einiges passieren, damit er wieder zu Vernunft kam. Auch realisierte er es noch nicht was das für ihn bedeutete.

Momentan kam nur negatives auf ihn zu was er nicht gewohnt war. Schließlich fing Namjoon immer alles ab. Zurzeit war Funkstille mit seinen ehemaligen Kollegen.

Weil er an die Kinder dachte im Waisenhaus und er auf andere Gedanken kommen wollte. Besuchte er sie spontan. Die Kinder freuten sich bestimmt ihn zu sehen.



Mit gemütlichen Sachen betrat der das Waisenhaus. Mittlerweile war er schon öfters hier gewesen, weil ihn die Kinder glücklich machten und er einfach mal er selbst war. Da gab es keine Schauspielerei oder lügen. Die brauchte er nicht.

Nachdem er wenigstens hier willkommen war, kam er gleich zu den Kindern sie sich freuten. Natürlich wussten sie nicht wie schlecht er oft Menschen behandelte.

„Kommt her! Spielen wir ein bisschen“, sagte er zu dem kleinen Kerl der ihn so liebte.



Vor lauter Freude hüpfte der Junge und er musste lachen.

Die Kinder waren echt gerne bei ihr und Karina würde sie sehr vermissen. Deshalb nutzte sie die Zeit und spielte noch mit ihnen.



Hellhörig wurde sie, als ein Kind auf einmal meinte, wieso sie nicht gemeinsam mit Taehyung etwas vorlas. Der Gedanke des Kindes, der so plötzlich da war, ließ sie nervös werden, da es seinen Namen nannte.

"Wenn du willst, kann ich euch etwas vorlesen. Aber weißt du", fing sie an, denn sie wollte noch erklären, wieso sie nicht mit ihm vorlas, denn sie hatte ja keine Ahnung davon, dass er da war. Er war der letzte, mit dem sie jetzt rechnete.

"ich bin ja alleine hier. Er hat bestimmt keine Zeit, dass er vorbeikommt", erklärte sie, aber die Kinder schienen nur verwirrt zu sein.

Was hab ich gesagt? Wieso schauen sie mich so an?

"Aber er ist hier!", riefen sie durcheinander. Ein paar Kinder fingen sogar an nach ihm zu rufen.

"V V V, Karina ist auch hier", riefen sie euphorisch. "Lest uns etwas vor!"



"Was, wie? Was meinst ihr", fing sie an und sah zu der Mitarbeiterin, die offenbar beschämt darüber war, dass sie nichts darüber gesagt hatte. Karinas Herz schlug wie wild, weil das gerade zu schnell passierte. War er tatsächlich dort?

Sie stand auf, weil die Kinder teilweise wegliefen und nach ihm riefen.

Bitte lass das einfach nur ein Traum sein, er kann nicht hier sein.

Seit dem Abend hatte sie ihn nicht mehr gesehen. Naja, in den Nachrichten schon, aber seitdem hatten sie kein Wort mehr miteinander geredet oder sich so getroffen.

"Wisst ihr, ich wollte nur kurz vorbei kommen", versuchte sie ihnen noch hinterher zu rufen, aber die kleinen flinken Beine waren einfach zu schnell, um ihre Worte noch aufzunehmen. Es dauerte nicht lange, da zerrten sie einen Mann in den Raum. Karinas Herz blieb stehen, auf einmal war sie richtig aufgeregt, als sie ihm ins Gesicht sah und erkannte, dass es V war. Von der einen Sekunde auf die andere schmerzte ihr Herz.



Nervös biss sie auf ihre Lippe und gab sich alle Mühe normal zu atmen und nicht falsch zu reagieren, immerhin waren die Kinder auch da.

Fuck, verdammt. Er ist ernsthaft hier!?! Sucht er sich etwa jetzt schon die Frauen bei den jüngeren? Weiß man ja offenbar nicht bei ihm. Wer weiß, was er den anderen hier vor lügt.

Eigentlich wollte sie daran glauben, dass es seine echte Seite war, wie sie ihn damals hier erlebt hatte, doch das konnte sie nicht mehr für sich bewahrheiten, da sie ihn anders kennen gelernt hatte.

Karina wusste nicht, was sie tun sollte. Sie war sauer, aber es verletzte sie gerade total, dass sie ihn sah. Nun drehte sie sich zu der einen Dame um.



"Ich sollte jetzt gehen. Sonst fährt der Umzugswagen ohne mich los", meinte sie mit einem eher erzwungenerem Lächeln als vorher.

Nach einer Weile kamen ein paar Kinder zu ihm gelaufen die völlig aus dem Häuschen waren. Was war den jetzt passiert? Ein niedliches Mädchen erzählte ihm von Karina. Anscheinend war sie hier. Sofort weiteten sich seine Augen und war überrascht davon.

Sie ist hier? Was macht sie hier? Wollte sie die Kinder auch besuchen oder weiß sie, dass ich hier bin und wollte mich sehen.



Taehyung redete sich noch immer so viel ein. Natürlich würde Karina ihn nicht sehen wollen. Was er ihr alles angetan hatte war unverzeihlich.

Rasch erhob V sich von deinem Platz und eilte den Kindern hinterher. Naja besser gesagt sie schoben noch mit, damit er schneller zur Karina kam.

Als er sie sah, konnte er seine Augen nicht mehr von ihr lassen. Sie sah wirklich gut aus. Ihr Kleidungsstil gefiel ihm sowieso gut, weil sie oft ihre Haut mehr zeigte.



Wow sie sieht richtig attraktiv aus…

„Hi, Karina“, begrüßte er sie.

Doch verständlicherweise fühlte sich Karina nicht mehr gut und wollte nach Hause. Sie drehte sich eiskalt weg und informierte die Frau neben ihr, dass sie gehen würde wegen ihrem Umzugswagen.

Dann kam er mit den Kindern zu ihr. Ihm blieb ja nicht viel über, weil sie ja eine Geschichte hören wollten.

Sie will nicht mehr hier leben? Ich dachte sie wollen ihren Vater sehen?

„Wieso ziehst du um?“, fragte er sie jetzt einfach.



Wenn sie mich mag, mag sie mich noch immer oder?

In ihr zog sich einfach alles zusammen, als er anfing mit ihr zu reden, doch sie wollte ihn nicht grüßen. Ihre Blicke trafen sich, aber sie schwieg.

Verdammt mein Herz rast so, warum bin ich so nervös? Er ist das Arschloch, ich muss nicht aufgeregt sein.



Er will ernsthaft wissen, wieso ich umziehe? Wieso redet er überhaupt so mit mir, als wäre nichts gewesen? Nicht einmal eine Entschuldigung! Tut er vor den Kindern jetzt einfach so nett?

Dass sie umzog hörten die Kinder auch, die ebenfalls nachfragten, wieso und wohin sie umzog. Dann musste sie wenigstens nicht ihm antworten, denn mit ihm wollte sie nicht reden. Karina wendete sich den Kindern zu und zog ihre dünne Weste soweit zu, dass es ihren Körper verdeckte.

"Ich ziehe zurück nach Hause. Jetzt werde ich eine längere Zeit nicht mehr zu euch kommen. Aber ich verspreche euch, dass ich euch wieder besuchen werde."

Wenn er nicht checkt, wieso, dann kann ich ihm auch nicht helfen.

"Deshalb habe ich leider keine Zeit mehr, um euch etwas vorzulesen. Das nächste Mal werde ich euch so viel vorlesen, wie ihr nur wollt", versicherte sie ihnen und tätschelte liebevoll dabei etwas ihre Köpfe.

Ich will hier weg. Ich will ihn einfach nicht mehr sehen, da könnte ich kotzen. Und obwohl er so scheiße ist, sieht er noch immer gut aus. Das regt mich einfach nur auf! Ich hätte die Sachen von ihm doch behalten und dann verkaufen sollen. Das Geld hätte ich dem Waisenhaus geben können. Aber daran habe ich natürlich nicht gedacht.

"Bleibt brav, hört auf eure Betreuer und helft schön mit. Aber vor allem habt Spaß! Wir sehen uns sicher wieder", verabschiedete sie sich schon von den Kindern, die teils ziemlich traurig darüber waren. Doch so wie Kinder waren, lenkten sie sich schnell wieder ab.



Karina sah noch einmal kurz zu V, sagte aber noch immer nichts. Ihr Hals fühlte sich an wie ausgetrocknet, wenn sie ihn ansah. Von der Betreuerin verabschiedete sie sich ebenfalls und ging dann einfach an ihm vorbei nach draußen.

Geschafft! Jetzt muss ich durchatmen. Bald erinnert mich nichts mehr an ihn, daran, dass er mich so behandelt hat.

Was ist ihr Problem? Wieso ignoriert sie mich so? So schlimm war das auch nicht wie sie tut.



Momentan hatte er einfach kein Feingefühl, weil er zu sehr mit sich beschäftigt war. Es ging immer nur um ihn und seine Bedürfnisse. Andere Personen hatten da keinen Platz.

Karina zog es einfach durch und ignorierte ihn weiterhin. Das hatte er verdient nach allem was er ihr angetan hat, doch das konnte er einfach nicht einsehen.

Wieso will sie weg von hier? Sie redet einfach nur mit den Kindern? Wieso ist sie so angefressen der Sex war gut genauso wie das kuscheln.

Wenn er sein Hirn einschalten würde und sich wirklich mal mit ihr befassen würde, wüsste er wieso sie so drauf war. Und warum sie so handelte. Einfach jeder der Augen im Kopf hatte konnte das sehen. Wieso er nicht?  



Fassungslos sah er ihr hinterher als sie sich von allen verabschiedete nur zu ihm nichts sagte und einfach ging. Nur einen kurzen Blick von ihren schönen Augen konnte er erhaschen, als sie ihn ansah. Auf einmal tat ihm das richtig weh. Was hatte er nur getan? Sie waren sich doch einmal so nahe gewesen.

Kurz sah er zu den Kindern.

„Ich komme gleich. Ich verabschiede mich noch von Karina. Spielt in eurem Spielzimmer bis ich wieder komme“, befahl er ihnen und folgte Karina.

Die Kinder befolgten die Anweisung. Um sie einzuholen, rannte er nach draußen und griff nach ihrer Hand.

„Wir sollten reden“, sagte er zu ihr.

Gerade hatte sie sich wieder beruhigt, da spürte sie, wie sie jemand an ihrem Handgelenk packte. Überrascht drehte sie ihren Kopf zu der Person und sah, dass es Taehyung war.

Scheiße, was ist jetzt los?



Reden? Als ob das was bringen würde. Wie wäre es damit, dass er mal anfängt sich für sein Arschlochsein zu entschuldigen?

"Ich will aber nicht mit dir reden", schaffte sie endlich zu reden und zog ihre Hand zu sich. "Es gibt rein gar nichts, was mich noch davon interessieren würde, was du mir zu sagen hast! Ist doch sowieso alles nur gelogen!"

Es war ein eigenartiges Gefühl ihn so zu sehen und mit ihm zu sprechen. Die Realität holte sie ein und sie hatte den demütigenden Abend wieder direkt vor Augen. Sie war zwar aufgeregt, scheute sich aber nicht davor ihn direkt anzusehen.

So wie es aussah hatte Karina kein Interesse mehr mit ihm zu reden und zog ihre Hand zurück.

Als sie meinte, dass alles gelogen war, war er kurz still. Wann hatte er die Wahrheit gesagt und wann hatte er gelogen? Darüber verlor er bisher noch keinen Gedanken darüber.

Was ist ihr Problem? Frauen sind nur kompliziert.

„Wieso hast du mir deine Sachen zurückgeben? Die waren ein Geschenk. Und wieso hast du dich nicht bei mir gemeldet?“



Man musste ihm schon wirklich alles ins Gesicht sagen. Sonst kapierte er einfach nicht warum. Würde er es überhaupt verstehen?

„Bist du sauer, weil ich mit der einen Frau Sex hatte? Das war nur eine einmalige Sache“



Er konnte sich vorstellen, dass sie einfach nur eifersüchtig wegen der einen war, weshalb sie so herum zickte.

Das meint er nicht ernst!?!

"Du...", fing sie an, weil sie es nicht fassen konnte, dass er das wirklich so sagte. Checkte er es nicht? Es war ja schon schlimm genug, was er getan hatte, aber, dass er es noch immer nicht verstand war wirklich die Spitze. Das machte sie wütend und emotional. Denn dass er es nicht verstand zeigte nur noch mehr, wie egal sie ihm die ganze Zeit gewesen war.

"Ich glaub das jetzt nicht", fuhr sie ihn an und drehte sich kurz zur Seite, dann wieder zu ihm hin.

Dreh jetzt nur nicht durch, sagte sie zu sich selbst, aber das war leichter gedacht, als getan.



"Wieso ich mich nicht gemeldet habe?", fing sie an und atmete tief durch. Dachte er wirklich, dass sie nur wegen der einen Frau keine Lust mehr hatte?

"Lass mich mal überlegen. Vielleicht, weil du mich die ganze Zeit nur angelogen hast? Weil du mit meinen Gefühlen gespielt hast. Weil es dir die ganze Zeit nur darum ging meinen Körper für Sex zu benutzen. Oder du mich vor der ganzen Welt bloßgestellt und gedemütigt hast! Weil du mit meinen Gefühlen gespielt hast? Mir fallen genügend Gründe ein!"

Ach verdammt, gleich fange ich wieder an zu heulen. Ich will vor ihm nicht heulen! Das ist peinlich!

"Du kapierst es ja doch nicht, egal was ich sage. Such dir einfach andere Frauen, die du verarschen kannst, oder kaufen, das ist mir egal. Ich war einfach so blöd und habe geglaubt, was du gesagt hast."

Obwohl sie gar nicht mit ihm reden wollte, fiel ihr andauernd etwas ein, was sie ihm sagen wollte.

"Hast du überhaupt einmal daran gedacht, wie verletzend das ist, wenn man permanent angelogen wird? Ich habe dir alles von mir gegeben und du hast mich nur benutzt", sprach sie mit wässrigen Augen weiter, aber sie wollte nicht lauter werden, weshalb sie sich beherrschte ihre Stimme leiser zu halten.

"Ich wünschte einfach, ich wäre damals nicht in euer Haus eingebrochen. Wenn ich dich nie kennen gelernt hätte, dann wäre jetzt alles einfacher."

Und schon liefen die Tränen leise hinunter, aber die wischte sie gleich wieder weg und drehte ihren Kopf. Das wollte sie nicht, sie wollte nicht vor ihm weinen, weil sie nicht schwach wirken wollte.



"Meine Gefühle waren aufrichtig", sagte sie noch immer woanders hinsehend. "Umso schlimmer ist es, dass ich als die Blöde dargestellt werde. Denn du bist das Arschloch. Aber gratuliere dir, du hast noch immer viele Fans, die hinter die stehen, naja eigentlich stehen sie nicht hinter dir, sondern vor meiner Haustür. Ich bin froh, wenn ich hier weg bin."

Karina konnte einfach nicht glauben, dass er so etwas fragte. Natürlich fielen ihr genügend Gründe ein weshalb sie nicht mit ihm reden wollte.

„Ich habe nicht nur gelogen und mit dir nur gespielt“, versuchte er sich zu verteidigen.



Aber Karina hatte recht. Es fiel ihm nicht mal mehr auf. Wie sollte es auch, wenn er immer nur an sich dachte. War das auch der Grund warum Annie ihn verließ? Wollte deshalb keiner mehr etwas mit ihm zu tun haben?

Jetzt war Taehyung wirklich alleine und verloren. Nicht mal Karina wollte ihn.

Ist sie wirklich so enttäuscht und verletzt?

Ihr Herz war so verletzt, dass sie einfach alles gerade bereute in ihrem Leben mit ihm.

„Ich habe die Zeit wirklich mit dir genossen. Nur dachte ich du würdest mich mögen, wenn ich dir Sachen schenke", erklärte er ihr verzweifelt.

Wahrscheinlich war es egal was er sagte, denn sie würde ihm sicher nicht mehr glauben. Dann meinte sie, dass sie wirkliche Gefühle für ihn gehabt hatte und fing an zu weinen. Irgendwie traf ihn das jetzt schon. Jeder dachte von ihr sie hätte ihn ausgenutzt und seine Fans machten ihnen das Leben schwer. Es war kein Wunder warum sie weg wollten.

Wieso hat sie mir das früher nicht gesagt, dass sie mich mehr mag? Was soll ich jetzt machen?



Weil er einfach überfordert war mit allem starrte er sie nur an und kaute Kaugummi obwohl er  keinen in seinem Mund hatte.

"Wie lange magst du mich schon?", stellte er dann doch die Frage.



Eigentlich dachte er daran sie zu umarmen ließ es aber doch. Sie würde ihn nur von sich schubsen. Am besten hielt er sich von ihr fern. Vielleicht würde er einfach über alles nachdenken wenn er alleine in seiner Wohnung war.

Wieso höre ich mir das überhaupt an. Das stimmt doch sowieso nicht, er lügt mich nur an.

Auch, wenn sie es gerne anders hätte, aber sie konnte ihm nicht glauben. Noch mehr weh tat es, als er meinte, er hätte die Zeit mit ihr genossen, dabei presste sie ihre Lippen aufeinander.

Lügen, alles Lügen.

Für sie war es auch einfacher sich vorzustellen, dass er nur noch log, damit sie nicht einknickte. Taehyung sah unglaublich gut aus und seine Stimme war total sexy, sie wollte sich nicht wieder um den Finger wickeln lassen.



"Nein, ich brauche keine Dinge, mit denen man mich kaufen muss. Ich dachte, du magst mich und kaufst sie mir deshalb. Du hast mich einfach so getäuscht. Du wolltest nur mit mir schlafen."

"Diese verdammten Tränen", fluchte sie vor sich hin und wischte sich erneut über ihre Augen, "die kommen nur, weil ich so sauer bin", redete sie sich zurecht.

Nun fragte er nach, seit wann sie ihn mochte. Das war eine gute Frage. Zu Beginn fand sie ihn zwar einfach anziehend, aber richtig gern mochte sie ihn tatsächlich erst später, nachdem sie dachte ihn besser kennen gelernt zu haben.



"Das ist bedeutungslos. Mach dir keine Sorgen, Gefühle verschwinden wieder."

Das stimmte. Früher oder später, verschwanden Gefühle, aber die Narben im Herz blieben oftmals länger. Karina schniefte, da ihre Nase lief, weil sie nicht aufhören konnte zu weinen. Sie kam gar nicht mehr hinterher sich ihre Tränen wegzuwischen, das nervte sie. Sicher sah sie total bescheuert aus, das war ja echt spitze. Aber jetzt sah sie ihn wieder an.

"Hat dir das Spaß gemacht? Wieso sich so eine Mühe für eine einfache Frau machen, wenn es so viele andere gibt, denen es scheiß egal wäre, dass du nur ihren Körper willst? Dir liegen bestimmt viele solcher Frauen zu Füßen, so wie die eine von der Party", kam sie doch zurück auf die zu sprechen. Natürlich verärgerte sie das, sie war nicht eifersüchtig, aber verletzt, dass er an dem Abend unbedingt Sex haben wollte und mit irgendeiner schlief, anschließend dann mit ihr.



"Das schlimmste daran ist, dass du es nicht einmal verstehst! Oder du willst es nicht verstehen", meinte sie und ging auf ihn zu. Wütend und verletzt sah sie ihn an. Karina musste einfach verschwinden.

Ihr Blick war voller Verachtung, aber genauso auch unglaubliche Verletztheit. Dann hob sie ihren Arm und holte aus, weil sie ihm eine schmieren wollte, doch sie stoppte dann, sie sah ihn nur an, während sie versuchte ihre Emotionen zu kontrollieren. Wieso konnte sie ihn jetzt nicht schlagen? Weil sie ihn ansah, fiel es ihr schwer. Seine dunklen, hübschen Augen hinderten sie.

Fuck, jetzt nur nicht schwach wirken. Nicht so einen Eindruck machen, als hätte er Macht über mich.

Kurz sah sie woanders hin, dann wieder zu ihm und jetzt schaffte sie es. Karinas Handfläche klatschte auf seine Wange. Ihre Hand war heiß und pochte.



Ich sollte mich besser fühlen. Wieso tu ich das nicht?

Bevor er noch irgendwas dazu sagen konnte und sie sich mit ihrem geflenne noch mehr zum Affen machte, drehte sie sich um und lief einfach ganz schnell weg. Sie konnte ihn jetzt nicht ansehen, sie wollte nicht mehr mit ihm reden. Das tat zu sehr weh.



Irgendwo blieb sie stehen und weinte mehr. Die Leute sahen sie schon ganz entgeistert an, doch was sollte sie tun? Es war nicht zu beherrschen, die Tränen kamen einfach, das wollte sie ja nicht. So konnte sie jedenfalls nicht zurück nach Hause, denn da waren ständig die Leute. Darum wartete sie noch eine Zeit, bis sie sich beruhigt hatte und ging dann erst zurück. Andauernd dachte sie daran, was er gesagt hatte. Dass er die Zeit mit ihr genossen hatte, dass er sie nicht nur angelogen hatte. Für sie fühlte es sich aber so an, als wäre alles nur gespielt gewesen.

Sie dachte ich kaufe ihr die Sachen, weil ich sie mag? Dachte sie wir sind zusammen oder sowas? Wusste sie nicht, dass ich andere Frauen auch hatte?



Obwohl er sich nichts anmerken ließ löste es in ihm so einiges aus, als sie so weinte. Irgendwie wollte er sie nicht so niedergeschlagen und traurig sehen. Er hätte nicht gedacht, dass sie wirklich so verletzt werden würde.

Habe ich sie wirklich so schlecht behandelt? Das stimmt, ich wollte wirklich nur Sex, aber das kuscheln hat mir auch gefallen. Eigentlich ist sie ja ganz nett.



Anscheinend weinte Karina nur, weil sie sauer war aber das glaubte er ihr nicht ganz. Wenn sie ihn wirklich gemocht hatte oder noch mochte war sie bestimmt deshalb verletzt.

Auf seine Frage hin bekam er auch keine Antwort. Was hatte er nur getan was so schlimm war? Darüber würde er sich wahrscheinlich zu Hause dann seinen Kopf zerbrechen.

Dann wollte sie wissen ob es ihm Spaß machte sie so zu verarschen. So bewusst hatte er das gar nicht gemacht. Karina gefiel ihm einfach und da wollte er sie an ihrer Seite haben egal wie. Das war ja das Problem was er nicht verstand.

Auf der Party hatte er auch so eine Scheiße abgezogen. Er vögelte eine die er nicht einmal kannte und tat so als wäre Karina immer etwas besonderes. Und wo er meinte er hätte Katie nirgends gefunden obwohl er nicht einmal gesucht hatte.

Kurz danach kam sie auf ihn zu und erhob ihr Hand, aber sie schlug ihn nicht. Ganz genau wusste er nicht was er machen sollte. Doch gleich darauf spürte er eine kräftigen Schlag ins Gesicht. Das tat extrem weh und er griff auf seine Wange die richtig schmerzte.

Er konnte nicht einmal ein Wort sagen, weil sie verweint davon lief. Der Anblick davon schmerzte schon sehr. Was war das nur? Er fühlte sich zum ersten Mal so richtig schlecht deshalb.

Hasst sie mich wirklich so? Sie zieht wegen den Fans weg, weil sie ständig vor ihrer Tür stehen? Was meinte sie damit, dass sie hinter mir stehen und sie die Böse ist?

Ein paar Minuten blieb er noch so stehen und ging wieder zurück zu den Kindern. Er tat so als wer nichts. Schauspielern konnte er ja gut.

Ein paar Stunden später fuhr er nach Hause und musste ständig an Karina denken und seine ehemaligen Kollegen. Er hatte einfach in Windeseile alles verloren.

Warum hassen mich alle so? Bin ich wirklich so ein Egoist? Niemand will mit mir reden oder mit mir etwas machen.



Das alles ließ ihn schon sehr nachdenkend werden.